Klosterhöfe

Raitenhaslacher Hof 2

Funktion als Klosterhof gesichert

Erhaltungszustand

Bestand erhalten

Kloster oder Institution

Zugehörigkeit:

Datierung

Historisch
1249 gesichert – 1745 gesichert
Bauhistorisch
? – ?
Die Laufzeit der klösterlichen Nutzung anhand historischer oder bauhistorischer Daten.

Zugänglichkeit

Kein Zugang

Das Objekt ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich

Verortung

Lagebeschreibung

Der ehem. Hof des bayrischen Zisterzienser Klosters Raitenhaslach (1803 säkularisiert) befindet sich mit der Adresse Untere Landstraße 41/43 rund 200 m östl. der Stadtpfarrkirche St. Veit im Kreuzungsbereich zw. Unterer Landstraße und Wegscheid. Östl. des Objekts Untere Landstraße 43 entsteht durch die Gabelungssituation ein kleiner, dreiecksartiger Platz, der heute vom Simandl Brunnen geschmückt wird.

Andreas Steininger / Alarich Langendorf, "Raitenhaslacher Hof 2" (Lagebeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2022,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/118-raitenhaslacher-hof-2

Historische Daten

Besitzgeschichte

1249 kaufte das Kloster Raitenhaslach ein Haus in Krems um 32 Pfund Pfennig – Stadtrichter Gozzo stellte die Urkunde als Burgrechtsbesitzer aus (Krausen 1959, Nr. 179).

Die definitive Nennung der Lage erfolgt 1304 in einer Steuervergünstigung Herzog Rudolf III. für das Haus in Krems (vgl. BayHStA, KU Raitenhaslach 1304 Jan 9); 1309 wird es als des chavfmans havs bez., 1569 als Khuel Haus, 1589 als der Khiell (BayHStA, KU Raitenhaslach 1309 Juni 19; DASP, GB Pfarre Krems 1610, fol. 201r; StaA Krems, GB Stadt Krems 1551, fol. 288v; NÖLA, KG Krems 116/I, fol. 8v).

In der Saugassen (Göglstraße 13) besaß das Kloster 1484–1658 ein Preßhaus (BayHStA, KU Raitenhaslach 1484 Juni 1; StA Krems, GB Raitenhaslach 1758, p. 119).

Am 10. Februar 1521 verkaufte das Kloster an die Stadt Krems ain ort oder fleckh vor unserem hof genant der kyel, dasselbs zu Krems in der untern Landstrass zu einem gueten geraumen prunkhor wie Inen solchs am pesten fuegt zu sezen umb ain Sume Gelts. Außer einem Brunnen sollte dort nichts gebaut werden, zu Martini war ein Grunddienst von 4 Pfennig an das Kloster zu leisten (StaA Krems, 1521 Feb 10; BayHStA, KU Raitenhaslach 1522 Okt 16).

Im 1558 angelegten Güterverzeichnis sind beide Häuser gegen Leibgedinge verlassen (NÖLA, Alte Gülteinlage VOMB 245). 1548 traten Unstimmigkeiten zw. Christoph Kropf (Untere Landstraße 39) und Wolfgang Dorffner, dem Klosterverwalter zu Weinzierl wegen des Ablaufs des Dachwassers des Kremser Hofes im Winter auf, die der Stadtrat beilegt. Dem Stiftsverwalter wurde erlaubt, dass er das Wasser über eine Dachrinne hinter dem Rauchfang in das hindre gassl auf ainen praiten Stain fallend gelaitt und ausführen darf; sollte sich aber herausstellen, dass dieser wasserfall der Anwohnerschaft schädlich wäre, würde die Erlaubnis widerrufen werden (BayHStA, KU Raitenhaslach 1548 Dez 17).

1598 gab Maximilian, Pfalzgraf bei Rhein und Herzog von Ober- und Niederbayern als Vogt des Klosters auf Bitte des Abts Mathias seine Zustimmung zum Verkauf des östl. Teils des Hauses […] gedachts Closter zue Khrembs in Österreich zwo behausungen an ain ander stossent unnd beede zum Khieln genannt habe, dern Er ain am Egg umb ain benannte Summa gelts zu verkhaufen, und solchen Khaufschilling dem Closter zue gueten an sichern orthen aufzelegen (StaA Krems, 1598 Feb 13). Das Haus wurde 1598 an den Eisenhändler Hanns Weinmaister verkauft und weil bis dahero solcher behausung khainen Grundtherrn gehabt, in das Grundbuch des Schlüsselamtes mit 12 d Grunddienst eingelegt (NÖLA, KG Krems 69/34, fol. 190r) – 1589 wurde es hingegen mit 12 d Burgrecht zum Stadtgericht dienstbar bez. – neben 2 ß Vogtrecht (NÖLA, KG Krems 116/I, fol. 8v).

