Hohensteinstraße 44
3500 Krems an der Donau
3500 Krems an der Donau
Funktion als Klosterhof gesichert
Erhaltungszustand
Bestand erhalten
Kloster oder Institution
Datierung
Zugänglichkeit
Der sogenannte Florianihof liegt im westlichen Bereich der Hohensteinstraße HNr. 44 im Kremser Stadtteil Weinzierl etwa 150 m nördlich des Flusses Krems bzw. 350 m südöstlich der ehem. Spitalskirche St. Anton und fügt sich in das Ensemble der entlang dieser Straße gewachsenen, meist Nord/Süd orientierten Höfe.
Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Florianihof 3" (Lagebeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/2-florianihof-3
Das Stift St. Florian erwarb das Haus in der Hohensteinstr. im Jahr 1652 vom Karl Konstantin Ulrici v. Genghoven, Vicedom in Österreich unter der Enns. Das Haus war erst vor kurzem neu erbaut worden, sein Kaufpreis betrug 2.000 Gulden, dienstbar war es in den nahe gelegenen Lesehof des Klosters St. Zeno (vgl. StiA St. Florian 1652 Juli 10; NÖLA, MThF 940 Weinzierl Freihof - St. Zeno; vgl. Rehberger 1968, S. 28). Verkauft wurde das Haus noch vor dem Jahr 1815 an Johann Georg Kikinger und sein Frau Josepha (vgl. NÖLA, BG Krems 47/2, 8. Mai 1815), das genaue Verkaufsdatum konnte bislang nicht ermittelt werden.
Alarich Langendorf AP, "Florianihof 3" (Besitzgeschichte) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/2-florianihof-3
1652 erwirbt Propst Mathias Gotter das neu errichtete Haus des Karl Konstantin Ulrici von Genghoven, Vicedom in Österreich unter der Enns, und lässt dieses umbauen bzw. adaptieren – davon zeugt eine partiell vergoldete Sandstein-Kartusche über dem Eingang der Nordfassade, die das Wappen des Propstes samt Bauinschrift zeigt: „Matthias, Propst zu St. Florian, der Röm Kay. May. und ihrer hochfürstlich. Durchl. Erzherzogen zu Österreich Pischoffen zu Passau Rath 1656.“ Inwieweit im Zuge dieses Bauvorhabens die Substanz des Genghoveschen Hauses übernommen wurde, kann aus dem erhaltenen Baubestand mit nahezu vollflächig verputztem Mauerwerk nicht abgelesen werden, lediglich ein steinsichtiger Abschnitt der westlichen Parzellenmauer im Bereich des abgerissenen Teils des westlichen Wirtschaftstraktes lässt auf eine ältere, potentiell spätmittelalterliche Verbauung des Areals schließen.
Betreten wird das Gebäude durch den Haupteingang in der Nordfassade, über dem das oben erwähnte Wappen angebracht ist, der in ein geräumiges Vor- bzw. Stiegenhaus führt, in dessen Südhälfte an der Westmauer eine heute modern überformte, einläufige, gerade Stiege ins Obergeschoß führt. Ursprünglich war dieses Stiegenhaus auch durch eine Türe in der Südfassade zu betreten, die laut dem bereits zitierten Plan einen windfangartigen Vorbau aufzuweisen schien – heute ist dieser Zugang vermauert. Nach dem Teilabriss der Wirtschaftsgebäude entlang der westlichen Parzellenmauer wurde in der Flucht der Stiege an jener Stelle, an welcher der erhaltene Plan eine Nische zeigt, eine Türe ausgebrochen, sodass die Stiege in das Obergeschoß heute direkt von der Südseite zugänglich gemacht wurde. Westlich des Vor- bzw. Stiegenhauses liegt ein Nord/Süd-orientierter Raum, der von einer dreijochigen Stichkappentonne überspannt wird, deren Stichkappen klassizistisch ausgeschlagen wurden – das Gewölbe wurde im Zuge der letzten Renovierung vollflächig von Altputzen befreit und neu verputzt, sodass zu den Graten keine Aussagen möglich sind. Zugänglich ist der Raum vom Vorhaus aus durch eine Türöffnung im Süden der Westmauer sowie eine weitere in etwa der Mitte. Im nördlichen Drittel des Raumes wurde im 18./19. Jahrhundert eine Binnenmauer eingezogen, in deren Mitte im 20. Jahrhundert eine Türe gebrochen wurde. Die Westmauer der heute getrennten Räume weist drei von Segmentbögen überspannte Nischen auf, welche auf ehemalige Fensteröffnungen schließen lassen, die spätestens im Zuge des 19. Jahrhunderts mit der Bebauung des Nachbargrundstücks abgemauert wurden (am Franziszeischen Kataster von 1822 ist das westlich gelegene Grundstück bereits verbaut). Nördlich des dreijochigen Raumes liegt ein von einer Nord/Süd-orientierten Tonne überwölbter Raum, der über der Türe in der Südmauer sowie den