Marktplatz 56
3610 Weißenkirchen in der Wachau
3610 Weißenkirchen in der Wachau
Funktion als Klosterhof gesichert
Erhaltungszustand
Bestand erhalten
Kloster oder Institution
Datierung
Zugänglichkeit
Der ehem. Klosterhof des Stiftes Kremsmünster mit der Adresse Steiner Landstraße 45 bzw. Donaulände 52 liegt rund 100 Meter östl. der Pfarrkirche zum Hl. Nikolaus bzw. ca. 30 Meter östl. des Ludwig van Köchel Platzes inmitten der Steiner Altstadt. Das Hofareal nimmt hierbei im geschlossen verbauten Kernbereich der Steiner Altstadt eine ca. 20 Meter breite und 30 Meter lange Parzelle ein, die von der Donaulände bis zur Steiner Landstraße reicht und bis auf einen kleinen Innenhof vollständig verbaut ist.
Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Admonter Hof" (Lagebeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/12-admonter-hof
In den Arbeiten von Jakob Wichner finden sich Anmerkungen, dass das Stift Admont bereits Ende des 12. bzw. im 13. Jahrhundert Besitzungen in Wösendorf hatte. So soll dem Stift bereits um 1175 ein Weingarten gewidmet worden sein (vgl. unter anderem Wichner, 1874, S. 205; Kremser, 1969, S. 88) und Kaiser und Papst hätten dem Stift 1184 und 1185 ihre Besitzungen, unter anderem auch in Wösendorf, bestätigt (vgl. Wichner, 1876, S. 204–208, Nr. 70 und S. 208–214, Nr. 71). Ein stiftlicher Hof zu Wösendorf lässt sich demnach zum ersten Mal im Jahr 1279 festmachen (vgl. Wichner, 1876, S. 132 und S. 388, Nr. 252).
Die heute im Stiftsarchiv Admont aufbewahrten Urkunden und Akten geben über die
Besitzungen des Stiftes Admont in Wösendorf ab dem 14. Jahrhundert Auskunft. So wurde dem Stift 1321 ein Weingarten am Cholmuntz geschenkt (vgl. StiA Admont, Rrr 41) und im Jahr 1361 schließlich ein Hof erwähnt, als Heinrich der Chren und weitere Bürger aus Wösendorf bezeugen, dass dieser Hof sowie drei Lehen und ein Weingarten zehentfrei sind (vgl. StiA Admont, Rrr 48). Der Admonter Hof wurde bis Mitte des 16. Jahrhunderts immer wieder mitsamt den dazugehörigen Weingärten von den Äbten des Stiftes Admont zu Leibgeding vergeben: 1365 an Eberhard der Parsch (vgl. StiA Admont, Rrr 52), 1388 an Stefan Zewinger (vgl. StiA Admont, Rrr 67), 1432 an Erasmus Eibensteiner (vgl. StiA Admont, Rrr 82), sowie 1437 und 1449 an Niklas Schakenstorffer (vgl. StiA Admont, Rrr 86 und Rrr 100). Danach bricht die Überlieferung etwas ein. Erst ein Bauregister aus dem Jahr 1509 des Amtmannes Ambros Lechner gibt darüber Auskunft, dass der Hof zu Wösendorf durch einen Brand stark beschädigt worden war und nun teilweise wiederaufgebaut worden ist (vgl. StiA Admont, Rrr 135ab). Danach wurde der Hof samt Weingärten abermals zu Leibgeding vergeben, nämlich 1515 und 1525 an Hermann Payr (vgl. StiA Admont, Rrr 135ae und Rrr 141ac). In den 1540er Jahren scheint der Admonter Hof in Wösendorf in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten zu sein, denn es kam zu einem Briefwechsel zwischen dem Admonter Abt Amand und den Erben des Hans Fuxberger über Schulden sowie die Verpfändung des Hofes in Wösendorf (vgl. StiA Admont, Rrr 163ac). Ab dieser Zeit wurden auch die Weingärten zu Wösendorf nur mehr ohne
Hof zu Leibgeding vergeben (vgl. etwa StiA Admont, Rrr 161 oder Rrr 162). Hinweise für einen eigenen Hofmeister zu Wösendorf lassen sich nur zwischen 1550 und 1556 finden, als ein gewisser Christian Zaller mehrmals als Hofmeister zu Wösendorf aufscheint (vgl. unter anderem StiA Admont, Rrr 167ad, Rrr 167ba, Rrr 167da und Rrr 167ed).
