Dreifaltigkeitsplatz 4
3500 Krems an der Donau
3500 Krems an der Donau
Funktion als Klosterhof gesichert
Erhaltungszustand
Bestand erhalten
Kloster oder Institution
Datierung
Zugänglichkeit
Der ehem. Hof des bayrischen Prämonstratenserklosters Windberg liegt mit der Adresse Dreifaltigkeitsplatz 4 rund 200 m südöstl. der Stadtpfarrkirche St. Veit unmittelbar nördl. der ehemal. Stadtmauer. Im Gefüge der den Dreifaltigkeitsplatz umschließenden Bauten nimmt der Windberger Hof eine prominente Lage ein, da er mittig auf der den Platz nach S hin abschließenden Gebäudezeile mit durchlaufender Trauflinie liegt.
Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Windberger Hof 2" (Lagebeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2022,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/26-windberger-hof-2
Im Urbar der Pfarre Krems von 1381/86 wird Leubman iudeus als Besitzer des Hauses genannt; er verkaufte es an Potel cerdo (Lederer), der es um 1400 weiter an das Kloster Windberg verkaufte (Ebner 1965, Nr. 17).
1571 wurde der Windbergerhof in der Saugassen an das Ratsmitglied Wilhelm Pittersdorfer und seine Frau Anna verkauft (DASP, GB Pfarre Krems 1610, fol. 9v u. 96r). Pittersdorfer wurde 1563 in den Ritterstand erhoben und machte das Haus zu einem Freihaus; nach wechselnden adeligen Besitzern wurde das Haus 1776 vom Ärar angekauft und als Militär-Verpflegsmagazin benützt (vgl. NÖLA, KG Krems 118/1, fol. 57r; NÖLA, BG Krems 22/3, fol. 33v, 236v; NÖLA, Gültb 62, fol. 37r; NÖLA, Gültb 63, fol. 63v/Nr. 9 OM); ab 1861 wurde es als Kreis- und Bezirksgericht sowie als Steueramt verwendet (HB 1894, 1909) und 1980 an das Land NÖ verkauft (vgl. BG Krems, GB III, fol. 83v; GB VI, S. 11).
Helga Schönfellner-Lechner, "Windberger Hof 2" (Besitzgeschichte) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/26-windberger-hof-2
Die Baubeschreibung des Windberger Hofes basiert auf Sichtungen der öffentlich einsehbaren Gebäudeteile (wie der straßenseitigen Fassade) und allgemein zugänglichem Karten- und Bildmaterial und Sekundärliteratur. Eine Begehung bzw. Besichtigung des Objekts im Rahmen des Projekts fand bis dato nicht statt.
Die Parzelle des Windberger Hofes erstreckt sich vom Dreifaltigkeitsplatz bis zur ehem. Stadtmauer (heute Mühlbachgasse), wobei das Baugefüge aus einem wuchtigen Baukörper zum Hafnerplatz, einem Trakt entlang der westl. Parzellenmauer und einem Bau, der im S direkt an die Stadtmauer gestellt wurde, besteht.
Der Baukörper zum Dreifaltigkeitsplatz zeigt sich 3-geschoßig, traufständig und mit Satteldach (bzw. Grabendach), das 3 Giebelgauben mit Werksteingewänden aufweist. Die Fassade besitzt zu beiden S. eine mächtige Eckquaderung, eine glatte Kordonbandgliederung zw. den Geschoßen sowie ein zur Traufzone überleitendes, mehrfach profiliertes Gesims. Das Erdgeschoß zeigt in der Mittelachse ein tiefes Segmentbogenportal mit gewaltiger Quaderrahmung und massiven Prellsteinen. Östl. und westl. des Portals liegen jeweils 2 Fenster, sodass die 6 Fensterachsen der Obergeschoße eingehalten werden, wobei das Portal im Erdgeschoß die beiden mittleren Achsen einnimmt. Die Fenster der Obergeschoße weisen einfach profiliertes Gewände, gekehlte Sohlbänke und mehrfach profilierte Verdachungen auf. Die Nullflächen der glatt verputzten Fassade sind beige getüncht, Kordonbänder und Gesims weiß, die Eckquader in einem lichten Braunton. Die stark rustizierte Quaderrahmung des Portals ist gräulich gefasst und wird durch einen weißen Begleitstrich zusätzlich betont, über dem Portal sind in einem rechteckigen Putzfeld 2 nicht näher bestimmbare Wappen fragmentiert erhalten. Im Innenraum liegt lt. Dehio im Erdgeschoß eine Mittelflurhalle mit Kreuzgrat- und Stichkappengewölbe samt angeputzten Rundstäben. Im Obergeschoß ist eine kreuzgratgewölbte Halle mit profilierten Putzbändern entlang der Grate erhalten (Ende 16./Anfang 17. Jh.), zudem tragen 2 Flachdecken einfachen Stuckdekor (18. Jh.). Das Stiegenhaus soll aus der Zeit um 1930 stammen (vgl. BDA (Hg.) 1990, S. 570).
Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Windberger Hof 2" (Baubeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/26-windberger-hof-2
Über die spezifische Funktion des Gebäudes als Hof des Klosters Windberg (von ca. 1400–1571) können ohne tiefergreifende bauhistorische Untersuchungen keine Aussagen getätigt werden. Das heutige Erscheinungsbild des Hofes aus dem späten 16. bzw. frühen 17. Jh. stammt aus einer Zeit, in der sich der Hof nicht mehr oder max. für eine sehr kurze Zeitspanne in klösterlichem Besitz befand. Als durch den Abgleich mit historischen Fotografien nachvollziehbare Veränderung kann der Austausch der Fenster des Erdgeschoßes genannt werden: Urspr. lagen östl. und westl. des Portals 2 schmale, längsrechteckige, vergitterte Fenster. Eine Fotografie um 1900 zeigt im O bereits ausgebrochene Fenster in der heutigen Dimension, während im W noch die älteren Fenster vorhanden sind, die zu einem nicht näher greifbaren Zeitpunkt ebenso vergrößert wurden. Stammten die kleinen, älteren Fenster nicht aus der Nutzungsphase des Gebäudes als Bezirksgericht, sondern, wie die Fassade, aus dem 17. Jh., so könnten sie als Indiz für ehem. Wirtschaftsräume in der Erdgeschoßzone gewertet werden. Zudem besaßen die Fenster der Obergeschoße hölzerne Fensterläden.
Über Baualter und Funktion des Traktes entlang der westl. Parzellenmauer sowie jenen im S an der Stadtmauer können ohne weitere Untersuchungen keine Aussagen getroffen werden.
Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Windberger Hof 2" (Bauhistorische Interpretation) Wachauer Klosterhöfe Online 2022,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/26-windberger-hof-2
Das Archiv des ehem. Prämonstratenserstiftes Windberg befindet sich heute im Bayrischen Staatsarchiv und wird in einen Urkundenbestand, der über monasterium.net zugänglich ist (https://www.monasterium.net/mom/DE-BayHStA/KUWindberg/fond), sowie in den Bestand „Amtbücher und Akten“ unterteilt. Trotz der detaillierten Gliederung des Bestandes deutet wenig darauf hin, dass sich – abgesehen von einigen Urkunden und Urbaren (BayHStA, Kloster Windberg, Amtbücher und Akten Nr. 156 – Nr. 161) – Unterlagen über die klösterlichen Besitzungen in der Wachau erhalten haben.
DASP, PfA Krems-St. Veit, 13/07 Grund- und Dienstbuch 1572-1676 (ren. 1610). NÖLA, KG Krems 118/1 Grundbuch Pfarre Krems 1689. NÖLA, BG Krems 22/3 GWB Pfarre Krems 1771. NÖLA, Gültbuch 62, Gültbuch über die reluierten Freyhöfe, mit 1. November 1791 anfangend. NÖLA, Gültbuch 63, Gültbuch über die reluierten frei- und dienstbaren Höfe von Anno militari 1756 anfangend. Verzeichnis der Häuser in der Stadt Krems 1894, 1909 Bezirksgericht Krems, GB III, 83v; GB VI.
Herwig Ebner, Ein Urbar der Pfarre Krems aus dem 14. Jahrhundert, in: Mitteilungen des Kremser Stadtarchivs 5 (1965), S. 1-122.
Bundesdenkmalamt, Hg., Dehio Niederösterreich. Nördlich der Donau, Wien 1990.