Klosterhöfe

Spitaler Hof 2
© Andreas Steininger, 2022

Spitaler Hof 2

Funktion als Klosterhof gesichert

Spitaler Hof 2
© Andreas Steininger, 2022

Erhaltungszustand

Bestand erhalten

Kloster oder Institution

Zugehörigkeit:

Datierung

Historisch
1615 gesichert – 1789 angenommen
Bauhistorisch
? – ?
Die Laufzeit der klösterlichen Nutzung anhand historischer oder bauhistorischer Daten.

Zugänglichkeit

Zugang unsicher

Die öffentliche Zugänglichkeit muss erst überprüft werden.

Verortung

Lagebeschreibung

Der ehem. Hof des Kollegiatstiftes Spital am Pyhrn (1787 säkularisiert) liegt mit der Hausnummer 17 rund 680 m nordöstl. der Pfarrkirche zum Hl. Florian in Wösendorf im W des Ortes Joching an der nördl. Seite der Weinbergstraße.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Spitaler Hof 2" (Lagebeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/157-spitaler-hof-2

Historische Daten

Besitzgeschichte

Der Hof in Joching, kam am 13.2.1615 durch einen Wechsel an das Stift Spital am Pyhrn und war urspr. im Besitz des Carl Gebl, der dafür den Hof des Stifts in Weißenkirchen erhielt (vgl. OÖLA, StiA Spital am Pyhrn, Sch. 174, Fasz. 3, Nr. 119, S. 432–434). Dem ist allerdings hinzuzufügen, dass bereits am 19.8.1609 Tobias Weißhaupt anstelle seiner Ehefrau Iustina, geborene Gebl und Schwester des noch ledigen Gebhardt Gebl, bei Christoph Wilhelm von Zelking, dem damaligen Inhaber der Herrschaft Dürnstein und des Tals Wachau, um dessen Siegel zur Bestätigung des Tausches bat (vgl. OÖLA, StiA Spital am Pyhrn, Sch.174, Fasz. 3, Nr. 119, fol. 425r–426v). Es kann daher davon ausgegangen werden, dass das Stift bereits sehr viel früher nach einer Alternative zum Hof in Weißenkirchen gesucht hatte, womit sich die Frage aufdrängt, warum bereits 10 Jahre nach dem Kauf des einen Hofes nach einem neuen gesucht wurde. In selbigem Schreiben wird außerdem die Lage des Hofes beschrieben und die Behausung des Tobias Jäger als benachbart und bis an die Gasse reichend beschrieben (vgl. OÖLA, StiA Spital am Pyhrn, Sch. 174, Fasz. 3, Nr. 119, fol. 425r–426v). Einem undatierten Bericht über den Stiftshof in Joching und der zugehörigen Weingärten zufolge, dürfte der Hof zu diesem Zeitpunkt stark baufällig gewesen sein, auch das Dach der Presse als stark ausbesserungswürdig beschrieben wurde (vgl. OÖLA, StiA Spital am Pyhrn, Sch. 177, Fasz. Weingarten-Acta das Gebäude zu Joching, Nr. 3). Vom 23.3.1709 ist die Kopie eines vorläufigen Kauffs abredts (OÖLA, StiA Spital am Pyhrn, Sch. 176, Fasz. 5, Nr. 211, fol. 12r-13r) zw. dem Stift Spital am Pyhrn, hier als Verkäufer des Hofes zu Joching und sämtlicher Wachauer Weingärten auftretend, und Herrn von Mannstorf als Käufer. Der Käufer soll dieser Absprache nach sämtliche Rechte über Hof und Gärten erhalten. Außerdem wird als Abschlussdatum, der 23.5.1709 angegeben, der genau ein Monat in der Zukunft liegt (vgl. OÖLA, StiA Spital am Pyhrn, Sch. 176, Fasz. 5, Nr. 211, fol. 13r). Dieser Verkauf dürfte allerdings nicht stattgefunden haben, da der Hof erst am 24.8.1789 verkauft wurde (vgl. OÖLA, StiA Spital am Pyhrn, Sch. 186, Fasz. Verkauf der Weingärten in N.Oesterr. 1788–1789). Bei diesem Verweis handelt es sich um das Lizitationsprotokoll, welches die dichte Korrespondenz zw. dem Pfleger zu Dürnstein, der die Versteigerung des Hofes und aller Weingärten beaufsichtigt hatte, und dem Stift Spital am Pyhrn beendet. In diesem Protokoll wird außerdem festgehalten, dass der Hofmeister bis zum 1.12.1789 im Hof wohnhaft bleiben und die Presse verwenden darf, danach jedoch ausziehen muss. Der Hof wurde von Andre Herr für 1.150 Gulden gekauft (vgl. OÖLA, StiA Spital am Pyhrn, Sch. 186, Fasz. Verkauf der Weingärten in N.Oesterr. 1788–1789).

