Klosterhöfe

Goldenkroner Hof 3
© Alarich Langendorf, 2022

Goldenkroner Hof 3

Funktion als Klosterhof gesichert

Goldenkroner Hof 3
© Alarich Langendorf, 2022

Erhaltungszustand

Bestand erhalten

Kloster oder Institution

Zugehörigkeit:

Datierung

Historisch
1441 gesichert – ?
Bauhistorisch
? – ?
Die Laufzeit der klösterlichen Nutzung anhand historischer oder bauhistorischer Daten.

Zugänglichkeit

Kein Zugang

Das Objekt ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich

Verortung

Lagebeschreibung

Der für Krems 3. und letzte archivalisch greifbare Goldenkroner Hof befindet sich an der heutigen Adresse Lederergasse 25 im nordöstl. Kremser Vorstadtbereich, 250 m nordwestl. des ehem. Wiener Tores am Fuße des Stadtplateaus auf einer flachen, buchtartig sich an das Plateau schmiegenden Niederterrasse, welche im W von der Felswand des Stadtplateaus und im O vom Krems-Ufer begrenzt wird. Durch diese Terrasse zieht sich über 350 m in N-S-Richtung der Verlauf der Lederergasse, welche talseitig bis ans Ende der 1950er-Jahre durch einen künstlich angelegten Mühlbach begleitet wurde.

Im nördl. Drittel der spätestens ab dem 12. Jh. eng verbauten Lederergasse gelegen, bildet der Hof mit dem gegenüberliegenden Haus Nr. 20 eine markante Verengung der Straßenflucht, die im Kontrast zur platzartigen Ausformung unmittelbar südl. und nördl. davon steht und neben der schmalen Gassenzufahrt im N und der überbauten Durchfahrt der sog. Spitals- oder Winkelmühle im S zum heutigen Charakter baulich separierter Gassenabschnitte beiträgt.

Die gesamte, natürlich begrenzte Terrassenfläche zeigt sich heute vollständig verbaut, vor dem Hintergrund der westl. hoch aufragenden Felswand wirken die straßenseitig abgeschlossenen Häuser und Höfe nahezu gepfercht. Im Kontrast dazu müssen lt. Franziszeischem Kataster (vgl. NÖLA, FK Mappen OM 324, fol. 5) östl. des heute abgekommenen Mühlbaches zumindest bis ins 19. Jh. hinein noch Freiflächen bzw. sogar Weingärten bestanden haben; eine weiter zurückreichende historische Bebauung dieses Bereiches scheint auch aufgrund der häufig belegten Hochwassergefahr unwahrscheinlich.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Goldenkroner Hof 3" (Lagebeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/42-goldenkroner-hof-3

Historische Daten

Besitzgeschichte

1441 kaufte der Konvent Goldenkron von Hanns Weypold mitburger ze Krems [...] unser haus, gelegen ze Krems in der Ledergassen zenachst des Zwetler muel mitsambt dem garten und prunn darin (vgl. Pangerl (Hg.) 1872, S. 442, Nr. 194).

Wie lange sich das Haus in Stiftsbesitz befand, ist nicht belegt. 

Helga Schönfellner-Lechner, "Goldenkroner Hof 3" (Besitzgeschichte) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/42-goldenkroner-hof-3

