Klosterhöfe

Melker Hof, Gaminger Hof

Funktion als Klosterhof gesichert

Erhaltungszustand

Bestand erhalten

Kloster oder Institution

Zugehörigkeit:
Jeder Hof kann eine oder mehrere (zeitlich aufeinanderfolgende) Zugehörigkeiten zu einer klösterlichen Institution aufweisen.

Datierung

Historisch
1344 gesichert – 1789 gesichert
Bauhistorisch
? – ?
Die Laufzeit der klösterlichen Nutzung anhand historischer oder bauhistorischer Daten.

Zugänglichkeit

Kein Zugang

Das Objekt ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich

Verortung

Lagebeschreibung

Der ehem. Hof des Benediktinerstiftes Melk in Stein liegt mit der Adresse Steiner Landstraße 25 im östl. Bereich der Stadt, ca. 50 m südöstl. der ehem. Minoritenkirche. Die Parzelle des Hofes reicht über ca. 35 m von der Steiner Landstraße bis zu Donaulände (Nr. 28). Im W wird das Grundstück von der Wassergasse begrenzt, die der Hof im südl. Bereich teilw. überbaut. Der Schüttkasten trägt heute Nr. 23.

Andreas Steininger / Alarich Langendorf, "Melker Hof, Gaminger Hof" (Lagebeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/31-melker-hof-gaminger-hof

Historische Daten

Besitzgeschichte

1344 verkaufte der Steiner Bürger Peter von Ibs 2 beieinander liegende Häuser zu Stein: eines neben Peter Zaentzleins Haus, dienstbar mit 27,5 d Burgrecht zum Grundbuch der Pfarre Krems (Steiner Landstraße 25+27) und das andere oberhalb gegenüber den Minneren Pruedern, dienstbar mit 12 d Burgrecht zum Grundbuch Pfarre Stein (später GB Stadt Stein; Steiner Landstraße 23), um 110 lb d an Prior und Konvent von unser Vrowen Tron zu Gaemmnikche des heiligen Ordens von Karthus (StiA Melk, 1344 April 24).

1422 beurkundeten die Stadtpfarrer von Krems und Stein den Verkauf der beiden Häuser um 200 lb d an das Kloster Melk (StiA Melk, 1422 August 14).

Um 1550 wurde das Haus Steiner Landstraße 25+27 geteilt und der westl. Teil (Steiner Landstraße 27/ Wassergasse 1), der mit dem im N die Wassergasse überbauenden Obergeschoß mit Nr. 25 verbunden war, an das Stift Ranshofen verkauft; der Grunddienst von 27,5 d wurde geteilt: Melk bezahlte 15 d, Ranshofen 13 d (DASP, GB Pfarre Krems 1552, fol. 1r).

1580 wurde der Melker Hof um ein Neu Gepeu oder Schwybogen yber die Gassen zu Negst der Thonau zw. dem Melker Hof und dem Hof des Stiftes Ranshofen erweitert. Abt Urban, Prior Sixtus und der Konvent von Melk beurkunden, dass sie in ihrem Freihof vmb pesseren Gelegenhait willen ain vnuermaidlich notwendig Gebeu zu errichten entsonnen. Da dieser geplante Bau aber in die Notwöhr und Rinckhmaur oberhalb des der Stadt gehörigen Tüerls, das durch die Stadtmauer zur Donau führt vnnd dann in des Herrn Brobst zu Rannßhofen Behausung auf vnnd eingemaurt werden mueß, habe ihnen die Stadt Stein vergünstigt, sovil gemainer Stat Maur belanngt darein zu brechen, darauf unserm gefallen nach zu Maurn und zu Pauen. Sie verpflichteten sich, die durch die Stadtmauer gehenden Fenster zu vergittern und oben auf in der höche ain Prustwöhr [setzen zu] lassen. In das Kammeramt der Stadt Stein musste für diesen Zubau ein jährlicher Dienst von 20 Pfennig geleistet werden; […] sovil aber des Herrn Brobst zu Ranshofen Hof oder Behausung und gemeur, darin wir Ime one Nachtl unnd schaden brechen und Pauen wellen belanngt, werden wir uns mit Ime zu seinem bemügen zuvergleichen (StaA Krems, Urkunden Stein 1580 April 20; Plesser 1951, S. 382).

