Klosterhöfe

Ranshofener Hof, Tegernseer Hof

Funktion als Klosterhof gesichert

Erhaltungszustand

Bestand erhalten

Kloster oder Institution

Zugehörigkeit:
Jeder Hof kann eine oder mehrere (zeitlich aufeinanderfolgende) Zugehörigkeiten zu einer klösterlichen Institution aufweisen.

Datierung

Historisch
? – 1671 gesichert
Bauhistorisch
? – ?
Die Laufzeit der klösterlichen Nutzung anhand historischer oder bauhistorischer Daten.

Zugänglichkeit

Kein Zugang

Das Objekt ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich

Verortung

Lagebeschreibung

Der ehem. Hof des oö. Augustiner-Chorherrenstiftes Ranshofen (1811 säkularisiert) liegt mit der Hausnr. 7 ca. 90 m nordöstl. der Pfarrkirche zum Hl. Quirinus von Tegernsee im westl. Drittel des Straßendorfes Unterloiben an der nördl. Straßenseite.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Ranshofener Hof, Tegernseer Hof" (Lagebeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2022,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/129-ranshofener-hof-tegernseer-hof

Historische Daten

Besitzgeschichte

Über den Lesehof des Augustiner-Chorherrenstiftes Ranshofen in Unterloiben lässt sich zum derzeitigen Stand der Forschung nur Weniges festhalten. So ist bei diesem Hof schon die Datierung, ab wann sich der Hof im Ranshofener Besitz befand, mit sehr vielen Unsicherheiten verbunden. Diese basieren vor allem darauf, dass die Urkundenbestände zu Ranshofen über Besitzungen in der Wachau schweigen. Die in der Forschungsliteratur als – in Bezug auf die Stiftungen – wohl wichtigste Urkunde von Herzog Heinrich IX. von Bayern, stammt vom 30.7.1125 und nennt beispielsweise Güter in Handenberg, Braunau und Dürnberg nördlich der Donau (vgl. Schmidt 2005, S. 253). Nicht erwähnt werden hier Orte in der Wachau oder Weingärten bzw. Weinberge im Allgemeinen. Ein 1. Hinweis darauf findet sich allerdings in der Gründungsurkunde der Ecclesiae Ranshofanae, also der späteren Stiftskirche des Stiftes Ranshofen, aus dem Jahr 898, in der auf vineis & vinitoribus (BAW (Hg.) 1764, S. 309, Nr. 1) verwiesen wird, allerdings ohne diese genauer zu verorten. Ein Urbar von 1303 nennt 8 Urbarämter sowie Weingartenbesitz in der Wachau (vgl. Schmidt 1984, S. 143). Dieses Urbar enthält neben den bereits erwähnten Weingärten in Spitz, Krems und Stein außerdem ein „Domus nostra“ in Krems und führt Einkünfte de domo nostra in Stain (Schiffmann (Hg.) 1912, S. 324) an. Der Hof in Unterloiben lässt sich im Urbar von 1303 nicht greifen, auch keine Besitzungen in dessen Umgebung.