1745 wurde das Haus Untere Landstraße 41 vom Kloster an den Kremser Bürger Sebastian Hölzl, k.k. Zeugwarter und seine Frau Cecilia verkauft (StaA Krems, GB Raitenhaslach 1758, p. 135; NÖLA, Gültb. 63, fol. 67v-Nr. 13/OM).

Helga Schönfellner-Lechner, "Raitenhaslacher Hof 2" (Besitzgeschichte) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/118-raitenhaslacher-hof-2

Gebäude und Bauhistorie

Baubeschreibung

Die Baubeschreibung des Raitenhaslacher Hofes basiert auf Sichtungen der öffentlich einsehbaren Gebäudeteile (wie der straßenseitigen Fassaden) und allgemein zugänglichem Karten- und Bildmaterial. Eine Begehung bzw. Besichtigung des Objekts im Rahmen des Projekts fand bis dato nicht statt.

Das Gebäude Untere Landstraße 41 ist 2-geschoßig, 4-achsig und mit einem Blendgeschoß sowie einem Doppelschopfwalmdach ausgeführt. Das Erdgeschoß wird heute durch große Schaufenster eingenommen, zeigt an den Ecken jedoch noch eine Quaderung auf. Zw. den Fenstern von Ober- und Blendgeschoß treten glatte Lisenen auf, nach oben hin wird das Gebäude von einem mehrfach profilierten Gesims abgeschlossen. Die Fenster des Obergeschoßes sind reichlich dekoriert und weisen Verdachungen in Form von Knickgiebeln auf, unter denen in den beiden mittleren Achsen ausgeschmückte Maskenmotive vor Palmettendekor zu finden sind, während sich die äußeren Achsen lediglich auf den Palmettendekor beschränken. Unter den gekehlten Sohlbänken treten von Girlanden gerahmte Parapetfelder auf, die bis auf das zarte Kordonband, welches das Obergeschoß vom Erdgeschoß trennt, reichen. Unter den Parapetfeldern sind Stuckmedaillons angebracht, die Allegorien der 4 Jahreszeiten zeigen und dem Haus somit auch die Bezeichnung „Haus zu den 4 Jahreszeiten“ eingebracht haben. Der reichliche, florale Dekor der 4-passförmigen Medaillons überschneidet hierbei das Kordonband und bildet trotz klarer Trennung einen fließenden Übergang von Erd- und Obergeschoß. Die Fenster des Blendgeschoßes zeigen ein einfach profiliertes Gewände mit betontem Keilstein und bogenartigen Parapetfeldern, deren Enden mit Guttae dekoriert sind. Die glatten Nullflächen der Fassade sind in einem hellen Grau gefasst, Schmuck- und Gliederungselemente in Weiß.

Das Gebäude Untere Landstraße 43 ist 2-geschoßig, 3-achsig und mit einem Blendgeschoß sowie einem Schopfwalmdach ausgeführt. Das Blendgeschoß, das vom Obergeschoß durch ein Gesims getrennt wird, ist in einen breit geschweiften Volutengiebel integriert, das Erdgeschoß wird durch Schaufenstereinbauten des 19./20. Jhs. eingenommen. Im O liegt im Erdgeschoß ein Portal, das Obergeschoß weist 3 unregelmäßige Fenster auf. Die N-Fassade zur Wegscheid zeigt im Obergeschoß 3 im westl. Bereich eng zueinander liegende Fenster sowie eine Speicheröffnung mit 2 kleinen Fenstern und Aufzugsbalken im Giebelbereich; die 3 Fenster des Erdgeschoßes sind aufgrund des ansteigenden Geländes versetzt angeordnet. Die Fassaden tragen einen groben, ockerfarben getünchten Rieselputz, Gliederungselemente sind glatt verputzt und in Weiß gehalten. Die Fenster des Obergeschoßes weisen einfach profilierte und nach innen abgerundete Gewände sowie gekehlte Sohlbänke auf.

, "Raitenhaslacher Hof 2" (Baubeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/118-raitenhaslacher-hof-2

Bauhistorische Interpretation

Archivalisch ist ein Hof des Klosters Raitenhaslach im Bereich der Unteren Landstraße 41/43 ab 1249 belegt – eine exakte Lokalisierung ebendieses Hofes ist jedoch nicht möglich, sodass vorerst offenbleiben muss, ob sich der Hof auf der Parzelle der heutigen Nr. 41 oder 43 oder von Anfang an auf beiden Parzellen befand. Ab der M. d. 16. Jhs. befanden sich auf jeden Fall beide Objekte im Besitz von Raitenhaslach, Aussagen über das mittelalterliche bzw. spätmittelalterliche Baugefüge und den Erhalt älterer Bausubstanz sowie klosterhofspezifische Funktionen sind jedoch erst nach einer tiefgreifenderen bauhistorischen Untersuchung möglich.