Nach dem ersten Kaufangebot einer nicht näher genannten Person, den Hof zu Wösendorf im Jahr 1538 zu erwerben (vgl. StiA Admont, Rrr 151ac), legte Georg Bayr dem Stift Admont am 16. Oktober 1569 ein weiteres Angebot für den Kauf der Admonter Höfe in Wösendorf und Krems vor (vgl. StiA Admont, Rrr 177f). Diesem folgte im Jahr 1570 ein Kaufangebot von Wolfhart Strein (vgl. StiA Admont, Rrr 179b), bis der Hof schließlich mitsamt allen zugehörigen Weingärten und Rechten im Jahr 1571 an Weißenkirchen für ihr Spital verkauft wurde (vgl. StiA Admont, Rrr 182). Die rechtliche Stellung der verkauften Liegenschaften in Wösendorf scheint allerdings nicht ganz klar gewesen zu sein bzw. verschuldete sich Weißenkirchen bei diesem Kauf, denn 1598 kam es zu einem ausführlichen Schriftverkehr zwischen mehreren Parteien über die genauen Vertragsbedingungen mit Weißenkirchen aus dem Jahr 1571 (vgl. StiA Admont, Rrr 183f). Daraus geht auch hervor, dass sich die Summe des Verkaufs im Jahr 1571 auf 3300 Gulden belief. Eine detaillierte Auseinandersetzung über die genauen Umstände und die Beweggründe der einzelnen Parteien in dieser Angelegenheit bleibt aufgrund der Fülle des Aktenmaterials an dieser Stelle aus.
Julia-Anna Schön, "Admonter Hof" (Besitzgeschichte) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/12-admonter-hof
Durch Ausgabenverzeichnisse über Bautätigkeiten können Rückschlüsse über den Zustand des Admonter Hofes in Wösendorf gezogen werden. So beliefen sich etwa die Kosten für den Wiederaufbau des durch einen Brand teilweise zerstörten Hofes im Jahr 1509 auf insgesamt 67 Pfund 2 Schilling und 3 Pfennig (vgl. StiA Admont, Rrr 135ab). 1547 wurde über der Presse ein neuer Stock gebaut und auch das Haus selbst teilweise umgestaltet (vgl. StiA Admont, Rrr 166bc). 1560/1561 wurden wiederum Ausbesserungsarbeiten am Hof durchgeführt, wie die Aufzeichnungen des Kremser Schlüsselamtmeisters Georg Bayr ausführen (vgl. StiA Admont, Rrr 172ad). Diese Arbeiten betrafen vor allem die Presse und reichten von Ausbesserungen niedergefallener luckhen bis hin zur Stützung des Raumes mit etlicher Paumb. 1562 folgten die nächsten Ausbesserungen, die abermals die Presse bzw. den Pressraum betrafen (vgl. StiA Admont, Rrr 173ag). So soll unter anderem ein hölzerner Pfeiler in dem Raum durch einen gemauerten Pfeiler (ainen halben Khlaffter dickh und praidt) ersetzt und das Dach mit neuen Schindeln belegt werden.
Trotz der zahlreichen Ausbesserungen wird der Hof in einem Kaufangebot von Georg Bayr im Jahr 1569 nach wie vor als fasst paufellig bezeichnet (vgl. StiA Admont, Rrr 177f).
, "Admonter Hof" (Wirtschaftsgeschichte) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/12-admonter-hof
Das heutige, zur Kirchengasse hin einheitlich fassadierte Hofgefüge setzt sich aus den beiden, bis ans Ende des 18. Jhs. in getrenntem Besitz stehenden (Korner 2013, 43), SW-NO-orientierten Gebäudeparzellen Nr. 56 und 57 zusammen, wie neben der archivalisch belegten Besitzergeschichte auch noch am Franziszeischen Kataster zu erkennen ist (Mappenblatt von 1821). Baulich dürfte die Grenze zwischen den beiden Gebäudeeinheiten im Bereich des hofseitigen Gebäudevorsprungs verlaufen sein. Bis heute verfügen die beiden Hofbereiche noch über zwei getrennte, zur Kirchengasse orientierte Einfahrten. Gemäß dem bislang greifbaren historischen Quellenbestand dürfte lediglich der nordwestl. Teil als Klosterhof genutzt worden sein (Korner 2013, 42–43).