beiden Fenstern in der Nordmauer je eine Stichkappe aufweist und ursprünglich zusätzlich vom Vorhaus aus durch eine heute verstellte Türe in der Ostmauer zugänglich war. Durch die 1722 von der Diözese Passau archivalisch belegte Erteilung einer Messlizenz für eine im Haus situierte Kapelle werden die Räumlichkeiten westlich des Stiegenhauses bereits im Dehio mit einer Kapelle (dreijochiger, südlicher Raum) und einer zugehörigen Sakristei (nördlicher Raum) in Verbindung gebracht - eine These, die sich ausschließlich auf mündliche Überlieferungen stützt und für die es im Baubestand bislang keine Indizien gibt. Auffällig ist zudem ein segmentartiger Entlastungsbogen an der Südmauer des durch die Stichkappentonne überspannten Raums, der eine heute zugestellte und mit einem Fenster versehene Verbindung zum abgebrochenen Teil des Wirtschaftstrakts entlang der westlichen Parzellenmauer nahe legt und die Nutzung des Raumes als Kapelle in Frage stellt. Östlich des Stiegenhauses liegen in der nördlichen Hälfte zwei gleich große Räume, die zweifarbig gefasste Stuckdecken mit je einem weißen, ovalen Mittelfeld samt rankender Akanthuszier an vier Seiten auf gelber Nullfläche aufweisen (letzte Restaurierung durch Atelier Erich Pummer). Über die Funktion der durch die Stuckdecken betonten Räumlichkeiten können aus dem erhaltenen Baubestand keine Informationen abgelesen werden, ebenso sind die Räumlichkeiten im südöstlichen Gebäudebereich sowie der südliche Teil des ehemaligen Stiegenhauses durch die jüngsten Renovierungen modern überformt bzw. verbaut. Vom Stiegenhaus des Erdgeschoßes aus ist heute auch der unter der nördlichen Hälfte des Osttrakts liegende, einzige Kellerraum erschlossen, dessen ursprüngliche Zugangssituation unklar ist. Der Kellerraum selbst weist ein Nord/Süd-orientiertes Ziegeltonnengewölbe mit bis zum Boden gezogenem Gewölbefuß auf und wird durch zwei Fensteröffnungen in der Sockelzone der Nordfassade belüftet, heute ist zudem ein Fenster in der Ostmauer vorhanden. Die westliche Stirnwand des Kellerraums ist unverputzt und zeigt netzartig versetztes Bruchsteinmauerwerk aus eher flachem Steinmaterial, das zeitlich gut dem archivalisch überlieferten Ursprungsbau aus der Mitte des 17. Jahrhundert zugeordnet werden kann. Die im Plan des frühen 20. Jahrhunderts überlieferte Raumaufteilung des Obergeschoßes hat sich bis heute weitgehend erhalten: Vom großzügigen zentralen Stiegenhaus aus können durch zwei Türöffnungen in der Nordmauer die Antekammern der westlichen und östlichen Räumlichkeiten betreten werden. Ebenso war vom Stiegenhaus im ersten Obergeschoß ein Abortturm an der Südseite des Gebäudes zu erreichen, der seine Fortsetzung im Erdgeschoß fand und von diesem aus ebenfalls begehbar war. An der östlichen und westlichen Seite der Nordmauer des Stiegenhauses befinden sich Hinterladestellen für je einen Kachelofen im östlichen und westlichen Raumkompartiment. Während einige Türen aus dem Rokoko stammen (wenn auch sekundär versetzt, was die Türe zwischen den heute als Ess- und Wohnzimmer genutzten Räumen im Ostbereich belegt, die am Plan des frühen 20. Jahrhunderts noch nicht aufscheint, jedoch mit dem Türblatt des heutigen Wohnzimmers des Westtrakts korrespondiert), wurden die Raumschalen sowie die Decken im Zuge der letzten Renovierung massiv überformt, sodass deren Originalzustand heute nicht mehr ablesbar ist. Südlich des Hauptgebäudes wurde der Wirtschaftstrakt entlang der Westmauer teilweise abgebrochen, sodass zwischen ebendiesem und dem Hauptgebäude heute eine Lücke klafft. Der stehen belassene Teil wurde in weiterer Folge einem Funktionswandel unterzogen und ist heute stark überformt erhalten. Der mit Eternit-Schindeln gedeckte Dachstuhl stammt aus dem 20. Jahrhundert, die vier überlieferten Schleppdach Gauben sind nicht mehr erhalten, Dachknäufe sowie Fledermaus Gauben zieren weiterhin das Dach. Die Giebelmauer der Ostseite weist mittig eine mit einem Sandsteingewände gefasste segmentbogenartige Aufzugs/Ladeöffnung auf, die seitlich von je einem rechteckigen Fenster flankiert wird und den großräumigen Dachboden erschließt. Vor allen drei Öffnungen sind Schmiedeeisengitter angebracht.
