Klosterhöfe

Rannahof
© Andreas Steininger, 2022

Rannahof

Funktion als Klosterhof gesichert

Rannahof
© Andreas Steininger, 2022

Erhaltungszustand

Bestand erhalten

Kloster oder Institution

Zugehörigkeit:

Datierung

Historisch
? – ?
Bauhistorisch
? – ?
Die Laufzeit der klösterlichen Nutzung anhand historischer oder bauhistorischer Daten.

Zugänglichkeit

Kein Zugang

Das Objekt ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich

Verortung

Lagebeschreibung

Der ehem. Hof des Paulinerklosters Unterranna (1783 säkularisiert) liegt mit der Hausnr. 165 an der Seiberstraße, einer ehem. Durchzugsstraße Richtung Spitz, südl. unterhalb des Burgviertels, ca. 315 m südwestl. der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt. Durch die erhöhte Lage der Trasse der Seiberstraße bzw. das zur Donau abfallende Gelände und die unmittelbar nordwestl. des Hauptgebäudes des Räna Hofes liegende Abzweigung der Laimgrubgasse ist von der N-Fassade nur ein kleiner Abschnitt über dem Straßenniveau sichtbar – aus diesem Grund ist der Hof auf eine SO-Ansicht ausgelegt; nur von dieser Richtung erzielt er seine volle, tiefe und mächtige Wirkung.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Rannahof" (Lagebeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2022,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/125-rannahof

Historische Daten

Besitzgeschichte

1424 übertrugen Hans (III.) von Neidegg, seine Ehefrau Kunigunde von Laßberg sowie deren Söhne Hans und Leopold die Pfarre St. Georg samt Gütern und Einkünften von der Burg Oberranna an das Paulinerkloster Unterranna gegen Abhaltung einer ewigen Messe und unter Verzicht auf die Patronatsrechte. Zur Ausstattung gehörte auch ein Haus in Weissenkirchen (Orban 2022, S. 187). Zur weiteren Besitzgeschichte des Rannahofs in Weissenkirchen konnten bisher noch keine fundierten Daten erschlossen werden.

Elisabeth Gruber, "Rannahof" (Besitzgeschichte) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/125-rannahof

Gebäude und Bauhistorie

Baubeschreibung

Die Baubeschreibung des Räna Hofes basiert auf Sichtungen der öffentlich einsehbaren Gebäudeteile (wie der straßenseitigen Fassade) und allgemein zugänglichem Karten- und Bildmaterial sowie Sekundärliteratur. Eine Begehung bzw. Besichtigung des Objekts im Rahmen des Projekts fand bis dato nicht statt.

Der Räna Hof setzt sich aus einem breiten, 2-geschoßigen, 5-achsigen Baukörper mit steilem Walmdach im nordwestl. Bereich der Parzelle sowie einem freistehenden, 1-geschoßigen Wirtschaftsbau im nordöstl. Bereich der Parzelle zusammen. Erschlossen wird das Areal durch ein rundbogiges Tor in der NO-Ecke, welches an die NO-Ecke des Wirtschaftsbaus anschließt, auf welches eine abschüssige Abzweigung von der Seiberstraße in Art einer kleinen Gasse zuführt.

Der NO-SW orientierte, rechteckige Hauptbau zeigt an seinen Fassaden über einer glatten Sockelzone eine schlichte, weiße Lisenengliederung zw. den Fensterachsen, welche durch das Hinzufügen eines Bandes unter dem Gesims klare Fassadenfelder ausbilden. Auch die Ecken des Gebäudes sind durch Lisenen betont, die Nullflächen der Fassaden sind glatt verputzt und in einem blassen Grau getüncht. Das umlaufende Gesims wird von einer breiten Hohlkehle samt aufgesetztem Rundstab gebildet. Die Fenster des Erdgeschoßes der N-Fassade weisen einfach profilierte, quadratische Steingewände auf, in der Mittelachse ist ein Portal situiert, über dem ein Wappenstein angebracht ist. In der Mitte der O-Fassade ist ein kleiner, altanenartiger Vorbau situiert, der vom Obergeschoß sowie von einer Treppe vom Hof begehbar ist und der in der Erdgeschoßzone ein von einem Segmentbogen überspanntes Portal aufweist. Der Vorbau ist durch ein Walmdach abgeschlossen, das auf 2 schlanken Säulen aufliegt, die auf der gemauerten Brüstung ruhen. Das Dach zeigt Blechknäufe und ist nach allen S. mit von Walmdächern bedeckten Gauben ausgebaut, im S wurde die Dachhaut durch eine verglaste Sattelgaube geöffnet, was die ansonsten äußerst stimmige Gebäuderhythmik negativ beeinflusst.

