Klosterhöfe

Herrenchiemseer Hof
© Andreas Steininger, 2021

Herrenchiemseer Hof

Funktion als Klosterhof unsicher

Herrenchiemseer Hof
© Andreas Steininger, 2021
Die Funktion als Klosterhof konnte bislang nicht gesichert nachgewiesen werden, geht aber aus den Quellen indirekt hervor.

Erhaltungszustand

Bestand erhalten

Kloster oder Institution

Zugehörigkeit:

Datierung

Historisch
? – ?
Bauhistorisch
? – ?
Die Laufzeit der klösterlichen Nutzung anhand historischer oder bauhistorischer Daten.

Zugänglichkeit

Kein Zugang

Das Objekt ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich

Verortung

Lagebeschreibung

Der sog. Chiemseehof liegt mit der Hausnr. 41 (vgl. BDA (Hg.) 2003, S. 1582) ca. in der Mitte der den Ort Oberarnsdorf NO–SW durchquerenden Straße an deren östl. S. und befindet sich somit ca. 80 m östl. des Donauufers bzw. 1700 m südwestl. der Pfarrkirche St. Rupert in Hofarnsdorf. Im NO grenzt er unmittelbar an die große, gewölbte Scheune des Salzburger Hofes, im S entsteht vor dem Hof durch das deutlich nach O versetzte Nachbargebäude Oberarnsdorf 39 eine Situation platzähnlichen Charakters im ansonsten äußerst beengten Straßendorf.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Herrenchiemseer Hof" (Lagebeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/13-herrenchiemseer-hof

Historische Daten

Besitzgeschichte

Zum Lesehof des Bistums Chiemsee in Oberarnsdorf mit der Hausnr. 41 (vgl. BDA (Hg.) 2003, S. 1582) gibt es kaum archivalische Anhaltspunkte. Aus diesem Grund ist auch dessen Beschreibung mit einigen Schwierigkeiten verbunden. Teil dieser Problematik ist die mangelnde Unterscheidung zw. dem Bistum Chiemsee, dem Domkapitel, welches aus den Mitgliedern des Herrenchiemseer Konventes gebildet wird, und dem Stift Herrenchiemsee selbst; gerade dann, wenn der Besitzstand beschrieben wird und bestimmte Güter zugewiesen werden, wie es in Teilen der Forschungsliteratur vorkommt (vgl. Ammerer/Waitzbauer 2018, S. 81). Dopsch unterscheidet zw. den Institutionen und bez. das Bistum Chiemsee als Grundbesitzer in Arnsdorf. Jedoch führt auch er nicht aus, ob das Bistum Chiemsee Weingärten oder Hof oder beides in Arnsdorf besaß (vgl. Dopsch 1983, S. 953). Das Stift Herrenchiemsee kann aus archivalischer Sicht als Besitzer eines Hofes in Arnsdorf ausgeschlossen werden, da die zugehörigen Bestände im BayHStA keinen Hinweis auf Besitz außerhalb von Krems, mit der Ausnahme von Weingärten, bieten (vgl. BayHStA, KL Herrenchiemsee S. 76f., S. 81). Auch die umfassende Grundbeschreibung des Klosters Herrenchiemsee von 1633 enthält keinerlei Hinweis auf einen Hof in Arnsdorf (vgl. BayHStA, KL Herrenchiemsee 1–9).