Gebäude und Bauhistorie

Baubeschreibung

Die durch die Straßenverengung wuchtig wirkende zweiflügelige Anlage besteht aus einem zur Gasse hin traufständigem Osttrakt sowie einem im SW daran anschließenden, heute bis zur Felswand reichenden Südtrakt. Diese bilden nach S und O zwei Geschoße aus, während das Erdgeschoß hangseitig als Souterrain-Geschoß in den Hang und die nördl., zum Gebäude zugehörige Terrasse ragt. Deren Ausdehnung reicht nach SW entlang der Felskante bis zum Grundstück .504/1 und erstreckt sich nach N über eine heute als Garten genutzte, bemerkenswert große Freifläche. Diese wird entlang der 3 m tiefer liegenden Lederergasse auf einer Länge von 26 m durch eine zweiphasige Bruchsteinmauer gestützt. Auf etwa halber Länge ist in der Flucht dieser Stützmauer ein Knick zu erkennen, der mit einer vertikalen Baufuge korrespondiert, an der stark überputztes historisches Mauerwerk zu im 20. Jh. versetzten Bruchsteinen wechselt. Nach N hin reißt die Terrassenebene entlang der Grundstücksgrenze zum Haus Lederergasse Nr. 27 abrupt und linear ab, sodass sich hier der Charakter einer zumindest teilweise künstlich aufgeschütteten Terrasssensituation ergibt.


