Klosterhöfe

Einfahrtstor
© Andreas Steininger, 2022

Garstener Hof 3

Funktion als Klosterhof gesichert

Einfahrtstor
© Andreas Steininger, 2022

Erhaltungszustand

Bestand erhalten

Kloster oder Institution

Zugehörigkeit:

Datierung

Historisch
1697 gesichert – 1750 gesichert
Bauhistorisch
? – ?
Die Laufzeit der klösterlichen Nutzung anhand historischer oder bauhistorischer Daten.

Zugänglichkeit

Kein Zugang

Das Objekt ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich

Verortung

Lagebeschreibung

Der ehem. Hof des Stiftes Garsten (1787 säkularisiert) liegt mit der Adresse Göglstraße 10 ca. 200 m südöstl. der Stadtpfarrkirche St. Veit an der Ecke von Gögl- und Dinstlstraße, was dem Bau, trotz eines Anbaus im O, eine prominente Wirkung verschafft. Bis zur Schaffung der Dinstlstraße um 1890 lag der Hof an der S-Seite der vom Dreifaltigkeitsplatz nach O laufenden Göglstraße unmittelbar nördl. der Stadtmauer – noch heute fügt sich der Hof harmonisch in die auf dieser S. der Straße gewachsene, historische Bausubstanz in Form von giebel- und traufständigen Häusern und Höfen ein.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Garstener Hof 3" (Lagebeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/34-garstener-hof-3

Historische Daten

Besitzgeschichte

1697 kaufte das Kloster Garsten von der Stadt Krems als Vorbesitzerin den Hof mit Garten, Nebengebäude und Weinpresse (vgl. OÖLA, Stiftsarchiv Garsten, Bd. 20, Nr. 3 – 1697 April 20; Nr. 3 – 1755 April 9; StaA Krems, IGB 6, S. 709). Der Hof wurde auch weiterhin wie ein bürgerliches Haus besteuert, die Stadt behielt die Jurisdiktion über das Haus und dessen Bewohner:innen bei (vgl. StaA Krems, MP 29, 5. Feb. 1720, fol. 249r). 1700 ersuchte der Rat nach Protesten der Anrainer:innen den Abt, den Schöpfbrunnen des Garstener Hofes, der seinen Auslauf bisher an der Straßenseite gehabt hatte und nun zugemauert worden war, wieder öffentlich zugänglich zu machen, was besonders bei Bränden nötig sei. Auf Kosten der Stadt wurde daraufhin eine Pumpe mit 2 Zapfen eingesetzt, von denen einer nach innen und der andere auf die Straße führte (vgl. StaA Krems, MP 26, 2. April 1700; IGB 7, S. 13 u. 30).


1750 übergab das Kloster den Hof an den Orgelmacher Ignaz Gatto für 6 Jahre in Bestand – samt Garten und Stallungen; von der Verpachtung ausgenommen wurden der Pressstadel und das anschließende Gewölbe. Auch im Hof wurden ein Zimmer und eine Kammer für den Schaffer des Klosters und zu ebener Erde eine Stube für den Hofmeister sowie einen Stellplatz für ein oder mehrere Fässer im Gewölbe separiert ([…] parterre ain stübl für ainen Hofmeister und ein Platz im Gwölb für ein oder anders vassl haustrunk.). Der Pachtzins von 23 Gulden war halbjährlich im Vorhinein zu leisten, es wurde ihm aber zugestanden, diesen an andere Personen weiter zu verpachten ([…] zuegestandten, neben sich wan er plaz fündet, auch eine andere honnette persohn ins Haus zu nehmen und von solcher den beliebigen Zins einzufordern […]; OÖLA, Stiftsarchiv Garsten, Bd. 20, Nr. 3 – 1750 Okt 9). Nach Beendigung des Pachtvertrages wurde das Haus an Johann Georg Helly, den Wirt zum Goldenen Stern, verkauft (OÖLA, Stiftsarchiv Garsten, Bd. 20, Nr. 3 – 1755 April 9).

Zur Benennung der Liegenschaft als Piathisches Haus: Das Haus war 1685–1695 im Besitz des Pfundtlederers Johann Daniel Piath und seiner Frau Anna Maria gewesen.

Helga Schönfellner-Lechner, "Garstener Hof 3" (Besitzgeschichte) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/34-garstener-hof-3

Gebäude und Bauhistorie

Baubeschreibung

Die Baubeschreibung des Garstener Hofes basiert auf Sichtungen der öffentlich einsehbaren Gebäudeteile (wie der straßenseitigen Fassade) und allgemein zugänglichem Karten- und Bildmaterial sowie Sekundärliteratur. Eine Begehung bzw. Besichtigung des Objekts im Rahmen des Projekts fand bis dato nicht statt.