Ähnliches gilt für die Urkundenbestände des Bistums Chiemsee im BayHStA, die lediglich Weingartenbesitz ausweisen – ein Hof wird dabei jedoch nicht erwähnt. Bei den wenigen die Besitzungen in der Wachau betreffenden Urkunden handelt es sich um Mautprivilegien, die die österr. Herzöge dem Chiemseer Bischof erteilten. Eine 1373 ausgestellte Urkunde erlaubt Bischof Friedrich von Chiemsee den zollfreien Transport von 20 Fuder Wein, egal ob Eigengewächs oder gekauft; auch sie enthält trotz der Erwähnung des seinselbs gewächst (BayHStA, HU Chiemsee, 1373 Mai 04) keinen Hinweis darauf, woher der Wein kam. In einem später ausgestellten Mautprivileg König Friedrichs IV. für Bischof Silvester von Chiemsee wird die gleiche Menge mautfreien Weins genannt (vgl. SLA, OU 1445 Nov 05). Allerdings gilt auch für diesen Urkundenbestand, dass in keiner der Urkunden ein Hof genannt wird. Eine Besitzgeschichte lässt sich – angenommen, es existierte tatsächlich ein Hof des Bistums Chiemsee in Arnsdorf – unter diesen Umständen nicht nachvollziehen.

Simon Kuhn, "Herrenchiemseer Hof" (Besitzgeschichte) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/13-herrenchiemseer-hof

Gebäude und Bauhistorie

Baubeschreibung

Die Baubeschreibung des Chiemseehofes basiert auf Sichtungen der öffentlich einsehbaren Gebäudeteile (wie der straßenseitigen Fassaden) und allgemein zugänglichem Karten- und Bildmaterial. Eine Begehung bzw. Besichtigung des Objekts im Rahmen des Projekts fand bis dato nicht statt.

Die Anlage erhebt sich über L-förmigem Grundriss und setzt sich aus einem ca. 27 m langen Trakt entlang der Ortsstraße sowie einem ca. 15 m langen, WNW-OSO orientierten Trakt im S der Parzelle zusammen, sodass ein schmaler Innenhof östl. des Straßentrakts entsteht. Erschlossen wird dieser Hof über ein leicht vorgeschobenes Tor in der NO-Ecke der S-Fassade des kleineren, WNW-OSO orientierten Trakts. Westl. des Tores liegt ein kleiner, durch eine gerundete Mauer eingefasster Gartenbereich, der bereits am Franziszeischen Kataster verzeichnet ist (vgl. NÖLA, FK Mappen OW 027, fol. 1). Beide Trakte sind 2-geschoßig, einheitlich fassadiert und weisen ein Satteldach auf.

Die Fassaden zeigen einen modernen, groben Reibputz, der lachsfarben getüncht ist. Das Erd- wird vom Obergeschoß durch ein glatt verputztes, weißes Geschoßband getrennt, sämtliche Tür- und Fensteröffnungen weisen glatte, weiße Faschen auf. Die W-Fassade des Straßentrakts zeigt im südl. Bereich einen Versprung von ca. 20 cm. Im W selbiger Fassade ist eine von einem Segmentbogen überspannte Türöffnung zu finden, eine weitere gleicher Gestaltung (heute abgemauert) findet sich im südl. Drittel der Fassade. Zw. diesen beiden Türöffnungen liegen 2 quadratische Fensteröffnungen, welche die Erdgeschoßräume, die lt. Dehio mehrere große Tonnengewölbe des 15./16. Jhs. aufweisen, belichten. Die (erneuerten) Fenster des Obergeschoßes sind unregelmäßig verteilt, das Obergeschoß selbst birgt lt. Dehio eine Flachdecke mit Schweifspiegel aus dem 18. Jh. (vgl. BDA (Hg.) 2003, S. 1582).

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Herrenchiemseer Hof" (Baubeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/13-herrenchiemseer-hof

