Hohensteinstraße/Winzergasse 45/7
3500 Krems an der Donau
3500 Krems an der Donau
Funktion als Klosterhof gesichert
Erhaltungszustand
Bestand erhalten
Kloster oder Institution
Datierung
Zugänglichkeit
Der ehem. Hof des bayerischen Augustiner-Chorherrenstiftes St. Zeno in Bad Reichenhall liegt mit der Adresse Winzergasse 7 bzw. Hohensteinstraße 45 im östl. Bereich der Stadt, rund 325 m südwestl. der Filialkirche St. Anton bzw. 235 m nördl. des Kremsflusses. Der Hof liegt dabei im Kreuzungsbereich von Winzergasse und Mitterweg sowie Winzergasse und Hohensteinstraße und nimmt somit im Stadtbild bzw. im ehem. Kremser Vorort eine prominente Position ein.
Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "St. Zeno Hof" (Lagebeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/114-st-zeno-hof
Das Kloster St. Zeno besaß in Krems bereits vor 1260 einen Hof; in diesem Jahr gab Propst Heinrich von St. Zeno in Hall (Reichenhall) dem Propst Engelbert v. Werd (Högelwörth) als Ersatz für eine Hofstatt in Chrems die Hofstatt des Ismeric in Hall, ein Lehen im Dorf Holzhousen beim Fluss Ach und 15 d als Burgrecht vom Hof in Chrems (Plesser 1939, S. 551).
Im Urbar der Pfarre Krems von 1381/86 wird das Monasterium de Halle (Reichenhall) mit einem dienstpflichtigen Weingarten bei ihrem Hof genannt (Ebner 1965, Nr. 18).
Aus einer Besitzbeschreibung aus 1543 geht hervor, dass das Kloster zu Weinzurl unnder Khrembs ain öden Hof darauff nit mer baut ist als ain Preß unnd daneben ain Kheller darin sy die Paw wein legen, besaß. Im Vermögensbekenntnis von 1558 wird hingegen ein Hof genannt – was darauf schließen lässt, dass er um die Jahrhundertmitte wieder errichtet worden war (NÖLA, Alte Einlag 253).
An der Westfassade des Hofes ist zw. den beiden Fenstern des Obergeschoßes (vor dem Umbau über dem Eingang in der Winzergasse) ein Wappenstein eingemauert: Bernhardus präpositus S. Zenonis ex belli ruinis erexit 1652. Der Hof wurde bei der Einnahme der Stadt durch die Schweden 1645, wie nahezu alle Gebäude der Vorstadt Hohenstein,schwer beschädigt oder zerstört und danach wieder aufgebaut. Im
Jahr 1805 wurde St. Zeno wie alle ausländischen Klöster enteignet; im Gültbuch und im Besitzerbogen scheint 1806 die k.k. Staatsgüter-Administration auf, die das Haus 1811 an Anna Schmitt und Veronica Seidl verkauft (vgl. NÖLA, Gültb. 53, Nr. 190, Fass. Nr. 940; Besitzerbogen 190 OMB).
1854 wurde das Haus vom Stift St. Peter/Salzburg erworben, das es als Wohnung für seinen Hofmeister verwendete (vgl. DASP, PfA Krems-St. Veit HA 8; vgl. NÖLA, Gültb. 53, Nr. 190, Fass.Nr. 940; vgl. Besitzerbogen 190 OMB; vgl. NÖLA, BG Krems 27/2, p. 571; vgl. BG Krems, GB IV, fol. 322v; vgl. BG Krems, GB X, S. 19).
Helga Schönfellner-Lechner, "St. Zeno Hof" (Besitzgeschichte) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/114-st-zeno-hof
Die Baubeschreibung des St.-Zeno-Hofes basiert auf Sichtungen der öffentlich einsehbaren Gebäudeteile (wie der straßenseitigen Fassaden) und auf allgemein zugänglichem Karten- und Bildmaterial. Eine Begehung bzw. Besichtigung des Objekts im Rahmen des Projekts fand bis dato nicht statt.
Die Anlage setzt sich heute aus einem Hauptgebäude in der nordwestl. Ecke sowie einem Nebengebäude in der südöstl. Ecke der Parzelle zusammen (der alten Parzelle lt. Franziszeischem Kataster mit den Nrn. 15 und 75 – heute ist das Areal neu parzelliert). Eine Einfriedungsmauer zw. diesen Baukörpern entlang der Winzergasse und der Hohensteinstraße, die auf ebendiese Kreuzung durch eine Abschrägung reagiert, bildet einen geschlossenen Hof- bzw. Gartenbereich.