Für diesen am Südende der Wassergasse errichteten Bau musste das Kloster jährlich 20 d Grunddienst in das Grundbuch der Stadt Stein bezahlen (vgl. NÖLA, KG Krems 116/12, fol. 2r, 68v, 133v).

1789 wurde der Hof bei der vom Kloster Melk angeordneten Versteigerung an Anton Rosenberger, Gastwirt zum Grünen Kranz in Stein verkauft (vgl. NÖLA, KG Krems 116/26, fol. 141r).

 

Beim Haus Steiner Landstraße 23 – Conscriptions Nr. 66 – handelt es sich um den ehem. Schüttkasten des Klosters Melk: […] ain orten so vor dissen ain Khasten und niemahl khain purgerliches Hauß gewöst (NÖLA, KG Krems 116/12, fol. 133v; NÖLA, KG Krems 116/13, fol. 10v). Während der Belagerung der Stadt 1645 wurde er schwer beschädigt und wie der danebenliegende Melkerhof (Nr. 25) danach als öde bezeichnet. Bei der vom Kloster Melk am 21. Februar 1789 angeordneten Versteigerung wurde er von Johann Michael Hofsaß, Bürger in Stein, um 75 Gulden erworben. Der jährliche Grunddienst zum Grundbuch der Stadt Stein betrug 12 d (vgl. NÖLA, KG Krems 116/13, fol. 10v; vgl. NÖLA, KG Krems 116/26, fol. 141r).

In späteren Grundbüchern wird das Haus abwechselnd als Melkerhof und Haus neben Mölkerhof bez., was wahrscheinlich zur unrichtigen Benennung des Hauses geführt hat (NÖLA, KG Krems 116/8, S. 18, 27 u. 37).

Helga Schönfellner-Lechner, "Melker Hof, Gaminger Hof" (Besitzgeschichte) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/31-melker-hof-gaminger-hof

Gebäude und Bauhistorie

Baubeschreibung

Die Baubeschreibung des Melker Hofes basiert auf Sichtungen der öffentlich einsehbaren Gebäudeteile (wie den straßenseitigen Fassaden) und allgemein zugänglichem Karten- und Bildmaterial. Eine Begehung bzw. Besichtigung des Objekts im Rahmen des Projekts fand bis dato nicht statt.

Der Melker Hof setzt sich aus einem N-Trakt entlang der Steiner Landstraße, einem S-Trakt entlang der Donaulände und einen ebendiese verbindenden W-Trakt zur Wassergasse zusammen. Der N-Trakt zur Steiner Landstraße ist 2-geschoßig, 4-achsig und mit Walmdach ausgeführt. In der östlichsten Fensterachse, die breiter ist als die übrigen, liegt im Erdgeschoß ein Tor, das ein korbbogenartiges Werksteingewände sowie Radabweiser aufweist. Die westl. folgende Fensterachse ist im Erdgeschoß zu einer Türe ausgebrochen. Während die Fenster des Erdgeschoßes lediglich gemalte Faschen aufweisen, zeigen jene des Obergeschoßes zusätzlich gerade, profilierte Sohlbänke. Die Fassade weist einen modernen Reibputz auf, der in einem hellen Ockerton getüncht ist, nach oben hin wird sie durch ein mehrfach profiliertes, weißes Gesims abgeschlossen.

Der S-Trakt zur Donaulände besteht aus einem 2-geschoßigen Bau mit Schopfwalmdach. Das Erdgeschoß weist im östl. Bereich eine von einem Segmentbogen überspannte und mit Radabweisern versehene Einfahrt auf. Östl. von dieser liegt eine Fensteröffnung, westl. sind 2 weitere vorhanden – diese zeigen glatte, weiße Faschen, deren Konturen in den Putz geritzt wurden, sowie eine Vergitterung im Fensterstock. Über den 2 westl. Fensterachsen des Erdgeschoßes ist im Obergeschoß ein 2-achsiger, breiter Flacherker situiert, der eine weiße Ortsteinquaderung aufweist. Die beiden Fensteröffnungen zeigen neben schlichten, unterkehlten Sohlbänken vielfach profilierte, aufgeputzte Fensterrahmungen. Östl. des Erkers liegt im Obergeschoß ein weiteres Fenster, dessen profilierte Rahmung etwas reduzierter ausgeführt ist als jene des Erkers.