Bei dem ab 1697 im Besitz des Stiftes Garsten stehenden Hof handelt es sich um einen 3-stöckigen, ca. 15 x 15 m messenden Bau mit Walmdach, der auf jeder S. 33 Fensterachsen aufweist. Die Gebäudeecken zeigen eine rustizierende Eckquaderung, zudem tritt unter dem mehrfach profilierten Gesims ein Quaderband auf. Erd- und 1. Obergeschoß gehen fließend ineinander über, während das 3. Geschoß durch ein Gesims gegliedert wird. Die glatt verputzten Nullflächen der Fassade sind heute beige getüncht, Gliederungs- und Zierelemente sind in Weiß gehalten.

Erschlossen ist das Gebäude an der N-S. zur Göglstraße hin, wo sich mittig eine Türöffnung mit Werksteingewänden befindet, die im O und W von je einer ehem. 2-flügeligen Öffnung, ebenfalls mit Werksteingewände, flankiert wird. Die Fenster weisen entweder einfache Steingewände oder gemalte Faschen auf, lediglich die Fenster des 1. Obergeschoßes an der N-S. zur Göglstraße zeigen neben einem profilierten Gewände gerade, profilierte Verdachungen und Sohlbänke. Im Inneren des Gebäudes ist lt. Dehio ein Flur mit einem Putzrippengewölbe des 16./17. Jhs. zu finden (vgl. BDA (Hg.) 1990, S. 571f).

Andreas Steininger / Alarich Langendorf, "Garstener Hof 3" (Baubeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/34-garstener-hof-3

Bauhistorische Interpretation

Am Franziszeischen Kataster (Mappenblatt von 1823, vgl. NÖLA, FK Mappen OM 324, fol. 5) ist der Bau bereits mit seiner heutigen Kubatur zu erkennen, die einen heute nicht mehr vorhandenen Anbau bzw. Bauteil im W aufweist, bei dem es sich um ein ehem. Stiegenhaus handeln könnte. Auffallend ist ein großer Wirtschaftsbau im südl. Bereich der Parzelle, der auf wirtschaftliche Tätigkeiten des Hofes schließen lässt. Archivalisch ist ein „Preßstadel“ samt anschließendem Gewölbe überliefert – ob diese in genanntem Wirtschaftsbau oder doch an anderer Stelle zu lokalisieren sind, muss vorerst offenbleiben, eventuell haben sich Fragmente des Wirtschaftsbaus in den heutigen Gebäuden zur Mühlbachgasse erhalten. Im späten 19. Jh. wurde südwestl. des Hofes in der bis dato als Garten verzeichneten Fläche das Haus Göglstraße 8 errichtet – bis heute handelt es sich trotz verschiedenen Hausnrn. um eine gemeinsame Parzelle. Das Grundstück des Garstner Hofes (291) dürfte vom Bau der Dinstlstraße nicht beschnitten worden sein. Nach dem 2. Weltkrieg wurde im südöstl. Bereich des Areals das Objekt Dinstlstraße 2 errichtet und dieses mit dem östl. des Garstner Hofes liegenden Zubau von der Parzelle abgetrennt.

Andreas Steininger / Alarich Langendorf, "Garstener Hof 3" (Bauhistorische Interpretation) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/34-garstener-hof-3

Quellen und Literatur

Quellen

Die umfangreiche Quellenbasis für das Stift Garsten ist im OÖLA einzusehen. Die Urkunden sind großteils digitalisiert und über monasterium.net online einsehbar. Während die Wösendorfer Besitzungen relativ selten in den Quellen Niederschlag gefunden haben, werden die Höfe in Krems und Nußdorf deutlich häufiger erwähnt, von denen 3 Inventare aus dem 16., 17. und 18. Jh. erhalten sind (vgl. OÖLA, Stiftsarchiv Garsten, Bd. 21, Fasz. 3). Zusätzlich gibt es mehrere Bände mit der Verzeichnungseinheit „Verpachtungen, Güter in Niederösterreich, Weingärten“ (vgl. OÖLA, Stiftsarchiv Garsten, Bd. 20–25). Daneben bieten die in den einschlägigen Archiven der Region überlieferten Urkunden, Gült- und Grundbücher, wie etwa im Stadtarchiv Krems, im Diözesanarchiv St. Pölten und im Niederösterreichischen Landesarchiv, Informationen zur Liegenschaft.

Historische Literatur

OÖLA, Stiftsarchiv Garsten, Bd. 20, Nr. 3 – 1697 April 20; Nr. 3.

StaA Krems, Ingedenkbuch der landesfürstlichen Städte Krems und Stein, Bd. 6.

StaA Krems, Ingedenkbuch der landesfürstlichen Städte Krems und Stein, Bd. 7, S.13, 30 – IGB 7.

StaA Krems, Missiv-Protokoll 26, 2. April 1700.

StaA Krems, Missiv-Protokoll 29.

Bauhistorische/archäologische Literatur

NÖLA, FK Mappen OM 324.

Bundesdenkmalamt, Hg., Dehio Niederösterreich. Nördlich der Donau, Wien 1990.