Klosterhöfe

Garstener Hof 2
© Andreas Steininger, 2021

Garstener Hof 2

Funktion als Klosterhof unsicher

Garstener Hof 2
© Andreas Steininger, 2021
Die Funktion als Klosterhof konnte bislang nicht gesichert nachgewiesen werden, geht aber aus den Quellen indirekt hervor.

Erhaltungszustand

Bestand erhalten

Kloster oder Institution

Zugehörigkeit:

Datierung

Historisch
1395 gesichert – 1450 angenommen
Bauhistorisch
? – ?
Die Laufzeit der klösterlichen Nutzung anhand historischer oder bauhistorischer Daten.

Zugänglichkeit

Kein Zugang

Das Objekt ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich

Verortung

Lagebeschreibung

Der ehem. Hof des oö. Benediktinerstiftes Garsten (1787 säkularisiert) befindet sich mit der Hausnr. 33 in ca. 85 m Entfernung zur Pfarrkirche zum Hl. Florian am nördl. Rand des Ortzentrums an der N-S. der Prof.-Gruber-Gasse, welche den Ort NO-SW durchquert.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Garstener Hof 2" (Lagebeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2022,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/28-garstener-hof-2

Historische Daten

Besitzgeschichte

Am 29.9.1395 vermachte Katrey die Erasmynn zu Steyr dem Abt Niclas von Garsten 3 Weingärten in Wösendorf und ein halbes Haus, dessen Lage in der Urkunde beschrieben wird wie folgt: gelegen zu wesendorf pey dem pache auf dem pühel am ort ze nachst weindleins im pache (OÖLA, Urkunden Garsten, 1395 Sept 29). Ausgehend von dieser Beschreibung verortet Korner dieses Haus in der heutigen Prof.-Gruber-Gasse 33, denn das nahegelegene Haus mit der Nr. 20 wird in den Quellen oft als Lehen am Püchl (Korner 2013, S. 31) beschrieben. Das Haus dürfte zuvor im Besitz von Jans ym pach von wesendorf (OÖLA, Urkunden Garsten, 1375 Juni 24) gewesen sein, der das Haus mit 24.6.1375 an Erasmus den Schreiber, verm. der Ehemann der Katrey Erasmynn, verkaufte. Die Schenkung der Katrey Erasmynn vom 29.9.1395 blieb allerdings nicht unangefochten, ihre Schwester Klara erhob mit Unterstützung ihres Bruders und ihres Mannes Einspruch dagegen (vgl. Stöger 1940, S. 68). Zwar konnten von klösterlicher S. bislang keine Archivalien gefunden werden, die Aussagen über die Reaktion des Klosters auf diesen Einspruch zuließen, es liegt jedoch eine Urkunde vom 24.7.1396 vor, mittels derer Herzog Wilhelm anordnet, das Kloster Garsten und dessen Besitz in der Wachau gegen die Ansprüche der Klara Zebinger zu schützen (vgl. OÖLA, Urkunden Garsten, 1396, Juli 24).

Handelt es sich bei dem Haus mit der Nr. 33 tatsächlich um jenes halbe Haus, welches sich ab dem Jahr 1395 im Besitz des Klosters befand, so dürfte dieses spätestens 1454 wieder verkauft worden sein, denn 1454 scheinen Georg, Stefan und Hieronymus Mühlwanger als Besitzer auf, die ihrem Vetter Wolfgang ein Drittel des Hauses verkauften (vgl. Bauer o. J., S. 16). Ab wann genau das Haus nicht mehr im Besitz des Klosters war, kann jedoch nicht mit Sicherheit benannt werden.

Simon Kuhn, "Garstener Hof 2" (Besitzgeschichte) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/28-garstener-hof-2

Gebäude und Bauhistorie

Baubeschreibung

Die Baubeschreibung des Garstener Hofes basiert auf Sichtungen der öffentlich einsehbaren Gebäudeteile (wie der straßenseitigen Fassaden) und allgemein zugänglichem Karten- und Bildmaterial. Eine Begehung bzw. Besichtigung des Objekts im Rahmen des Projekts fand bis dato nicht statt.

Der Garstner Hof zeigt sich L-förmig mit hohem Walmdach, wobei die 3-achsige Schmalseite des NW-SO orientierten Straßentrakts zur Prof.-Gruber-Gasse im W der 17 m breiten Parzelle ausgerichtet ist. Östl. der Fassade zur Prof.-Gruber-Gasse wird der Hof durch eine Mauer mit großem Tor im O geschlossen. 2 kleine, annähernd quadratische, vergitterte Fenster belichten das als Kellergeschoß ausgeführte Erdgeschoß. Durch die L-förmige Gestalt des Baus und die Hofmauer entsteht ein geschlossener, ca. 50 m2 messender Innenhof, der an der östl. S. des Daches des Straßentrakts eine Aufzugsöffnung mit Satteldach aufweist. Nordwestl. des NO-SW orientierten, hinteren Trakts sind sekundär angefügte Wirtschaftsbauten situiert.

