Klosterhöfe

St. Pöltener Hof
© Andreas Steininger, 2022

St. Pöltener Hof

Funktion als Klosterhof gesichert

St. Pöltener Hof
© Andreas Steininger, 2022

Erhaltungszustand

Bestand erhalten

Kloster oder Institution

Zugehörigkeit:

Datierung

Historisch
1248 gesichert – ?
Bauhistorisch
? – ?
Die Laufzeit der klösterlichen Nutzung anhand historischer oder bauhistorischer Daten.

Zugänglichkeit

Kein Zugang

Das Objekt ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich

Verortung

Lagebeschreibung

Der ehem. Hof des Augustiner-Chorherren-Stiftes St. Pölten (1784 säkularisiert) liegt mit der Hausnr. 17 am südwestl. Ende des Straßendorfs Mauternbach, ca. 1,7 km südwestl. der Pfarrkirche zum Hl. Stephanus in Mautern. Die SW-NO orientierte Durchzugsstraße des Ortes, zu deren S. sich die Häuser und Höfe staffeln, verläuft linear und auf ebenem Gelände, ehe sie im SW nach der Überquerung des Mauternbachs stark ansteigt, eine leichte S-Kurve beschreibt und schließlich weiter in Richtung Unterbergern verläuft. Unmittelbar südl. der Brücke über den Mauternbach liegt östl. der Straße der St. Pöltener Hof, der direkt auf dem anstehenden und ansteigenden Felsen errichtet wurde – die eintiefende Straße erhöht den ohnehin mächtigen und wehrhaften Charakter der N- und S-Fassade des Hofes, der durch seine exponierte Lage eindeutig als ortsbildprägend anzusprechen ist. Vor der S-Fassade des Hofes findet sich heute eine freie Fläche (die als Parkplatz genutzt wird), welche die Wirkung des Hofes von Richtung Bergern kommend weiter unterstreicht.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "St. Pöltener Hof" (Lagebeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/14-st-poltener-hof

Historische Daten

Besitzgeschichte

Auf Hofbesitz des Chorherrenstiftes St. Pölten in Mauternbach 17 wird bei Dehio mit der Anmerkung verwiesen, dass dieser 1248 urkundlich greifbar ist (vgl. BDA (Hg.) 2003, S. 1384). Wie lange der Hof im Besitz des Stiftes St. Pölten verblieb, muss vorerst unbeantwortet bleiben.

Simon Kuhn / Julia-Anna Schön, "St. Pöltener Hof" (Besitzgeschichte) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/14-st-poltener-hof

Gebäude und Bauhistorie

Baubeschreibung

Die Baubeschreibung des St. Pöltener Hofes basiert auf Sichtungen der öffentlich einsehbaren Gebäudeteile (wie den straßenseitigen Fassaden) und allgemein zugänglichem Karten- und Bildmaterial. Eine Begehung bzw. Besichtigung des Objekts im Rahmen des Projekts fand bis dato nicht statt.

Beim St. Pöltener Hof handelt es sich um eine doppelgiebelige Hausgruppe mit im N abgewalmten Satteldächern, die sich aus mehreren Baukörpern zusammensetzt. Die nordwestl. Gebäudeecke wird von einem 2-geschoßigen, turmartigen Baukörper gebildet, welcher im N und W je 2 unregelmäßige Fensteröffnungen sowie (tlw. rekonstruierte) Ortsteindekoration an den Ecken zeigt. Südl. davon springt mittig in der W-Fassade ein weiterer, 2-achsiger Baukörper hervor, der deutlich niedriger als der nördl. liegende Baukörper ist und in seinem südl. Bereich einen Pyramidenkamin sowie an der nordwestl. Kante abermals Ortsteindekoration aufweist. Südl. davon ist ein 1-geschoßiger Baukörper situiert, welcher die SW-Ecke der Anlage bildet. Im Gegensatz zum Baukörper mit dem Pyramidenkamin springt dieser Bauteil deutlich nach hinten und zeigt an der W-Fassade 1, an der S-Fassade 2 Fensteröffnungen sowie einen Strebepfeiler mit abgeschrägter, ziegelgedeckter Krone in deren östl. Bereich. Mit einem leichten Rücksprung schließt an die S-Fassade des die Gebäudeecke ausbildenden Bauglieds ein 2-geschoßiger Trakt an, der an seiner SO-Ecke sowie in der Gesimszone rekonstruierte Sgraffito-Gliederungen in Form von stehenden und liegenden Ovalen in Feldern zeigt. An seiner O-Fassade weist dieser Trakt ein Rundbogenportal, an der S-Fassade eine Schlüsselscharte auf. Wie sich das Baugefüge zw. diesem Trakt und der N-Fassade gestaltet, ist vorerst ungewiss. An der N-Fassade ist östl. des turmartigen Baukörpers an der norwestl. Gebäudeecke ein weiterer Baukörper gesetzt, der großteils vom Objekt Mauternbach 18 verdeckt wird. Dieser weist im Obergeschoß 2 Fensteröffnungen und (wie auch der turmartige Baukörper) einen verbretterten Giebel auf. Zw. den beiden Baukörpern verläuft ein vor der Fassade geführter Kamin.

Sämtliche Fassaden zeigen einen groben, großteils modernen, ungetünchten Verputz, als Dekorationselemente treten neben den genannten Ortsteinquaderungen glatte, weiße Faschen um die Fenster auf. Der Trakt mit den Sgraffito-Elementen zeigt einen feineren und gräulich getünchten Verputz auf.

Im Inneren sind neben der spätgotischen Raumstruktur lt. Dehio Mulden-, Stichkappen- und Kreuzgratgewölbe (tlw. mit Stuckdekor des späteren 16. Jhs.) sowie Holzdecken erhalten (vgl. BDA (Hg.) 2003, S. 1385).

