Klosterhöfe

Engelszeller Hof 3

Funktion als Klosterhof gesichert

Erhaltungszustand

Bestand erhalten

Kloster oder Institution

Zugehörigkeit:

Datierung

Historisch
1767 gesichert – 1808 gesichert
Bauhistorisch
? – ?
Die Laufzeit der klösterlichen Nutzung anhand historischer oder bauhistorischer Daten.

Zugänglichkeit

Kein Zugang

Das Objekt ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich

Verortung

Lagebeschreibung

Der 2. in Krems greifbare Lesehof des Stiftes Engelszell liegt im Zentrum der Innenstadt am NW-Eck des Pfarrplatzes an der nördl. S. der zum Platz einmündenden Stöhrgasse und damit am westl. Fuße des sich im N der Stadt erhebenden Frauenberges.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Engelszeller Hof 3" (Lagebeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2022,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/41-engelszeller-hof-3

Historische Daten

Besitzgeschichte

1767 kaufte das Stift Engelszell das zum Beneficium St. Johannes auf dem Karner gehörige Haus Stöhrgasse 2, an dem 1907 noch das Wappen des Stiftes sichtbar war (vgl. Starzer 1903, S. 480).

Nach der Sequestrierung der bayrischen Klöster im Jahr 1805 wurde der Hof 1808 von der k.k. Staatsgüter-Administration durch öffentliche Lizitation verkauft (vgl. NÖLA, KG Krems 118/1, fol. 31r; vgl. NÖLA, BG Krems 22/3, fol. 262r; vgl. NÖLA BG Krems 22/2, fol. 266v; vgl. BG 22/3, fol. 262r).

Helga Schönfellner-Lechner, "Engelszeller Hof 3" (Besitzgeschichte) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/41-engelszeller-hof-3

Wirtschaftsgeschichte


 


Helga Schönfellner-Lechner, "Engelszeller Hof 3" (Wirtschaftsgeschichte) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/41-engelszeller-hof-3

Gebäude und Bauhistorie

Baubeschreibung

Die im Projekt vorgesehene Begehung konnte bislang noch nicht durchgeführt werden, weswegen sich die folgende Erstbeschreibung, neben den von außen einsehbaren Elementen, auf historische Pläne bzw. die vorhandene Sekundärliteratur stützt.

Der Hof besteht aus einem mit 10 Achsen und 3 Geschoßen sich wuchtig in das Baugefüge des Pfarrplatzes drängenden traufständigen Bau, dem sich hofseitig ein hakenförmig nach NO ragender Risalit anschließt. Am Franziszeischen Kataster (Mappenblatt von 1823) sind 2 Sekundärbauten zu erkennen, die das enge Hofgefüge hangseitig abschlossen und heute vollständig überbaut sind.

Die Wirkung der sich dem Gassenverlauf anpassenden Fassade wird von der repräsentativen barocken Gestaltung bestimmt: Über einer glatt verputzten Erdgeschoßzone mit Putzfeldern und hochgezogenem Keilsteindekor an den Fenstern erhebt sich, von einem profilierten Kordongesims getrennt, eine durch breite Lisenen gegliederte Obergeschoßzone mit alternierend rundbogigen und geknickten Fensterverdachungen im 1. sowie mit lediglich schmalen Faschen und doppelten Keilsteinen dekorierten Fenstern im 2. Obergeschoß. Letztere weisen vor das mehrfach profilierte Kranzgesims hochgezogenen Keilsteindekor auf. Der Fassadenabschluss wird für eine durch Dreiecksgiebel und Volutendekor gestaltete, rundbogige Aufzugsluke mit anschließender Gaube durchbrochen. Deren mglw. deutlich älteres Steingewände weist eine breite Fase und dreieckige Anläufe auf, die sich dem 16. Jh. zuweisen ließen.

Das Gebäude verfügt bemerkenswerterweise über 2 Einfahrten, die zusammen mit dem auffälligen Knick in der Bauflucht mglw. auf ehem. 2 hier bestehende, zu einem unbestimmten Zeitpunkt zusammengefasste Baukörper deuten könnten. Über dem zentralen, zum Platz hin leicht austrichternden rechten Hauptportal nennt eine in reichem Volutendekor gefasste Kartusche die Jahreszahl 1736 mit Monogramm. Auf der darüber liegenden älteren Tabula ist die Inschrift Beneficium Sancti Ioannis in Carnario 1633 (Tietze, S. 263) zu lesen. Damit wird einerseits die stilistisch am Übergang vom Hoch- zum Spätbarock stehende Fassadenneugestaltung genau datiert, andererseits blieb dabei eine weitere Bauphase unter dem das Gebäude maßgeblich prägenden Vorbesitzer, das Beneficium St. Johannes auf dem Karner, an prominenter Stelle weiterhin erwähnt.

2 heute stark in Mitleidenschaft gezogene, das Hauptportal in der Obergeschoßzone flankierende längsovale Bildmedaillone lassen rechts eine mutmaßliche Heiligenfigur nur noch im Ansatz erkennen. Eine angeblich ehem. links situierte Darstellung des Stiftswappens (Top NÖ V, S. 480) ist hingegen nicht mehr zu erkennen.


Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Engelszeller Hof 3" (Baubeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2022,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/41-engelszeller-hof-3

Bauhistorische Interpretation

Die bis heute erhaltene Barockgestalt des Hauses entstand etwa 10 Jahre vor der archivalisch belegten Übernahme in den Stiftsbesitz 1767, womit sich zumindest der äußere Zustand des Baus zum Zeitpunkt des Kaufs sehr gut nachvollziehen lässt. Bereits 41 Jahre später endete die klösterliche Ära mit der ab 1805 erfolgten Enteignung der bayrischen Klöster. Für den damit sehr begrenzten Zeitraum, in der das Kloster Engelszell über das Gebäude waltete, lassen sich nach einer lediglich oberflächlichen Untersuchung keine baulichen Gestaltungen festmachen. Auch die funktionalen Aspekte des zumindest nominell als Lesehof fungierenden Baus sind ohne eingehendere Begehungen nicht zu beurteilen. In jedem Fall erwarb man hier einen erst unlängst repräsentativ ausgestalteten, aufgrund seiner Kubatur und Vorgeschichte prominenten Baukörper, der – wenn schon nicht dem wirtschaftlichen Ertrag – so doch der Reputation des Stiftes zuträglich gewesen sein dürfte.


Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Engelszeller Hof 3" (Bauhistorische Interpretation) Wachauer Klosterhöfe Online 2022,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/41-engelszeller-hof-3

Quellen und Literatur

Quellen

Im Zuge der josephinischen Aufhebung des Klosters Engelszell im Jahr 1786 wurde das Archiv weitestgehend zerstört. Für die Rekonstruktion der Geschichte und Besitzungen des Klosters muss daher auf Bezugsarchive, wie etwa auf das Stiftsarchiv Wilhering (Mutterkloster), zurückgegriffen werden. Für die Informationen zur Hausgeschichte sind auch die einschlägigen Besitzverzeichnisse (Grundbücher, Häuserverzeichnisse) im Stadtarchiv Krems und im Niederösterreichischen Landesarchiv zu konsultieren.

Historische Literatur

NÖLA, BG 22/2 GWB Pfarre Krems 1669.

NÖLA, BG Krems 22/3 GWB Pfarre Krems 1771.

NÖLA, KG 118/1 GB Pfarre Krems 1689.

 

Albert Starzer, Krems, in: Verein für Landeskunde von Niederösterreich, Hg., Topographie von Niederösterreich, Bd. 5, Wien 1903, S. 429-484.