Das Hauptgebäude zum Mitterweg ist 2-geschoßig und mit Walmdach ausgeführt, erschlossen wird es hof- bzw. gartenseitig über ein Portal in der Einfriedungsmauer südl. der W-Fassade. Das Erdgeschoß weist lediglich 2 unregelmäßige Fenster im östl. Abschnitt der N-Fassade auf, ein kleines Kellerfenster an der N- und eines an der W-Fassade bezeugen zumindest eine partielle Unterkellerung des Gebäudes. Das Obergeschoß weist an der N- und S-Fassade 5 und an der W-Fassade 2 Fensterachsen auf, die östl. Fassade wird durch einen Anbau verstellt. Die Fenster des Obergeschoßes zeigen aufgeputzte, breite, 4-fache, gerade profilierte Faschen sowie einfache Sohlbänke. Die Fassade ist glatt verputzt und beige getüncht, während die Fensterfaschen sowie ein das Gebäude zur Traufe abschließendes Gesims aus aufgeputztem Rundstab und Hohlkehle weiß gefasst sind. An der W-Fassade ist zw. den beiden Fenstern des Obergeschoßes ein skulpturierter Wappenstein eingelassen, der neben 2 von Infel und Pastorale bekrönten Wappen die Inschrift Bernhardus präpositus S. Zenonis ex belli ruinis erexit 1652 trägt.
Der Wirtschaftsbau im südöstl. Bereich der Parzelle ist 1-stöckig und trägt ein Krüppelwalmdach. Im O und W ist je eine breite, von einem Segmentbogen überspannte Durchfahrt situiert, zw. diesen Durchfahrten liegen 2 von Rundbögen überspannte Lüftungsöffnungen. Ein einfaches Gesims sowie je ein längsrechteckiges, profiliertes Putzfeld im O und W treten als Fassadenschmuck auf.
Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "St. Zeno Hof" (Baubeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/114-st-zeno-hof
Ohne eine bauhistorische Begehung bzw. Untersuchung können keine Angaben zum Baualter des Haupttraktes des St.-Zeno-Hofes getätigt werden – lediglich der Wappenstein in der W-Fassade gibt einen terminus ante quem für die Entstehung des Gebäudes, da er eine Wiedererrichtung des Hofes nach dem Einfall der Schweden 1645 unter Probst Bernhard Fischer I. für 1652 belegt. Vor 1652 muss an dieser Stelle somit bereits ein Hof des Klosters St. Zeno bestanden haben, archivalisch ist ein solcher erstmals vor 1260 fassbar.
Auf dem Franziszeischen Kataster (Mappenblatt von 1822) weist der Haupttrakt im NO der Parzelle noch eine L-förmige Gestalt auf, indem im O an den zum Mitterweg orientierten Haupttrakt ein N-S orientierter Baukörper angeschlossen ist, der in den Hof- bzw. Gartenbereich hineinragt – heute wird dieser Bereich von architektonisch anspruchsloser Zweckarchitektur eingenommen. Urspr. dürfte dieser Trakt auch die Einfahrt in den Gebäudekomplex beinhaltet haben.
Da das südöstl. Wirtschaftsgebäude am Franziszeischen Kataster nicht verzeichnet ist, muss dieses nach 1822 entstanden sein, in einer Zeit, als der Hof nicht mehr im Besitz des Klosters St. Zeno war – womöglich war der Hof zur Zeit der Errichtung des Nebengebäudes bereits im Besitz des Stiftes St. Peter/Salzburg. Zu dieser Zeit könnten auch die beiden Erdgeschoßfenster in der N-Fassade des Haupttrakts ausgebrochen worden sein.
Obwohl bis dato nur wenige Daten zur Bauhistorie des St.-Zeno-Hofes vorliegen, kann dieser alleine aufgrund seiner Größe als bedeutender Wirtschaftshof angesprochen werden, dessen weitläufiger Innenhof samt Lagerräumlichkeiten im Erdgeschoß des Haupttraktes die wirtschaftlichen Aspekte des Hofes unterstreicht. Ein besonderes Zeugnis vom wichtigen Wirtschaftsstandort gibt die Inschrift im Wappenstein in der W-Fassade, welche eine explizite Wiedererrichtung des Hofes im Jahre 1652 nach der Zerstörung durch die Schweden 1645 nennt.
Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "St. Zeno Hof" (Bauhistorische Interpretation) Wachauer Klosterhöfe Online 2022,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/114-st-zeno-hof
Der Archivbestand des Klosters St. Zeno befindet sich im BayHStA, die Urkunden sind, ebenfalls über das BayHStA, aber nicht über monasterium.net online zugänglich. Das entsprechende Findbuch enthält ein Ortsregister, demzufolge zehn Nr. (14-23) die klösterlichen Besitzungen in NÖ betreffen. Es folgt eine Auflistung dieser Nummern, die Regesten sind dem Findbuch Nr. 1867 I KL-Allg. 2.15 KL XIX: W-Z entnommen:
Bezirksgericht Krems, GB IV.
Bezirksgericht Krems, GB X.
DASP, PfA Krems-St. Veit HA 8.
NÖLA, Alte Einlag 253.
NÖLA, Gültbuch 53, Nr. 190, Fass. Nr. 940.
NÖLA, BG Krems 27/2 GB Stadt Krems 1830.
Herwig Ebner, Ein Urbar der Pfarre Krems aus dem 14. Jahrhundert, in: Mitteilungen des Kremser Stadtarchivs 5 (1965), S. 1-122.
Alois Plesser, Zur Kirchengeschichte des Waldviertels vor 1627, in: Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesan-Blatt XII (1939), S. 1-704.