Die Fassade zur Prof.-Gruber-Gasse ist mit einem modernen, zementhaltigen Putz angeworfen, der lediglich grob abgekellt und nicht getüncht wurde. Die Fenster zeigen eine schmale, glatt verputzte und weiß gefasste Fasche. Die O-Fassade im Bereich des Innenhofes zeigt noch älteren Kalkputz, der weiße und gelbe Fassungen aufweist.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Garstener Hof 2" (Baubeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/28-garstener-hof-2

Bauhistorische Interpretation

Ende des 14. Jhs. sind archivalisch erstmals Weingärten sowie ein halbes Haus im Besitz des Stiftes Garsten belegt. Dieses Haus wird in der Prof.-Gruber-Gasse 33 verortet, wobei diese Lokalisierung nicht gesichert ist (vgl. Besitzgeschichte). Aus bauarchäologischer Sicht kann das Baualter des Objekts ohne eine Begehung oder tiefergreifende bauhistorische Untersuchung vorerst nicht angegeben werden, am Franziszeischen Kataster (Mappenblatt von 1823, vgl. NÖLA, FK Mappen OM 807, fol. 4) ist das Gebäude bereits in seiner heutigen Kubatur verzeichnet. Auch wenn derzeit keine weiteren Aussagen zur Wirtschaftsgeschichte sowie zur spezifischen Funktion des Hofes in der Rolle eines Klosterhofes möglich sind, ist auffallend, dass es sich beim Objekt Prof.-Gruber-Gasse 33 um einen relativ kleinen Bau ohne repräsentative Ansprüche handelt.

Als von außen ersichtliche Umbauten bzw. Bauphasen sind lediglich Adaptierungen des 20. Jhs. zu erkennen, so stammen der aktuelle Fassadenverputz, das Einfahrtstor, die rückwärtigen Wirtschaftsbauten sowie die Eindeckung des Daches mit Strangfalzziegel aus dieser Zeit.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Garstener Hof 2" (Bauhistorische Interpretation) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/28-garstener-hof-2

Quellen und Literatur

Quellen

Die Quellen sind zu diesem Haus sehr dünn gesät. Wie bereits im Eintrag zum Haus Wösendorf 59 angemerkt, finden Besitzungen in Wösendorf im OÖLA, Bestand StiA Garsten erst in der Neuzeit Erwähnung. Deutlich früher nennen die Verwaltungsakten bereits den Hof in Krems. Das hier bearbeitete Haus konnte bislang nur urk. erfasst werden, in den Archivalien des Klosterarchives ließ sich bis dato noch nichts dazu finden, obwohl der Bestand eine eigene Verzeichnungseinheit für die Besitzungen in NÖ aufweist.

Historische Literatur

OÖLA, Urkunden Garsten, 1375 Juni 24, online unter: monasterium.net, https://www.monasterium.net/mom/AT-OOeLA/GarstenOSB/1375VI24/charter?q.

OÖLA, Urkunden Garsten, 1395 Sept 29, online unter: monasterium.net, https://www.monasterium.net/mom/AT-OOeLA/GarstenOSB/1395IX29/charter?q.

OÖLA, Urkunden Garsten, 1396, Juli 24, online unter: monasterium.net, https://www.monasterium.net/mom/AT-OOeLA/GarstenOSB/1396VII24/charter?q.

 

Martin Bauer, Höfe auswärtiger Besitzer, o. O. o. J. (unveröffentlichte Sammlung).

Raimund Korner, Marktgemeinde Weißenkirchen in der Wachau (bis 1838 „Gemeinde Thal Wachau“) mit den Ortsteilen St. Michael, Wösendorf, Joching und Weißenkirchen. Chronik der Bewohner der alten Bürgerhäuser, o. O. 2013. (liegt im Gemeindearchiv Weißenkirchen auf und ist über diese Website auch online zugänglich)

Gottfried Stöger, Beiträge zur Geschichte der Besitzverhältnisse in der Wachau unter besonderer Berücksichtigung des geistlichen Besitzes, phil. Dissertation, Universität Wien 1940.

Bauhistorische/archäologische Literatur

NÖLA, FK Mappen OM 807.