Der Bereich des ehem. Admonter Hofes bestand damit aus einem zum Markt/der Kirchengasse hin ausgerichteten Hauptgebäude im NO, dem im NW ein langgezogener Nebentrakt entlang der Hauptstraße angefügt war. Urspr. reichte dieser bis zum Haus Nr. 55 und umschloss mit einem weiteren Quertrakt den länglichen Innenhof U-förmig. Durch die im 20. Jh. erfolgten Abbrüche für die Errichtung des Feuerwehrhauses ist die gesamte westl. und südwestl. historische Verbauung des Hofes abgekommen. Auch die Begrenzung des Hofbereiches zum später zusammengelegten Hof Nr. 57 lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen.
Das 2-geschoßige, zur Kirchengasse 5-Achsige und traufständige Hauptgebäude weist in seiner Fassadengestaltung lediglich ein breites Geschoßband und an der Ecke zur Hauptstraße aufgeputzten Ortsteindekor, sowie einfache Tür- und Fensterfaschen auf. Über ein mittig platziertes, getrichtertes Segmentbogentor gelangt man in die Einfahrt, welche ein langgezogenes Tonnengewölbe mit teils zu einem Kreuzgrat zusammengeführten Stichkappen mit stark aufgeputzten Graten aufweist. Nordwestl. sind von hier aus gedrungene, Räume in der Ecksituation zw. den beiden Straßenzügen zu betreten, die jeweils mit schmalen, querrechteckigen Fensteröffnungen versehen sind und Platzlgewölbe aufweisen. Vom westlicheren Raum aus gelangt man über eine steile einläufige Treppe in den einzigen Keller, der sich mit einem Ziegeltonnengewölbe über die gesamte Länge des nordwestl. Nebentraktes entlang der Hauptstraße zieht. Durch die Einfahrt ist im Erdgeschoß weiters eine Kammer erschlossen, die mit einer Stichkappentonne und Unterzug versehen, bis zuletzt als Waschküche gedient hat.
Über eine in den Hof ragende einläufige gedeckte Stiege, die gegen den straßenseitigen Trakt des Nachbarns gestellt ist, gelangt man in das Obergeschoß, das nur im Bereich des Stiegenflurs begangen werden konnte, der in seiner heutigen Form erst mit der Zusammenlegung der Höfe entstanden sein kann und das Obergeschoß aller Bauteile erschließt. Das filigrane, heute mit Eternit gedeckte Dachwerk lässt ebenfalls auf eine Entstehung der gemeinsamen Überdachung im 19. oder 20. Jh. schließen.
Der entlang der Hauptstraße verlaufende 5-achsige nordwestl. Nebentrakt lässt an seiner, heute durch die rezenten Abbrüche freistehenden, Feuermauer Bruchsteinmauerwerk erkennen, das im Dachgeschoß freiliegt und trotz starker jüngerer Ausbesserungen noch spätmittelalterliches Bruchsteinmauerwerk erkennen lässt.
Im Erdgeschoß weist derselbe Trakt zwei tonnengewölbte Räume auf, die, vom Hof aus über zwei Toröffnungen erschlossen, weitgespannte Stichkappenformen des 16. Jhs. zeigen. Das hier lediglich in Teilen freiliegende Mauerwerk der Außen- bzw. Parzellenmauer lässt zwischen den jüngeren Fensterausbesserungen wiederum durchgehendes Bruchsteinmauerwerk erkennen, das möglw. eine Versatztechnik in Einzellagen aufweist und damit bis ins 12./13. Jh. zurückreichen könnte, wobei im Zuge der Begehung nur sehr kleinflächig, verstellte Bereiche zu beobachten waren.
Das Obergeschoß, dessen Räume lediglich straßenseitig (rezent ausgetauschte) über Fenster verfügt, konnte nicht begangen werden.
Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Admonter Hof" (Baubeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/12-admonter-hof
Die vielschichtige jüngere Nutzungsgeschichte des Baukomplexes und vor allem die Umbauten des 20. Jhs. lassen eine genaue Charakterisierung der baulichen Genese des ehem. Wösendorfer Admonter Hofes nicht mehr zu. Jedenfalls dürfte den archivalischen Quellen zufolge (s. o.) der nördl. Teil des später zusammengelegten Hofkonglomerats von spätestens 1279 bis 1599 in klösterlichem Besitz gestanden haben. Obwohl nur Teile der heutigen Hof-Hälfte begangen werden konnten, lassen sich hier für die relevante klösterliche Nutzungsperiode mehrere Bauphasen ablesen. Die ältesten Strukturen konnten im NW-Trakt entlang der Hauptstraße beobachtet werden, wo sich in Erd- und Dachgeschoß Mauerwerk möglw. unterschiedlicher späthoch- bis spätmittelalterlicher Zeitstellungen erkennen lassen. So könnte das zum Zeitpunkt der Begehung nur teilw. freiliegende Mauerwerk mit Vorbehalt auf die Entstehung der nordwestl. Außenmauer ab dem späten 12. Jh. hindeuten. Vermutl. jüngere, aber tendenziell noch spätmittelalterliche Strukturen im Dachgeschoß weisen auf Umbautätigkeiten während der klösterlichen Nutzung hin, die sich allerdings erst durch eine eingehende bauarchäologische Untersuchung weiter spezifizieren lassen wird.
Soweit durch die unvollständige Begehung erkennbar, dürften die nächstjüngeren größeren Umbauten erst im 16. oder 17. Jh., also bereits am Ende der oder sogar nach der Admonter Periode stattgefunden haben: In diese Zeit sind zumindest die Ausgestaltung der westl. Erdgeschoßräume sowie die Einfahrt zu datieren, auch der tonnengewölbte Keller kann frühestens dieser Phase zugeordnet werden. Jüngere Umbauten stehen hingegen nicht mehr im Kontext des Klosterhofes: So erfolgte die Ausstattung der östl. Erdgeschoßräume mit Platzlgewölben erst im frühen 19. Jh. Um 1800 kam es zur Zusammenlegung der Höfe Nr. 56 und 57. Danach erhielt das Ensemble sukzessive seine heutige Erscheinung, die v.a. von der Funktion als Gemeinde- bzw. Schulgebäude und den Feuerwehrneubauten geprägt ist.
Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Admonter Hof" (Bauhistorische Interpretation) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/12-admonter-hof
Im Stiftsarchiv Admont befinden sich zusammengefasst unter dem Bestand „Rrr“ noch
zahlreiche Unterlagen zu den Besitzungen des Stiftes im heutigen Nieder- und Oberösterreich. Da diese Bestandsgruppe durch kurze Regesten relativ gut verzeichnet ist, können die Besitzungen in der Wachau rasch erfasst werden.
Franz Kremser, Besitzgeschichte des Benediktiner-Stiftes Admont
1074–1434 im Spiegel der Urkunden, phil. Dissertation, Universität Graz 1969.
Hannes P. Naschenweng, Admont, in: Ulrich Faust / Waltraud Krassnig, Bearb., Die benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Österreich und Südtirol, St. Ottilien 2000, 71–188.
Jakob Wichner, Geschichte des Benediktiner-Stiftes Admont von den ältesten Zeiten bis zum Jahr 1177, Graz 1874.
Jakob Wichner, Geschichte des Benediktiner-Stiftes Admont von der Zeit des Abtes Henrik bis zum Tod des Abtes Heinrich II. (1178–1297), Graz 1876.
Jakob Wichner, Geschichte des Benediktiner-Stiftes Admont von der Zeit des Abtes Engelbert bis zum Tode des Abtes Andreas v. Stettheim (1297–1466), Graz 1878.
Jakob Wichner, Geschichte des Benediktiner-Stiftes Admont vom Jahre 1466 bis auf die neueste Zeit, Graz 1880.
StiA Admont, Rrr 41.
StiA Admont, Rrr 48.
StiA Admont, Rrr 52.
StiA Admont, Rrr 67.
StiA Admont, Rrr 82.
StiA Admont, Rrr 86.
StiA Admont, Rrr 100.
StiA Admont, Rrr 135ab.
StiA Admont, Rrr 135ae.
StiA Admont, Rrr 141ac.
StiA Admont, Rrr 151ac.
StiA Admont, Rrr 161.
StiA Admont, Rrr 162.
StiA Admont, Rrr 163ac.
StiA Admont, Rrr 166bc.
StiA Admont, Rrr 167ad.
StiA Admont, Rrr 167ba.
StiA Admont, Rrr 167da.
StiA Admont, Rrr 167ed.
StiA Admont, Rrr 172ad.
StiA Admont, Rrr 173ag.
StiA Admont, Rrr 177f.
StiA Admont, Rrr 179b.
StiA Admont, Rrr 182.
StiA Admont, Rrr 183f.