Östl. des Gebäudekomplexes liegt ein kleiner Innenhof, der nach S von einer Mauer abgeschlossen wird. Im N des Hofes ist ein O-W orientierter und von einem Satteldach abgeschlossener Trakt situiert, der im W einen hohen Kamin aufweist. Ohne Sichtung bzw. Begehung des gegenständlichen Bauteils können zu diesem keine weiteren Aussagen getätigt werden.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "St. Pöltener Hof" (Baubeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/14-st-poltener-hof

Bauhistorische Interpretation

Das äußere Erscheinungsbild des St. Pöltener Hofes mit den Vor- und Rücksprüngen der Fassaden, den unterschiedlichen Traufhöhen und den versetzten Geschoßebenen zeigt, dass es sich um eine komplexe, mehrphasige Anlage handelt, deren bauliche Genese ohne eine bauhistorische Begehung bzw. ohne tiefergreifende bauarchäologische Untersuchungen nur in äußerst groben Zügen nachgezeichnet werden kann.

Lt. Dehio bildet das seit 1248 nachweislich als Hof der Chorherren zu St. Pölten genutzte Baugefüge den Kern einer urspr. befestigten Dorfanlage, zusammen mit den Objekten Mauternbach 18 und 19 (vgl. BDA (Hg.) 2003, S. 1384f), in welchen ein mittelalterlicher Turm (der nordwestl. Baukörper) integriert wurde. Für diesen Turm wird, bislang ohne wissenschaftliche Evidenz, immer wieder ein röm. Vorgängerbau konstatiert.

Auch wenn die Lage des St. Pöltener Hofes unmittelbar südl. des Mauternbachs auf einem kleinen Felsplateau, von welchem aus das Tal und die Brücke gut kontrolliert sowie die Ebene Richtung Mautern eingesehen werden konnten, entlang der ehem. Limesstraße eine Art befestigte Dorfanlage nahelegen, so ist der Forschungsstand für konkrete Fragestellungen bzw. Analysen diesbezüglich bis dato nicht ausreichend.

Das Entstehen der Anlage um einen bestehenden Baukörper unbekannter Zeitstellung kann aktuell (ohne eine entsprechenden Mauerwerksanalyse) nicht bestätigt, doch als wahrscheinlich angesehen werden. Dem Ersteindruck nach dürfte somit der Gebäudeteil zur Straße der älteste sein, indem an den turmartigen Bau im NW Richtung S in mehreren Etappen angebaut wurde. Die größte Ausbauphase der Anlage fällt in das 16. Jh., als u.a. der Trakt mit dem spätgotischen Rundbogenportal und der Sgraffito-Gliederung im SO entstand. Eventuell zeitgleich oder etwas später könnte diesem Trakt im N ein Bau angeschlossen worden sein, sodass die heute signifikante N-Fassade mit dem Doppelgiebel entstand.

Am Franziszeischen Kataster von 1821 (vgl. NÖLA FK Mappen OW 044, fol. 1) ist der Bau bereits in seiner heutigen Kubatur dargestellt (wenn auch mit vereinfachter W-Fassade). Südl. des Hofes ist hierbei im Bereich des heutigen Parkplatzes ein heute abgekommenes Wirtschaftsgebäude verzeichnet, das auch auf Ansichtskarten des frühen 20. Jhs. abgebildet ist und einen 1-geschoßigen Bau mit verbrettertem Giebel und Krüppelwalmdach erkennen lässt. Die S-Mauer dieses Gebäudes stellte in Verlängerung nach O die südl. Parzellengrenze des St. Pöltener Hofes dar. Im direkten Bereich dieses Wirtschaftsbaus mündete auch die von O kommende Straße aus Mautern ein – ein Faktum, das die verkehrsstrategische Lage des Hofes weiter unterstreicht. Der urspr. Hofbereich umfasste somit beinahe den ganzen heutigen Parkplatz und bildete einen L-förmigen Grundriss, wobei das Tor im W lag. Der Strebepfeiler an der S-Fassade des Hofes könnte das Fragment einer ehem. Tormauer darstellen.

Bis wann der Hof im Besitz der Chorherren von St. Pölten verblieb, ist vorerst unklar; als spätester Zeitpunkt kann jedoch die Auflösung des Klosters 1785 herangezogen werden. Ab 1788 befand sich im Hof der Gasthof „Weißer Hahn“.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "St. Pöltener Hof" (Bauhistorische Interpretation) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/14-st-poltener-hof

Quellen und Literatur

Quellen

Die wenigen erhaltenen Archivalien des ehemaligen Augustiner-Chorherrenstiftes St. Pölten befinden sich heute im Haus-, Hof- und Staatsarchiv (Urkunden, Kopialbücher, Lehen- und Dienstbücher) und im Diözesanarchiv St. Pölten (ein Aktenkarton, zehn Urkunden und sieben Bücher). Die Urkunden sind über monasterium.net zugänglich, jedoch deuten bisherige Recherchen darauf hin, dass kaum etwas zu den Besitzungen des Stiftes St. Pölten in der Wachau erhalten geblieben ist.

Historische Literatur

Bundesdenkmalamt, Hg., Dehio Niederösterreich. Südlich der Donau, Wien 2003.

Friedrich Schragl, St. Pölten um 1083–1784, in: Floridus Röhrig, Hg., Die ehemaligen Stifte der Augustiner-Chorherren in Österreich und Südtirol, Klosterneuburg 2005,

S. 447–484.

Bauhistorische/archäologische Literatur

NÖLA, FK Mappen OW 044.