Der Hof in Unterloiben, bzw. Besitz in Unterloiben im Allgemeinen lässt sich weder in Urkunden noch im Verwaltungsschriftgut finden. Erst in einem Akt von 1671 tritt der Hof in Unterloiben archivalisch in Erscheinung, als das Kloster Ranshofen ebendiesen Hof in Nidern Leoben (BayHStA, Kurbayern Geistlicher Rat Aufsicht über die Klöster, Ranshofen 17) mit den dazugehörigen, ebenfalls in Unterloiben gelegenen Weingärten verkaufen möchte. Der Akt umfasst mehrere Blatt und beginnt mit einem Schreiben vom 26.3.1671, in dem das Stift Ranshofen Ferdinand Maria, den Kurfürsten von Ober- und Niederbayern, um Genehmigung des Hofverkaufes – inklusive 30 Joch Weingarten – bat. Der Bitte sollte durch das Anführen mehrerer Gründe Nachdruck verliehen werden, so wären die Besitzungen in der Wachau anscheinend schon früher als unrentabel, gar schädlich angesehen worden. Außerdem wurde auf den hohen Aufwand der Bearbeitung der Weingärten in der Wachau hingewiesen und dessen schlechte Qualität bemängelt, diese gar als unßerer gesundheit, mehr schädlich, als dienstlich (BayHStA, Kurbayern Geistlicher Rat Aufsicht über die Klöster, Ranshofen 17) beschrieben. Schließlich wird darauf verwiesen, dass vor kurzem ein Landguet [in dieser Gegend] vmb eine starkhe Summa Gelts widerumben herzue erkhaufft (BayHStA, Kurbayern Geistlicher Rat Aufsicht über die Klöster, Ranshofen 17) wurde und die durch den Verkauf des Ersteren eingebrachte Geldsumme nötig wäre, um den Kauf des Landgutes abzuschließen. Daraufhin dürfte der Kurfürst ein Gutachten eingefordert haben, welches am 3.4.1671 verfasst wurde und vorschlug, das Kloster bei seinem Vorhaben, die Weingärten und den Hof zu verkaufen, zu unterstützen. Daran schließt sich ein Schreiben des Kaplans zu Tegernsee an selbigen Kurfürsten Ferdinand Maria vom 7.10. an, in welchem der Kaplan und Propst Benno von Tegernsee ihren Wunsch äußern, den Ranshofener Hof in Unterloiben zu kaufen und den Kurfürsten um seine Unterstützung bitten, da die Klöster Ranshofen und Tegernsee bereits einen Kaufvertrag ausgehandelt haben sollen. Sie bitten daher nun den Verkauf des Hofes an eine Bedingung zu knüpfen, die darin bestand, dass die Güter in und um Unterloiben nur an ainen Landstsässen in Bayrn verkauft werden dürften, tumb zuverhüetten damit nicht etwan ein so anderer benachberter österreichischer Landstsäss (BayHStA, Kurbayern Geistlicher Rat Aufsicht über die Klöster, Ranshofen 17) sich das Gut einverleiben könne. Die Antwort des Kurfürsten ist in diesem Akt nicht enthalten, dennoch wurde der Hof Schmidt zufolge 1671 an das Kloster Tegernsee verkauft (vgl. Schmidt 2005, S. 257). Dieses verkaufte den Hof nur ein Jahr später an Mathias Schweighover und dessen Frau Regina zu Unterloiben für 200 Gulden (vgl. NÖLA, KG Krems 137/01, Fol. 119v–120r, S. 140f.). Daran anschließend dürfte der Hof von Jakob Prändl und dessen Frau Barbara und schließlich Johann Ferdinand Kropf erworben worden sein (vgl. NÖLA, KG Krems 137 Herrschaft Unterloiben, 137/01, fol. 2v, S. 8), welcher sich auch 1823 im FK als Besitzer feststellen lässt (vgl. NÖLA, FK Prot OM 082, fol. 10).

Simon Kuhn, "Ranshofener Hof, Tegernseer Hof" (Besitzgeschichte) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/129-ranshofener-hof-tegernseer-hof

Gebäude und Bauhistorie

Baubeschreibung

Die Baubeschreibung des Ranshofener Hofes basiert auf Sichtungen der öffentlich einsehbaren Gebäudeteile (wie der straßenseitigen Fassaden) und auf allgemein zugänglichem Karten- und Bildmaterial. Eine Begehung bzw. Besichtigung des Objekts im Rahmen des Projekts fand bis dato nicht statt.

Der Ranshofener Hof zeigt im S zur Straße einen breit gelagerten, traufständigen, 10-achsigen und 2-geschoßigen Hauptbau mit einer breiten Toreinfahrt in der Mittelachse. Der Hofbereich wird zu allen S. von weiteren Trakten umgeben, die einen somit geschlossenen Innenhof umfassen. Die großteils modern ausgebaute Dachlandschaft setzt sich aus einem Walmdach über dem S- und W-Trakt, einem Schopfwalmdach über dem O-Trakt sowie Krüppelwalmdächern über den nördl. Bauten zusammen.

Die S-Fassade des Haupttrakts präsentiert sich stark überarbeitet. Über einer weißen Sockelzone setzt der glatte Verputz der Nullflächen an, der in einem hellen und blassen Gelb getüncht ist. Das Erd- wird vom Obergeschoß durch ein breites, weißes, glattes Band getrennt, an den Gebäudeecken treten zudem glatte, weiße Lisenen auf. Nach oben hin wird das Gebäude durch eine einfache Hohlkehle abgeschlossen. Die einfach profilierten Fenstergewände sind stark überarbeitet bzw. erneuert und zeigen eine gerade Sohlbank. Die tiefe Laibung der Durchfahrt ist weiß gefasst und weist moderne Radabweiser auf. Die Durchfahrt in den Innenhof besitz ein 3-jochiges Kreuzgratgewölbe.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Ranshofener Hof, Tegernseer Hof" (Baubeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/129-ranshofener-hof-tegernseer-hof