Simon Kuhn, "Spitaler Hof 2" (Besitzgeschichte) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/157-spitaler-hof-2

Wirtschaftsgeschichte

Einem undatierten Bericht über den Stiftshof in Joching und der zugehörigen Weingärten zufolge, dürfte der Hof zu diesem Zeitpunkt stark baufällig gewesen sein und auch das Dach der Presse wurde als stark ausbesserungswürdig beschrieben (vgl. OÖLA, StiA Spital am Pyhrn, Sch. 177, Fasz. Weingarten-Acta das Gebäude zu Joching, Nr. 3). Damit steht fest, dass der Hof über eine Presse verfügt haben muss. Außerdem wird auch bei diesem Hof in Joching ein Wasserlauf beim Hof, für den auch Abgaben geleistet werden mussten, womit von dessen Nutzung ausgegangen werden kann, explizit erwähnt (vgl. OÖLA, StiA Spital am Pyhrn, Sch. 176, Fasz. 5, Nr. 210, S. 9f.). Wozu das Wasser aus diesem Wasserlauf genutzt wurde, kann jedoch nicht beantwortet werden. Feststeht jedoch, dass zw. 6.4. und 25.10.1710 Umbauarbeiten am Spittallhoff in […] Joching (OÖLA, StiA Spital am Pyhrn, Sch. 177, Fasz. Weingarten-Acta das Gebäude zu Joching, Nr. 4) durchgeführt wurden. Diese Informationen entstammen einer Rechnung zw. Johann Anton Ernst, dem Pfleger des Stifts zu Feyregg, und Gallus Jäger, Maurermeister zu Joching, offensichtlich mit der Überwachung der Bauarbeiten am Hof betraut (vgl. OÖLA, StiA Spital am Pyhrn, Sch. 177, Fasz. Weingarten-Acta das Gebäude zu Joching, Nr. 4). Diese dürften allerdings auch 1711, zw. 29.8 und 27.10., noch fortgeführt worden sein, denn auch für diesen Zeitraum liegt eine Rechnung vor (vgl. OÖLA, StiA Spital am Pyhrn, Sch. 176, Fasz. 5, Nr. 216, S. 56–70). Besagtem Maurermeister dürfte zudem auch die Planung der Umgestaltung aufgetragen worden sein, denn im April 1704 erbat Jäger eine Stellungnahme vonseiten des Stiftes zu seinen Entwürfen, die er dem Schreiben beigelegt hatte (vgl. OÖLA, StiA Spital am Pyhrn, Sch. 176, Fasz. 5, Nr. 209, S. 3–8). Diese Stellungnahme konnte jedoch bis dato noch nicht gefunden werden.

Simon Kuhn, "Spitaler Hof 2" (Wirtschaftsgeschichte) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/157-spitaler-hof-2

Gebäude und Bauhistorie

Baubeschreibung

Die Baubeschreibung des Spitaler Hofes basiert auf Sichtungen der öffentlich einsehbaren Gebäudeteile (wie der straßenseitigen Fassade) und allgemein zugänglichem Karten- und Bildmaterial sowie Sekundärliteratur – eine Begehung bzw. Besichtigung des Objekts im Rahmen des Projekts fand bis dato nicht statt.

Beim Spitaler Hof in Joching handelt es sich um einen giebelständigen, 2-geschoßigen Baukörper mit Schopfwalmdach im südöstl. Bereich der Parzelle. Östl. des Gebäudes ist ein Korbbogen-Tor mit betontem Keilstein situiert, das in den schmalen Bereich zwischen O-Fassade und Nachbargebäude Joching Nr. 16 führt. Das Tor wird mittig von einem ädikulaartigen Aufbau bekrönt, der eine von zwei glatten Pilastern flankierte Nische mit halbrundem Abschluss aufweist, in der heute ein schmiedeeisernes Kreuz positioniert ist.

