Klosterhöfe

Lilienfelder Hof
© Andreas Steininger, 2022

Lilienfelder Hof

Als Klosterhof nicht nachweisbar

Lilienfelder Hof
© Andreas Steininger, 2022
Dieses Objekt ist nach neuesten Quellenanalysen nicht als Klosterhof anzusprechen. Dies kann durchaus im Gegensatz zur älteren Forschung oder gängigen Annahmen stehen.

Erhaltungszustand

Bestand erhalten

Kloster oder Institution

Zugehörigkeit:

Datierung

Historisch
? – 1512 gesichert
Bauhistorisch
? – ?
Die Laufzeit der klösterlichen Nutzung anhand historischer oder bauhistorischer Daten.

Zugänglichkeit

Kein Zugang

Das Objekt ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich

Verortung

Lagebeschreibung

Der ehem. Hof des Stiftes Lilienfeld in Weißenkirchen liegt mit der Hausnr. 148 im erhöhten Burgviertel rund 230 m südwestl. der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, ist unmittelbar an den steil abfallenden Hang gebaut und steht in einigen Bereichen direkt auf dem gewachsenen Felsen. Westl. des Gebäudes liegt eine Treppenanlage (bereits am Franziszeischen Kataster von 1823 verzeichnet; vgl. NÖLA, FK Mappen OM 771, fol. 5), welche „Auf der Burg“ mit der Seiberstraße verbindet.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Lilienfelder Hof" (Lagebeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/131-lilienfelder-hof

Historische Daten

Besitzgeschichte

Im Häuserverzeichnis von Weissenkirchen wird ausgeführt, dass das Stift Lilienfeld im Jahr 1512 das Haus Nr. 148 an die Gemeinde Weißenkirchen verkauft haben soll (vgl. Korner 2013, S. 177f.). Im StiA Lilienfeld konnten jedoch bislang keine Archivalien (etwa Urkunden o.ä.) ausgemacht werden die diesen Besitz von klösterlicher Seite her dokumentieren. Weitere Details zur Besitzgeschichte des Lilienfelder Hofes sind daher zum derzeitigen Bearbeitungsstand nicht bekannt.

Julia-Anna Schön, "Lilienfelder Hof" (Besitzgeschichte) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/131-lilienfelder-hof

Gebäude und Bauhistorie

Baubeschreibung

Die Baubeschreibung des Lilienfelder Hofes basiert auf Sichtungen der öffentlich einsehbaren Gebäudeteile (wie der straßenseitigen Fassaden) und allgemein zugänglichem Karten- und Bildmaterial. Eine Begehung bzw. Besichtigung des Objekts im Rahmen des Projekts fand bis dato nicht statt.

Die Anlage setzt sich aus einem annähernd quadratischen Baukörper mit Walmdach zusammen, der an der N-S. zur Straße „Auf der Burg“ einen kleinen, 2-geschoßigen (1 Geschoß über Straßenniveau) quadratischen Turm mit Walmdach aufweist, welcher das Gebäude überragt. Westl. des Gebäudes ist ein kleiner von einer Mauer umschlossener Hof- bzw. Gartenbereich situiert, durch welchen die Anlage durch ein von einem Segmentbogen überspanntes Portal erschlossen wird und der eine freistehende Rauchküche sowie einen Pyramidenkamin birgt. Die S-Fassade weist 2 Fenster mit aufgeputzten, glatten und weißen Faschen auf, das Bruchsteinmauerwerk ist ansonsten großteils unverputzt, die Fugen sind grob mit Mörtel ausgeschmiert. Einige Abschnitte zeigen grob angeworfenen Putz, der lediglich leicht abgekellt und ungetüncht belassen wurde.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Lilienfelder Hof" (Baubeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/131-lilienfelder-hof

