Klosterhöfe

Lilienfelder Hof 2
© Andreas Steininger, 2022

Lilienfelder Hof 2

Funktion als Klosterhof gesichert

Lilienfelder Hof 2
© Andreas Steininger, 2022

Erhaltungszustand

Bestand erhalten

Kloster oder Institution

Zugehörigkeit:

Datierung

Historisch
1378 gesichert – ?
Bauhistorisch
? – ?
Die Laufzeit der klösterlichen Nutzung anhand historischer oder bauhistorischer Daten.

Zugänglichkeit

Kein Zugang

Das Objekt ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich

Verortung

Lagebeschreibung

Der ehem. Hof des Stiftes Lilienfeld in Krems liegt mit der Adresse Wegscheid Nr. 7 bzw. Hoher Markt Nr. 6 in jenem Bereich, in dem die zum Hohen Markt hin stark ansteigende Gasse „Wegscheid“, die von der Unteren Landstraße in einer Gabelung abzweigt, in das Plateau des Hohen Marktes übergeht. Dem ca. 170 m nordöstl. der Pfarrkirche St. Veit gelegenen Bau kommt mit dieser niveauausgleichenden Ecklage eine markante Rolle im Bild der Kremser Altstadt zu – bis heute prägt der gut erhaltene Hof maßgeblich das historische Stadtbild im Bereich Wegscheid/Hoher Markt/Burggasse.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Lilienfelder Hof 2" (Lagebeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2022,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/138-lilienfelder-hof-2

Historische Daten

Besitzgeschichte

Vor 1378 kauften Abt Stephan und der Convent von Lilienfeld von Paul dem Raedler von Sichtenberch und seiner Frau Kathrey um 150 Pfund Pfennig ein Haus in der Stadt Chrems an den Hachenmarkht, den sog. Praithoff (nördl. Teil des Hauses Hoher Markt 6/Wegscheid 7). Auf Bitte des Rats und der Bürger der Stadt Krems traten die Käufer vom Kauf zurück. Der Rat sicherte dem Kloster die Erhaltung aller Rechte zu, die es mit dem Praithoff erworben hatte; sollte das Kloster in der Zukunft ein Haus erwerben, das nicht am Markt liege, könnten dorthin alle Rechte wie Freiung, Weinschank u.a. übertragen werden (StiA Lilienfeld, 1378 Nov 1). 1379 kaufte das Stift Lilienfeld den Herzogshof am Hafnerplatz.

Helga Schönfellner-Lechner, "Lilienfelder Hof 2" (Besitzgeschichte) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/138-lilienfelder-hof-2

Gebäude und Bauhistorie

Baubeschreibung

Die Baubeschreibung des Praithofes basiert auf Sichtungen der öffentlich einsehbaren Gebäudeteile (wie der straßenseitigen Fassaden) und auf allgemein zugänglichem Karten- und Bildmaterial. Eine Begehung bzw. Besichtigung des Objekts im Rahmen des Projekts fand bis dato nicht statt.

Beim Lilienfelder bzw. Praithof handelt es sich um einen 2- bzw. 3-geschoßigen (aufgrund des Geländeabfalls), unregelmäßig 4-eckigen Baukörper mit Walmdach, einem Erker an der nordöstl. Gebäudeecke und einem Innenhof mit 3-achsigem Arkadengang toskanischer Ordnung im westl. Bereich. Die Nullflächen der grob abgekellten Fassaden sind braun getüncht, während Gliederungselemente in Beige gehalten sind – Begleit- bzw. Konturstriche sind schwarz ausgeführt.

Die Fassade zum Hohen Markt ist 2-geschoßig, wobei das Obergeschoß auf von Kragsteinen gestützten Bögen ca. 40 cm hervorragt und im Bereich unmittelbar östl. des westl. Erkers ein leichter Versprung zu beobachten ist. Die Bögen des vorkragenden Obergeschoßes reagieren im W auf ein Tor mit Werksteingewände in Form eines Korbbogens und einer östl. davon liegenden Tür mit kleiner, vergitterter Oberlichte, die ein einfach profiliertes Steingewände aufweist. Direkt östl. der Türe befindet sich ein vergittertes Kellerfenster mit Steingewände, die östl. davon liegende Nische mit rundbogigem Steingewände ist auf historischen Ansichten nicht zu finden (bis mindestens 1942), somit muss es sich um einen Einbau des 20. Jhs. bzw. eine Freilegung im Zuge einer späteren Renovierung handeln.