Das Erdgeschoß des Gebäudes ist als hochgezogenes Kellergeschoß gestaltet, das zur Weinbergstraße 2 kleine, längsrechteckige Fensteröffnungen aufweist. Ein schlichtes Gesims leitet zum 1. Obergeschoß über, das zur Weinbergstraße 4 Fensteröffnungen aufweist. Ein markantes, mehrfach profiliertes Gesims leitet zum Dachbereich über – die Dachlandschaft selbst weist im Firstbereich neben den beiden symmetrisch angeordneten Kaminen vor den Abwalmungen je einen Blech-Knauf auf, mittig am First sitzt ein hoher Dachreiter aus Blech, ebenfalls mit Knauf. Zudem sind am westl. Teil des Daches 3 und am östl. Teil 2 kleine Holzgaupen mit Blechbekrönung situiert. Die trapezoide Giebelmauer zur Weinbergstraße, die von einer aufgeputzten Hohlkehle begleitet wird, weist eine 3-teilige Fenstergruppe auf.

Die Fassaden tragen einen ungetünchten Verputz, der grob abgekellt wurde. Gliederungselemente wie die Gesimse, die Hohlkehle im Giebelfeld, Fensterfaschen oder Lisenen an den Ecken sind ebenso wie das Gewände des Tores in Gelb gefasst.

Nach W steigt das Terrain deutlich an, sodass der Garten des Hofes deutlich höher liegt und von diesem aus durch eine Türöffnung in der W-Fassade das 1. Obergeschoß betreten werden kann. Der Garten selbst ist im S und W durch eine strukturlose Bruchsteinmauer eingefasst, auf die ein eiserner Zaun aufgesetzt ist. Im Bereich der südwestl. Grundstücksecke ist ein Tor mit geradem Abschluss installiert, im östl. Bereich der südl. Umfassungsmauer ist eine kleine Türöffnung zu finden.

In der nordwestl. Ecke des Grundstückes ist ein großer Wirtschaftsbau auszumachen, ein weiterer schmaler Wirtschaftsbau mit Walmdach findet sich im nordöstl. Bereich der Parzelle.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Spitaler Hof 2" (Baubeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/157-spitaler-hof-2

Bauhistorische Interpretation

Ohne eine bauhistorische Begehung oder eine tiefergreifende bauarchäologische Untersuchung können keine Aussagen zum Baualter oder zur Baugenese des Spitaler Hofes getätigt werden, der 1615 in den Besitz des Stiftes kam. Archivalisch ist der Hof fassbar, sodass u.a. bekannt ist, dass es ein gut ausgestattetes Propstzimmer sowie eine Weinpresse gab (vgl. Wirtschaftsgeschichte).

Am Franziszeischen Kataster (Mappenblatt von 1823) ist der Wirtschaftsbau in der SW-Ecke der Parzelle noch nicht verzeichnet, er dürfte im späten 19. Jh. als Ziegelbau errichtet worden sein und wurde direkt auf die ältere, westl. Umfassungsmauer gestellt sowie im 20. Jh. nach N erweitert. Das schmale Nebengebäude östl. des Hauptbaus ist am Franziszeischen Kataster bereits verzeichnet. Als weiterer Eingriff des 20. Jhs. ist die Umgestaltung bzw. das neu-Verputzen der Nullflächen der Fassaden sowie die Installation der Fenster in der Giebelmauer zu nennen.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Spitaler Hof 2" (Bauhistorische Interpretation) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/157-spitaler-hof-2

Quellen und Literatur

Quellen

Der Bestand des StiA Spital am Pyhrn befindet sich im LA Oberösterreich und zeichnet sich durch seinen großen Umfang und die Genauigkeit seiner Verzeichnung aus. Neben dem Hauptverzeichnis existiert ein Verzeichnis der Akten-Nachträge. Die Bände 87-91 sind trotz ihrer Bezeichnung "Weingärten / Niederösterreichische Akten" großteils unbrauchbar, da darin lediglich die Besitzungen in Oberdöbling abgehandelt werden. Äußerst relevant für die Besitzungen des Klosters Spital am Pyhrn sind jedoch u.a. die Bände 174-177.

Historische Literatur

OÖLA, StiA Spital am Pyhrn, Sch. 174, Fasz. 3, Nr. 119.

OÖLA, StiA Spital am Pyhrn, Sch. 176, Fasz. 5, Nr. 209.

OÖLA, StiA Spital am Pyhrn, Sch. 176, Fasz. 5, Nr. 210.

OÖLA, StiA Spital am Pyhrn, Sch. 176, Fasz. 5, Nr. 211.

OÖLA, StiA Spital am Pyhrn, Sch. 176, Fasz. 5, Nr. 216.

OÖLA, StiA Spital am Pyhrn, Sch. 177, Fasz. Weingarten-Acta das Gebäude zu Joching, Nr. 3–4.

OÖLA, StiA Spital am Pyhrn, Sch. 186, Fasz. Verkauf der Weingärten in N.Oesterr. 1788–1789.