Westl. des Baukörpers wird die angrenzende Wassergasse zur Donaulände hin durch einen 2-geschoßigen Bau mit Walmdach überbaut; die Funktion der Gasse bleibt erhalten, indem die Mauer im Bereich des Erdgeschoßes durch einen breiten Korbbogen geöffnet wird. Dahinter überspannt eine O-W orientierte Gewölbetonne in der Breite der Wassergasse den Überbau in seiner gesamten Tiefe. Mittig über der Durchfahrt ist im Obergeschoß an der S-Fassade eine Fensteröffnung auszumachen, welche über die gleiche Rahmung wie jene östl. des Erkers verfügt. Auch an der N-Fassade des Überbaus ist mittig ein Fenster situiert, das jedoch lediglich eine gemalte Fasche aufweist.

Vor der Eckausbildung vom S-Trakt und vom Baukörper über die Wassergasse ist ein halbrundes Bauelement angefügt, das neben einem Kegeldach im oberen Bereich eine kleine Fensteröffnung aufweist und ca. bis zu ¾ der Höhe des Baus über die Wassergasse einnimmt. Im Erdgeschoßbereich ist dem turmartigen Bauelement eine strebepfeilerartige Verstärkung vorgesetzt, die ebenfalls annähernd halbrund ausgeführt ist.

Sowohl die Fassade des S-Trakts als auch jene des Baus über die Wassergasse ist stark überarbeitet bzw. modern verputzt und in einem hellen Ockerton (wie jener des N-Trakts) getüncht. Die Ecken sowie der Abschluss zur Traufe werden durch glatte, weiße Bänder gegliedert.

Andreas Steininger / Alarich Langendorf, "Melker Hof, Gaminger Hof" (Baubeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/31-melker-hof-gaminger-hof

Bauhistorische Interpretation

Obwohl eine bauhistorische Begehung bzw. eine tiefergreifende bauarchäologische Untersuchung des Melker Hofes noch ausständig ist, können zusammen mit den überlieferten Archivalien erste Überlegungen zu dessen Baualter und baulicher Genese angestellt werden.

1344 erwarben Prior und Konvent von Gaming die Objekte mit den heutigen Adressen Steiner Landstraße 25 und 23 sowie Wassergasse 1 (Steiner Landstr. 27). Die Kartäuser von Gaming besaßen somit eine beachtliche Fläche von über 1600 m2 im östl. Bereich der Stadt, welche im westl. Bereich durch die Wassergasse geschnitten wurde. Alle 3 Grundstücke dürften zu diesem Zeitpunkt eigenständige Bauten aufgewiesen haben – ob diese in der überlieferten Baugestalt noch enthalten sind bzw. ob der westl. der Wassergasse liegende Teil der Anlage (Wassergasse 1) schon damals im Obergeschoß über der Wassergasse mit jenem östl. ebendieser liegenden (Steiner Landstraße 25) verbunden war, kann ohne eine bauhistorische Untersuchung nicht festgestellt werden. 1422 gelangten die Gaminger Besitzungen durch Verkauf in das Eigentum des Stiftes Melk. Ob im Zuge des Kaufes durch das Stift Melk größere Umbauarbeiten stattfanden, kann derzeit nicht nachvollzogen werden; ein wichtiger Schritt für die weitere Entwicklung des Areals ist jedoch um 1550 anzusiedeln, als das Grundstück westl. der Wassergasse (heute Wassergasse 1) verkauft wurde.