Bauhistorische Interpretation

Ohne eine bauhistorische Begehung bzw. eine tiefergreifende bauarchäologische Untersuchung können keine Aussagen zum Baualter oder zur Baugenese des Ranshofener Hofes getätigt werden. Der Franziszeische Kataster (Mappenblatt von 1823; vgl. NÖLA, FK Mappen OM 082, fol. 11) zeigt die Anlage bereits in ihrer heutigen Gestalt mit vollständiger Verbauung des Hofes im S und W. Im NO der Parzelle tritt ein (erhaltener) separater Baukörper auf, der aus der Bauflucht nach N springt. Südl. dieses Baus ist ein weiterer, kleiner und annähernd quadratischer Baukörper verzeichnet, ehe der O-Trakt ansetzt.

Als von außen ablesbare Umbauten bzw. Umgestaltungen sind vor allem die Adaptierungen des 20./21. Jhs. zu fassen, welche vor allem die Dachlandschaften betreffen. Im NW wurde dem N-Trakt an der Außenseite ein Neubau mit Walmdach angefügt.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Ranshofener Hof, Tegernseer Hof" (Bauhistorische Interpretation) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/129-ranshofener-hof-tegernseer-hof

Quellen und Literatur

Quellen

Die Archivalien des Klosters Ranshofen befinden sich im Bestand des BayHStA in München, die Urkunden sind online über monasterium.net einsehbar. Für Ranshofen muss allerdings geltend gemacht werden, dass bis auf einen Akt den Verkauf der klostereigenen Weingärten und des Hofes in Unterloiben (vgl. BayHStA, KL Ranshofen 8) keine potenziell relevanten Archivalien gefunden wurden.

Schmidt verweist in seinem Text zu Ranshofen mehrmals auf die sogenannte Relation von den Ranshoverischen in Österreich gelegenen Höf und Weingärten, ein Verzeichnis der Besitzungen in Niederösterreich, das im Jahr 1670 von Propst Benno Meier verfasst worden sein soll. Darin verzeichnet sollen sein: Höfe und Weingärten in Schwallenbach, Spitz, Loiben, Stein, Krems und Gobelsburg (vgl. Schmidt, 2005, S. 257). Schmidt lässt im Kapitel „Archivalien“ anklingen, dass jenes Verzeichnis und ein Inventar von 1665/1678, beide von Benno Meier, nicht mehr existieren (Schmidt, 2005, S. 281). Interessant ist, dass laut Vyoral-Tschapka das Inventarium der geistlichen Sachen des Stiftes Ranshofen von Benno Meier (vgl. Vyoral-Tschapka, 2015, S. 598), womit jenes zweite Inventar von 1665/1678 gemeint sein könnte, im Pfarrarchiv Ranshofen liegt und damit noch existiert (vgl. Straub, Hg., 1984, S. 314).

Historische Literatur

BayHStA, Kloster Ranshofen Urkunden, 898 Okt 17, online unter: monasterium.net, https://www.monasterium.net/mom/DE-BayHStA/KURanshofen/0898X17/charter

BayHStA, Kurbayern Geistlicher Rat Aufsicht über die Klöster, Ranshofen 17.

NÖLA, FK Prot OM 082.

NÖLA, KG Krems 137/01.


Konrad Schiffmann, Hg., Die mittelalterlichen Stiftsurbare des Erzherzogtums Österreich ob der Enns, Bd. 1: Lambach, Mondsee, Ranshofen und Traunkirchen, Wien / Leipzig 1912. Rudolf Wolfgang Schmidt, Das Augustiner Chorherrenstift Ranshofen. Seine Vorgeschichte und seine Geschichte, in: Dietmar Straub, Hg.,900 Jahre Stift Reichersberg. Augustiner Chorherren zwischen Passau und Salzburg, Linz 1984, S. 139-148. Rudolf Wolfgang Schmidt, Ranshofen 1125-1810, in: Floridus Röhrig, Hg., Die ehemaligen Stifte der Augustiner-Chorherren in Österreich und Südtirol, Klosterneuburg 2005, S. 237-284.

Bauhistorische/archäologische Literatur

NÖLA, FK Mappen OM 082.