Andreas Steininger / Alarich Langendorf, "Florianihof 3" (Baubeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/2-florianihof-3
Von der ehemals mit einer Hofmauer umschlossenen, L-förmigen Anlage sind heute der traufständige, zweigeschoßige, sechsachsige Baukörper mit hohem Schopfwalmdach an der Ecke Hohensteinstraße/Florianigasse sowie fragmentiert ein Nebengebäude entlang der westlichen Parzellenmauer erhalten. Durch eine Neuparzellierung im 20. Jahrhundert wurde der Hof in seiner ursprünglichen Ausdehnung, über die ein im Besitz des Hauseigentümers stehender Plan zum Umbau zu einer Tischlerei aus dem frühen 20. Jahrhundert unterrichtet, stark beschnitten, indem das südlichste Drittel von der Parzelle losgekoppelt wurde. Die in besagtem Abschnitt entlang der südlichen und westlichen Grundstücksgrenzen verlaufenden Wirtschaftsbauten wurden samt Parzellenmauer geschleift – heute präsentiert sich dieses Areal modern überbaut (Florianigasse 4). Das von einem Segmentbogen überspannte Tor mit betontem Keilstein und Trichterung östlich der nordöstlichen Ecke des erhaltenen Hauptgebäudes und die Parzellenmauer zur Florianigasse mit Nischen an der Innenseite, wurden in den 1970er Jahren abgebrochen und durch einen Gartenzaun ersetzt. Die heutige Fassadengestaltung des erhaltenen Hauptgebäudes zeigen (nach der letzten Renovierung durch das Atelier Erich Pummer) eine weiße Nullfläche mit Gliederungs- und Zierelementen in Grau. Zu diesen zählen eine rustizierende Eckquaderung, Gesimsebänder und ein einfaches, abschließendes Kranzgesimse. Die Fenster des Obergeschoßes weisen Sandsteingewände mit einer einfachen Profilleiste und Verdachungen auf gemalten Konsolen sowie profilierte Sohlebänke auf. Die ehemals vor den Obergeschoßfenstern angebrachten Schmiedeeisengitter wurden bei der letzten Renovierung vor den Erdgeschoßfenstern angebracht, welche in ihrer Größe und Ausgestaltung mittels aufgeputzter Faschen an jene des Obergeschoßes angepasst wurden. Im Zuge dessen, erhielt die Sockelzone des Gebäudes zudem eine Verblendung durch Konglomeratplatten.
Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Florianihof 3" (Bauhistorische Interpretation) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/2-florianihof-3
Die Archivsituation zu St. Florian gestaltet sich tendenziell schwierig, da das lediglich analog im StiA vorliegende Archivverzeichnis von Jodok Stülz einige Ungenauigkeiten aufweist und chronologisch geordnet ist. Die Suche gestaltet sich daher entsprechend schwierig, wodurch davon ausgegangen werden muss, dass die ausgewerteten Archivalien mit Hofbezug nicht vollständig sind. Das Archivverzeichnis enthält keine Unterscheidung zwischen kirchlichem und weltlichem Besitz, wodurch die Archivrecherche verkompliziert wird, und eine Einschätzung des Bestandsumfangs verunmöglicht. Angesichts des doch umfangreichen Besitzes St. Florians, ist ein großer Bestand zu vermuten. Bei Schiffmann finden sich Editionen für fünf Urbare, wobei das älteste aus dem Jahr 1378 stammt (vgl. Schiffmann (Hg.) 1915). Die Urkunden sind großteils über monasterium.net abrufbar, tlw. sogar inklusive Volltext.
StiA St. Florian 1652 Juli 10.
NÖLA, MThF 940 Weinzierl Freihof – St. Zeno.
NÖLA, BG Krems 47/2 Gewähr-Veränderungs-Rapulare 1807–1819, 8. Mai 1815.
Karl Rehberger, Weingärten und Lesehöfe des Stiftes St. Florian in Krems Rehberger, in: Mitteilungen des Kremser Sadtarchivs 8, Krems 1968.
Konrad Schiffmann, Hg., Die mittelalterlichen Stiftsurbare des Erzherzogtums Österreich ob der Enns, Bd. 3: Baumgartenberg, St. Florian, Waldhausen, Wilhering, Wien / Leipzig 1915.