Rund 30 Jahre später schien im Melker Hof akute Raumnot vorzuherrschen, denn für 1581 ist die Errichtung eines Neu Gepeu oder Schwybogen yber die Gassen zu Negst der Thonau, also dem Bau über der Wassergasse an der südwestl. Ecke des S-Trakts, belegt (dieser Neubau ist archivalisch gut fassbar, vgl. die Einträge zur Besitzgeschichte und der Beitrag zum Ranshofener Hof: hier auf Beitrag zu Ranshofen verweisen). Zu dieser Zeit könnte auch die S-Fassade des S-Trakts entstanden sein. Im westl. Abschnitt zeigt deren Erker 2 geschwungene Werksteinkonsolen, die belegen, dass ein älterer, 1-achsiger Vorgänger-Erker zu einem 2-achsigen erweitert wurde, indem im O 2 halbrunde Konsolen (verputzt) hinzugefügt wurden. Auch die Tatsache, dass die Fensterrahmung des Fensters über dem Tor im O der S-Fassade die gleiche Rahmung aufweist, wie jenes der S-Fassade des 1581 errichteten Baus über die Wassergasse, deutet darauf hin, dass es mit der Errichtung des Baus über die Wassergasse zu Änderungen bzw. Neugestaltungen an der S-Fassade kam.

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass der Melker Hof in Stein ein sehr gutes und aussagekräftiges Beispiel für klösterlichen Besitz in der Wachau darstellt: In einem Zeitraum von 445 Jahren (1789 wurde der Melker Hof verkauft) waren 3 verschiedene Klöster und Orden am Areal des Hofes, das sich bei der Übernahme durch die Kartäuser 1344 aus den Objekten Steiner Landstraße 25 und 23 sowie Wassergasse 1 zusammensetzte, tätig. Den urspr. Hof dürften die Objekte Steiner Landstraße 25 und 23 gebildet haben, wobei der eigentliche Hof unter Nr. 25 und der Schüttkasten bzw. Wirtschaftsbauten unter Nr. 23 zu verorten sind. Am Franziszeischen Kataster (Mappenblatt von 1822, vgl. NÖLA, FK Mappen OM 678, fol. 4) ist noch zu erkennen, dass die Gebäude der beiden Parzellen einen gemeinsamen Hof umschrieben. Während die Objekte Steiner Landstraße 25 und 23 bis zum Verkauf des Hofes 1789 eine bauliche Einheit bildeten, trennte sich das Stift Melk 1550 von jenem Teil des Grundstücks, das jenseits der Wassergasse lag, im Obergeschoß des N-Trakts jedoch mit dem N-Trakt des Objekts Steiner Landstraße 25 durch einen Bau über die Wassergasse verbunden war. Warum Melk einen Teil seiner Besitzungen in Stein veräußerte, ist unklar, vielleicht lag es an der räumlichen Trennung der Grundstücke durch die Wassergasse und der daraus resultierenden Impraktikabilität für wirtschaftliche Tätigkeiten (vgl. auch den Eintrag zum Ranshofener Hof). Mit dem Auftreten des Stiftes Ranshofen als Käufer bewirtschaftete ein weiteres Kloster bzw. ein weiterer Orden (Augustiner Chorherren) einen Teil des Hofes (bis 1646).

Andreas Steininger / Alarich Langendorf, "Melker Hof, Gaminger Hof" (Bauhistorische Interpretation) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/31-melker-hof-gaminger-hof

Quellen und Literatur

Quellen

Im Stiftsarchiv Melk befinden sich heute noch 2 Kartons, die sich mit den stiftlichen Besitzungen in der Wachau beschäftigen: StiA Melk, 76. Wachau, Karton 1 und StiA Melk, 76. Wachau, Karton 2. Darin befinden sich u.a. zahlreiche Korrespondenzen, Leserelationen sowie Grund- und Dienstbücher, welche insbesondere die Melker Besitzungen zu Wösendorf betreffen (16.–19. Jh.).

Historische Literatur

DASP, GB Pfarre Krems 1552.

NÖLA, KG Krems 116/8 Gewährbuch zum Landgerichtsgrundbuch 1819.

NÖLA, KG Krems 116/26 Gewährprotokoll der Stadt Stein 1716.

NÖLA, KG Krems 116/12 Grund- und Gewährsbuch des Magistrates Stein 1547.

NÖLA, KG Krems 116/13 Grund- und Gewährbuch des Magistrates Stein 1716.

StaA Krems, Urkunden Stein 1580 April 20.

StiA Melk 1344 April 24.

StiA Melk 1422 Aug 14.


Alois Plesser, Zur Kirchengeschichte des Waldviertels vor 1627, in: Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesan-Blatt XIII (1951), S. 1-704.

Bauhistorische/archäologische Literatur

NÖLA, FK Mappen OM 678.