Der 1-geschoßige Wirtschaftsbau im NO der Parzelle weist ein Schopfwalmdach auf und ist NW-SO orientiert, wobei die südl. Giebelmauer 2 kleine Fensteröffnungen zeigt. Das Mauerwerk ist als Bruchsteinmauerwerk ausgeführt und könnte noch aus dem Spätmittelalter stammen.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Rannahof" (Baubeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/125-rannahof

Bauhistorische Interpretation

Ohne eine bauhistorische Begehung bzw. eine tiefergreifende bauarchäologische Untersuchung können derzeit keine validen Daten zum Baualter oder zur Baugenese des Räna Hofes, der archivalisch ab der M. d. 16. Jhs. fassbar ist, getätigt werden. Ein Abgleich des überlieferten Baubestands mit dem Franziszeischen Kataster (Mappenblatt von 1823; vgl. NÖLA, FK Mappen OM 771, fol. 5) zeigt jedoch, dass ab dem 19. Jh. größere Umbauten stattgefunden haben müssen. Denn der Kataster zeigt nicht den heute vorhandenen rechteckigen Baukörper, sondern ein kleineres, annährend quadratisches Gebäude, dessen N-Fassade schräg ausgeführt und dessen O-Fassade dadurch breiter als die übrigen ist. Die O-Fassade könnte demnach auch als Ansichtsseite nach Betreten des Anwesens durch das rundbogige Tor im NO gedient haben, da die N-Fassade schon damals durch die Lage am Hang negativ beeinträchtigt war. Die Erschließung des Objekts vonseiten der Bürgerspitalsgasse, zu welcher die Parzelle durch eine strukturlose Bruchsteinmauer samt Einfahrt begrenzt wird, stammt aus dem 20. Jh.

Der Ausbau zum repräsentativen Hof im Landhaus-Stil, wofür das Gebäude lt. einer 1. Sichtung nach O erweitert wurde, dürfte im Laufe des 20. Jh. zu verankern sein; aus dieser Zeit dürfte auch der altanenartige Vorbau an der O-Fassade stammen (der lt. Dehio – offensichtlich aufgrund der im Zuge der vorliegenden Ersteinschätzung nicht näher betrachteten Säulen – in die 1. H. d. 18. Jhs. zu datieren ist, vgl. BDA (Hg.) 1990, S. 1262; eine 1. grobe Sichtung scheint dies jedoch zu widerlegen).

Bis wann der archivalisch nachweislich ab der M. d. 16. Jhs. im Eigentum des Paulinenklosters Unterranna stehende Hof im Besitz ebendieses verblieb, ist vorerst unbekannt (archivalisch sind bis in das späte 18. Jh. Hofmeister überliefert). Ob der tiefgreifende Umbau in eine Phase fällt, in welcher sich der Hof noch im Besitz des Klosters befand, oder ob der Hof zu diesem Zeitpunkt bereits veräußert war, bleibt vorerst offen. Im 20./21. Jh. fanden massive Sanierungsarbeiten am Hof statt, im Zuge derer auch das Dachgeschoß vollständig ausgebaut wurde.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Rannahof" (Bauhistorische Interpretation) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/125-rannahof

Quellen und Literatur

Quellen

Der Bestand des Paulinerklosters Unterranna befindet sich heute in drei unterschiedlichen Archiven: einige Urkunden wurden in der Urkundenreihe des Haus-, Hof- und Staatsarchivs aufgenommen und im Diözesanarchiv St. Pölten befindet sich ein Karton mit Akten. Der größte Bestand ist im Niederösterreichischen Landesarchiv (NÖLA) in den Ständeakten und Klosterakten zu finden. Insbesondere in den Kartons 362, 363, 366, 367, 370, 373 und 374 der Klosterakten betreffen noch einige Unterlagen das Kloster Unterranna. Darin befinden sich möglicherweise noch Hinweise zu den vermuteten stiftlichen (Lese-?)Höfen Schwallenbach, Rannahof, „Hamethof“ und Manghof (vgl. Schmidl 1845, S. 573), allerdings bleibt eine detaillierte Durchsicht der kaum bearbeiteten und erschlossenen Bestände aufgrund zeitlicher und ökonomischer Faktoren aus. Eine aktuelle Studie zu den Paulinern in Österreich, konkret auch zum Stift Unterranna, wurde von Norbert Orbán verfasst: Orbán, 2022.

Historische Literatur

Adolf Schmidl, Österreichische Blätter für Literatur und Kunst, Geographie, Geschichte, Statistik und Naturkunde, 2. Jahrgang, Wien 1845.

Norbert Hunor Orbán, „Damit nicht das in des Vergessens Dunkel fällt, was im Licht hätte bleiben sollen.“ Der Paulinerorden in Österreich und das höfische Stiftungsverhalten im Zeitalter der Reformkonzilien des 15. Jahrhunderts, Masterarbeit, Universität Wien 2022.


Bauhistorische/archäologische Literatur

NÖLA, FK Mappen OM 771.


Bundesdenkmalamt, Hg., Dehio Niederösterreich. Nördlich der Donau, Wien 1990.