Leicht nach O versetzt ist über dem korbbogigen Tor im Obergeschoß ein flacher Erker situiert, der auf 3 gleichrangigen Konsolen ruht und mittig ein Fenster mit mehrfach profiliertem Werksteingewände, flacher Sohlbank und gemalter Fasche mit betonten Gärungsstrichen aufweist. Östl. des Erkers liegt ca. in der Mitte der Fassade zum Hohen Markt ein Fenster selbiger Gestaltung, östl. von diesem tritt ein weiteres, einfaches Fenster mit lediglich einer gemalten Fasche auf.

Der Erker an der nordöstl Gebäudeecke ruht auf 3 Konsolen, wobei die mittlere tiefer sitzt und die Steine durch profilierte Viertelbögen miteinander verbunden sind. Die beiden äußeren Konsolen zeigen Wappenschilde, der Erker selbst wird durch eine Eckquaderung hervorgehoben. Neben dem großen, durch ein mehrfach profiliertes Werksteingewände gefassten und mit einer Sohlbank versehenen Fenster zur Wegscheid bzw. zur Burggasse treten zu beiden S. kleine Spionfenster auf, welche ebenfalls ein Werksteingewände samt Sohlbank aufweisen.

Die O-Fassade zur Wegscheid weist 3 Fensterachsen auf, wobei zw. der mittleren und der nördl. Achse ein deutlicher Versprung zu beobachten ist. Ein weiterer, horizontaler Versprung tritt in der nördl. Fensterachse zw. Erd- und 1. Obergeschoß auf. Sämtliche Fenster der O-Fassade weisen eine gemalte Fasche mit schwarzer Konturlinie auf, lediglich im Erdgeschoß ist ein kleines, abgefastes Werksteingewände mit Trompen und Fenstergitter zu finden.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Lilienfelder Hof 2" (Baubeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/138-lilienfelder-hof-2

Bauhistorische Interpretation

Der prominenten Lage des Hofes ist es zu verdanken, dass dieser auf zahlreichen gemalten Ansichten und Fotografien abgebildet ist und sich somit Veränderungen der jüngeren Zeit gut nachvollziehen lassen: So zeigen Ansichten um die Jahrhundertwende das Gebäude mit Holzschindeldeckung samt Sattelgauben, und die Fenster des Obergeschoßes der N-Fassade zum Hohen Markt weisen heute verlorene, barocke Fensterschürzen auf. Auch der auf den Fotografien erkennbare Übergang zur Traufe in Form eines Rustikabands ist heute nicht erhalten. Am Franziszeischen Kataster (Mappenblatt von 1823; vgl. NÖLA, FK Mappen OM 324, fol. 5) ist der Bau bereits mit seiner heutigen Kubatur verzeichnet.

Obwohl der Lilienfelder bzw. Praithof noch nicht begangen wurde, um eventuell vorhandene bauliche Spezifika dessen Funktion als Hof des Stiftes Lilienfeld zu dokumentieren, stellen dessen repräsentative Fassaden ein hervorragendes Zeugnis der innerstädtischen Kremser Architektur des 16. Jhs. dar.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Lilienfelder Hof 2" (Bauhistorische Interpretation) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/138-lilienfelder-hof-2

Quellen und Literatur

Quellen

Im Stiftsarchiv Lilienfeld befinden sich heute noch vier Kartons, die sich mit den stiftlichen Besitzungen in Weinzierl beschäftigen. Daneben sind auch noch einige Urkunden, die online unter monasterium.net zugänglich sind (https://www.monasterium.net/mom/AT-StiALi/LilienfeldOCist/fond), sowie einzelne Faszikel aus der Alten Registratur (unter anderem Alte Registratur Karton 3 A IV + V, Faszikel A/V/57; Alte Registratur Karton 7 B III, V-VII, Faszikel B/III/50; Alte Registratur Karton 8 B VII-IX, Faszikel B/IX/189; Alte Registratur Karton 25 L I–III, Faszikel L/III/56) und wenige Aktenstücke aus den Kartons „Bauamt“ für die stiftlichen Besitzungen in der Wachau von Interesse.

Historische Literatur

StiA Lilienfeld, 1378 Nov 1.

Bauhistorische/archäologische Literatur

NÖLA, FK Mappen OM 324.