Bauhistorische Interpretation

Ohne eine bauhistorische Begehung bzw. tiefgreifendere bauarchäologische Untersuchungen können keine validen Daten zur baulichen Entwicklung des Chiemseehofes gegeben werden. Die im Dehio angeführten Gewölbe bestätigen jedoch eine zumindest spätmittelalterliche Anlage, welche ältere Baukörper integriert haben könnte (wie dies auch beim unmittelbar benachbarten Salzburger Hof der Fall ist) (vgl. BDA (Hg.) 2003, S. 1582). Bauphasen oder Änderungen am Gebäude sind von außen nicht ablesbar, lediglich der Versprung in der W-Fassade des Straßentrakts könnte darauf schließen lassen, dass der kleinere, WNW-OSO orientierte Trakt an den Straßentrakt angebaut wurde. Wann dies geschehen sein könnte, ist vorerst unklar, am Franziszeischen Kataster (vgl. NÖLA, FK Mappen OW 027, fol. 1) ist er bereits verzeichnet. Vielleicht fand ein größerer Umbau im 18. Jh. statt, im Zuge dessen das Obergeschoß des Straßentrakts auch neue Decken erhielt. Im N des Straßentrakts wurde zudem zu einem bis dato unbekannten Zeitpunkt ein Wirtschaftsbau mit hölzernem Obergeschoß bis zur östl. Parzellengrenze errichtet. Am Franziszeischen Kataster ist dieser ebenfalls bereits verzeichnet, die Dachlösung in Form eines einfachen, an den Straßentrakt anschließenden Pultdachs legt jedoch nahe, dass es sich hierbei nicht um einen primären, mit dem Straßentrakt in Verbindung stehenden Baukörper handelt.

Zur spezifischen Rolle des Objekts Oberarnsdorf 41 als Klosterhof, die archivalisch nicht fassbar ist, können auch aus bauhistorischer Sicht keine Aussagen getätigt werden. Die großen von der Dorfstraße aus gut erreichbaren Erdgeschoßräume scheinen für den Vinifikationsprozess jedoch äußerst geeignet.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Herrenchiemseer Hof" (Bauhistorische Interpretation) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/13-herrenchiemseer-hof

Quellen und Literatur

Quellen

Die Archivbestände des Bistums Chiemsee im BayHStA ließen bei einem aus zeitlichen Gründen recht oberflächlichen Einblick in die Verzeichnungseinheiten keinen relevanten Bestand erkennen und auch im LA Salzburg konnten keine die Wachauer Besitzungen betreffenden Archivalien ausfindig gemacht werden. Zwar befindet sich im sog. Geheimen Archiv ein Urbar des Bistums Chiemsee, dieses enthält jedoch keinen Verweis auf nennenswerten Besitz außerhalb des heutigen Bundeslandes Salzburg und nennt keine Güter in Arnsdorf (vgl. SLA, Urbar 458c I und II). Auch mehrere Akten zu Amtsbestellungen enthalten lediglich Hofmeisteramtsvergaben für den Chiemseehof in Salzburg (vgl. SLA, GA XII 39 – XII 50, Nr. 50).

Historische Literatur

BayHStA, HU Chiemsee, 1373 Mai 04, online unter: monasterium.net, https://www.monasterium.net/mom/DE-BayHStA/HUChiemsee/013/charter. SLA , GA XII 39 - XII 50, Nr. 50. SLA, OU 1445 Nov 05, online unter: monasterium.net, https://www.monasterium.net/mom/AT-SLA/Chiemsee/SLAOU1445XI05/charter. SLA, Urbar 458c I.

SLA, Urbar 458c II.


Bundesdenkmalamt, Hg., Dehio Niederösterreich. Südlich der Donau, Wien 2003.

Gerhard Ammerer / Harald Waitzbauer, Die auswärtigen Herrschaften in Niederösterreich, in: Fritz Koller / Erich Marx / Franz Wieser, Hg., Das größere Salzburg. Salzburg jenseits der heutigen Landesgrenzen, Salzburg 2018, S. 71-91. Heinz Dopsch, Der auswärtige Besitz, in: Heinz Dopsch / Hans Spatzenegger, Geschichte Salzburgs. Stadt und Land, Band I, Salzburg 1983, S. 951-981.

Bauhistorische/archäologische Literatur

Bundesdenkmalamt, Hg., Dehio Niederösterreich. Südlich der Donau, Wien 2003.

NÖLA, FK Mappen OW 027.