Bauhistorische Interpretation

Ohne eine bauhistorische Begehung oder tiefergreifende bauarchäologische Untersuchungen können keine detaillierten Aussagen zum Baualter des Lilienfelder Hofes und dessen fraglicher Funktion als Klosterhof getätigt werden. Auffallend ist jedoch, dass es sich beim vorliegenden Objekt aufgrund der bescheidenen Ausmaße, der fehlenden Möglichkeit einer Zufahrt sowie seiner exponierten Lage an der Kante des Hanges (die auch keinen größeren Hofbereich zulässt) eindeutig nicht um einen Klosterhof handelt, in welchem Vinifizierung bzw. die Lagerung von Weinen stattfinden konnte. Interessant ist die Darstellung des Hofes auf dem Franziszeischen Kataster (Mappenblatt von 1823; vgl. NÖLA, FK Mappen OM 771, fol. 5), die eine ältere bauliche Situation wiederzugeben scheint: Dort ist ein rechteckiger, NO-SW orientierter Baukörper mit Fassade zur heutigen Prof.-Gruber-Gasse zu erkennen, der in seiner Dimensionierung nicht mit dem erhaltenen Bau in Einklang zu bringen, sondern deutlich größer ist. Es scheint, als hätte es sich zum Zeitpunkt der Aufnahme von 1823 um ein (zumindest tlw.) gemeinsames Objekt mit der östl. liegenden, heutigen Hausnr. 147 gehandelt, das erst später abgetrennt wurde. Diese Theorie stützen auch die Parzellennrn. der betroffenen Parzellen, bei denen es sich heute noch um jene des Franziszeischen Katasters handelt, während jene von Nr. 147 neu vergeben wurde. Zu einem unbekannten Zeitpunkt nach 1823 wurde somit der ehem. größere Hof Nr. 148 beschnitten und so Nr. 147 gebildet, welches sich auch ein kleines, östl. liegendes Gebäude (Nr. 123 am FK; vgl. NÖLA, FK Mappen OM 771, fol. 5) einverleibte.

Zur Funktion des quadratischen Turmes an der N-S. zur Straße „Auf der Burg“ können keine Aussagen getroffen werden. Er weist Bruchsteinmauerwerk auf, das tlw. steinsichtig vorliegt und allgemein als spätmittelalterlich datiert werden kann. Eine von einem Segmentbogen überspannte Fensteröffnung entstand aus der Abmauerung einer sekundären Türöffnung, deren Laibungskanten deutliche Ziegelausbesserungen zeigen. Die W-S. des Turmes weist eine primäre, hochrechteckige Öffnung auf. Auch die Fenster der S-Fassade des Hauptgebäudes scheinen sekundär in das Bruchsteinmauerwerk (keine Struktur ablesbar) eingefügt und mit Ziegelentlastungsbögen versehen worden zu sein. Zw. den beiden heutigen Fenstern ist eine kleinere, ehem. durch einen Ziegelbogen entlastete Öffnung zu finden, welche heute mit Ziegel abgemauert ist. Die im W sekundär angebaute Rauchküche sowie der Pyramidenkamin sind auf dem Franziszeischen Kataster im Grundriss bereits zu erkennen.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Lilienfelder Hof" (Bauhistorische Interpretation) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/131-lilienfelder-hof

Quellen und Literatur

Quellen

Im sehr gut verzeichneten Stiftsarchiv Lilienfeld konnten keine Bestände zu einem Lilienfelder Hof in Weißenkirchen gefunden werden. Den bisher einzigen Anhaltspunkt für einen stiftlichen Hof in Weißenkirchen bietet das Häuserverzeichnis von Raimund Korner.

Historische Literatur

Raimund Korner, Marktgemeinde Weißenkirchen in der Wachau (bis 1838 „Gemeinde

Thal Wachau“) mit den Ortsteilen St. Michael, Wösendorf, Hoching und Weißenkirchen. Chronik der Bewohner der alten Bürgerhäuser, o. O. 2013. (liegt im Gemeindearchiv Weißenkirchen auf und ist über diese Website auch online zugänglich)

Bauhistorische/archäologische Literatur

NÖLA, FK Mappen OM 771.