Nach außen hin zeigen beide Gebäude heute Fassaden, die nach der Funktion der Gebäude als Klosterhöfe entstanden sind und deren ehem. Rolle nicht ablesen lassen. So erhielt das Objekt Nr. 41 in der M. d. 18. Jhs. zur Unteren Landstraße seine Fassade mit den Jahreszeitenmedaillons und in der 2. H. d. 19. Jhs. eine Hinterhausfassade zur Wegscheid. Objekt Nr. 43 zeigt eine Fassade des 18. Jhs., die in den 1930er-Jahren massiv umgestaltet wurde. Bauliche Veränderungen sind ohne eine bauhistorische Begehung bzw. Untersuchung nur schwer nachzuvollziehen, jedoch lassen sich z.B. für Nr. 41 durch eine Ansicht von 1919 (https://krems.topothek.at/#) Änderungen an den Stuckmedaillons nachvollziehen: Die Ansicht zeigt über der östlichsten Fensterachse Girlanden-Dekor, der beidseitig bogenartig deutlich über das Fenster reicht. Dieser ist auch bei den übrigen Medaillons zu rekonstruieren, wurde jedoch offensichtlich für den Kaffeehaus-Schriftzug abgenommen. Heute ist dieses Element auch an der östlichsten Fensterachse nicht mehr erhalten.

Als terminus post quem für die Umgestaltung der Fassade von Nr. 43 dient ebenfalls eine alte Ansicht (https://krems.topothek.at/##), welche die alte Fassadengestaltung sowie den 1928 errichteten Simandl Brunnen zeigt, womit die massiven Umgestaltungen an der Fassade nach 1928 anzusiedeln sind. Der Fotografie ist zu entnehmen, dass die spätbarocke Fassadengestaltung Lisenen, rundbogige Fensterverdachungen und geschmückte Parapetzonen aufwies.

Andreas Steininger / Alarich Langendorf, "Raitenhaslacher Hof 2" (Bauhistorische Interpretation) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/118-raitenhaslacher-hof-2

Quellen und Literatur

Quellen

Grundsätzlich ist der Archivbestand des Klosters Raitenhaslach im BayHStA zu suchen. Dieser stellt sich in Bezug auf die für diese Datenbank benötigten Informationen als relativ umfangreich dar. Dementsprechend gibt es eine eigene Verzeichnungseinheit für die Realitäten in Österreich. Zudem beziehen sich mehrere Handschriften auf die österreichischen Besitzungen. Beispielsweise sind hier ein Österreichisches Grund- und Reichnisbuch vom Ende des 17. Jhs. (vgl. BayHStA, KL Raitenhaslach 10), ein Auszug aus dem Grundbuch für die Besitzungen in Österreich, datiert auf die Mitte des 16. Jhs. (vgl. BayHStA, KL Raitenhaslach 8 1/3), sowie ein Grund- und Dienstbuch über die in Österreich gelegenen Höfe, Häuser, Weingärten aus dem 17. Jh. (vgl. BayHStA, KL Raitenhaslach 10 1/2) zu erwähnen. Die bereits angeführte Verzeichnungseinheit reicht von Nr. 74–96.

Historische Literatur

BayHStA, KU Raitenhaslach 1304 Jan 9.

BayHStA, KU Raitenhaslach 1309 Juni 19.

BayHStA, KU Raitenhaslach 1484 Juni 1.

BayHStA, KU Raitenhaslach 1522 Okt 16.

BayHStA, KU Raitenhaslach 1548 Dez 17.

DASP, Krems-St. Veit B-XX, GB Pfarre Krems ren. 1610.

NÖLA, Alte Gülteinlage VOMB 245.

NÖLA, KG Krems 69/34 GWB Schlüsselamt Krems über Hadersdorf 1564.

NÖLA, KG Krems 116/I Gerichtsgrundbuch 1589.

NÖLA, Gültbuch 63, Gültbuch über die reluierten frei- und dienstbaren Höfe von Anno militari 1756 anfangend, 67v/Nr. 13/OM.

StaA Krems, GB Stadt Krems 1551.

StaA Krems, GB Raitenhaslach 1758.

StaA Krems 1521 Feb 10.

StaA Krems 1598 Feb 13.

Edgar Krausen, Die Urkunden des Klosters Raitenhaslach 1034—1350, München 1960.

Edgar Krausen, Das Erzbistum Salzburg, Teilband 1: Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach, Berlin 1977.