Heute zeigen sich die in der 2. H. d. 20. Jhs. unter großzügigem Einsatz von Sanierputz und einer Sockelzone aus Bruchsteinplatten neu gestalteten Fassaden ohne Gliederung. An den Außenseiten zwischen den Geschoßebenen verspringen die Fensterachsen, die im Zuge rezenter Umbauten zum Teil verändert oder abgemauert wurden und damit in ihrer Gesamtheit ebenfalls nicht dem historischen Erscheinungsbild entsprechen. Straßenseitig ist mittig ein leichter Wechsel in der Fassadenflucht zu erkennen, der entweder für eine primäre Anpassung an den Straßen- bzw. Geländeverlauf oder umgekehrt für eine nicht näher greifbare Bauabfolge spricht. Eine einfache rundbogige Tormauer schließt im S die Einfahrt zum zwischen Südtrakt und dem südl. Nachbarn (HNr. 23) verlaufenden Hof, an den sich im W rezent eingestellte Garagenbauten anfügen. Ebenfalls den jüngsten Umbauten des Gebäudes geschuldet ist die Erweiterung des Südtraktes nach W um zwei Achsen und damit die Verbauung des urspr. Freiraums zwischen Hof und Felswand. Am Franziszeischen Kataster ist das Haus Nr. 23 noch als Teil der damals ungeteilten Parzelle 504 verzeichnet – ein Umstand, der sich archivalisch nicht nachvollziehen lässt, da hier vielmehr unterschiedliche Besitzer für dieses Objekt aufscheinen (vgl. NÖLA, FK Mappen OM 324, fol. 5). Auffällig erscheint am Südtrakt jedenfalls der Versprung des um etwa 1,5 m höher liegenden Obergeschoßes ab der vierten Fensterachse von O, der mit einem leichten Knick in der hofseitigen Fassadenflucht korrespondiert. Dies und weitere Befunde im Inneren des Erd- und Obergeschoßes (s. unten) suggerieren, dass dieser Trakt sekundär an den straßenseitigen vermeintlichen Primärbau angestellt und in weiterer Folge mehrphasig bis zur Felswand nach W erweitert wurde. Auch die im Grundriss ungewöhnlich weit anmutende Breite des Südtraktes könnte auf eine jüngere Dopplung dieses Flügels nach N hindeuten (was ohne eine Analyse von bis dato nicht verfügbaren Bestandsplänen nicht näher überprüft werden kann). Zumindest das im Zuge des 20. Jhs. vollständig erneuerte Dachwerk nimmt auf diese Gliederung Bezug: An das straßen- und hofseitig über Eck laufende Walmdach fügt sich ein schmäleres Satteldach über die Nordhälfte des Hoftraktes und bildet so eine W/O-orientierte, Grabendach-artige Situation. Der einzig heute noch erhaltene Gebäudezugang erfolgt über den südl. Hof in den Südtrakt in einen heute als zentralen Erschließungsraum fungierenden, flachgedeckten Erdgeschoßraum, aus dem der Zugang ins Obergeschoß, in die Raumfluchten nach W und N (Osttrakt) sowie die nordwestl. anschließenden Kellergeschoße erfolgt. Im O schließt sich ein heute funktionsloser, enger, tonnengewölbter Schlurf an, der von dem Raum durch einen auffallend breiten N/S-Mauer getrennt ist und nach W, also in den großen Raum hineinragend ein mit barocken Beschlägen versehenes Kreuzstockfenster aufweist. Diese Situation könnte als weiteres Indiz für den sekundären Anbau des hofseitigen Traktes oder vielmehr eine ehemals offene Hofsituation zwischen den Trakten sprechen. Auch das Fehlen eines direkten Zugangs zum straßenseitigen Baukörper, das übermäßig große Portal zu den nördl. Räumen sowie die wie eine Hoftreppe wirkende Stiege ins Obergeschoß unterstützt diese These. Im W schließt sich ein zweiachsiger Raum an, dessen westl., hangseitige Rückwand mit vermauertem Lüftungsfenster die ehemalige Außenmauer bildete. An dieser ist Mischmauerwerk sichtbar, dessen strukturlos anmutende Versatztechnik mit unregelmäßiger Netzbildung und einem vergleichsweise hohen Ziegelanteil am ehesten dem ausgehenden 16. Jh. zugewiesen werden kann, wohingegen das W/O laufende Tonnengewölbe mit Stichkappen im 17. Jh. sekundär eingestellt worden sein dürfte. Nach N gelangt man durch ein weitgespanntes Portal in einen balkengedeckten Erschließungsraum, der bereits als Halbkeller in die nördl. Terrasse ragt und im Eck zwischen Straßen- und Hoftrakt gelegen, die beiden Flügel miteinander verbindet. Die nur noch teilverputzten Mauern bestehen durchgehend aus Bruchsteinmauerwerk, eine Struktur lässt sich hier aber nicht ablesen. Östl. und nordöstl. dieses Raumes erstrecken sich die niedrigen EG-Räume des Straßentraktes, die ehemals eine in jüngeren Phasen abgemauerte dreijochige und zweischiffige Pfeilerhalle mit Kreuzgratgewölbeformen des 16. Jhs. bildeten. An diese schließt am nördl. Ende des Traktes ein um 1900 mit preußischen Kappen eingedeckter Raum an. Vom balkengedeckten Zwischenraum gelangt man in Richtung W zur bemerkenswert verzweigten Kelleranlage, in denen zwei Räume auf unterschiedlichen Untergeschoßebenen ringförmig durch steil abfallende Gänge ohne Stiegeneinbauten erschlossen sind. So kann vom Zwischenraum im EG ausgehend Richtung W über einen Gang in den ersten N/S-orientierten Kellerraum gelangt werden, um anschließend weiter nördl. hinab in einen Zwischenraum und den zweiten, ebenfalls N/S-orientierten Kellerraum zu schreiten um dann durch einen weiteren, nach O reichenden und stark ansteigenden Gang den bereits erwähnten Stichkappengedeckten Raum am Nordende des Straßentraktes zu erreichen. Das Mauerwerk der teils mit Bruchstein-, teils mit Ziegeltonnen gewölbten Kellerräume und Gänge weist Abschnitte in Zwickel-, und Netztechnik auf, die eine Abfolge der Kellererrichtungen vom 15. bis ins 17. Jh. plausibel machen, wobei die tiefergelegenen Bereiche die jüngeren Strukturen aufweisen. An der Nordseite des nördl. Kellerganges könnte ein mit Erdversturz und Geröll verfüllter Bogen auf eine heute abgekommene Kellerröhre hindeuten, die ebenfalls nach N unter die Terrassenebene gereicht hätte. Der südl. Kellerabgang weist ein nicht näher datierbares rundbogiges Werksteinportal auf, an dessen Laibung beidseitig eine Fassaussparung abgearbeitet wurde. Das Obergeschoß ist über eine zweiläufig gewinkelte Treppe vom ersten Erdgeschoßraum aus erschlossen, über weitere Stufen erreicht man die erhöht liegenden, flachgedeckten Räume des Hoftraktes im W, während die (heute vollständig umgestalteten) Räume nach N und jene des Straßentraktes von hier aus durch einen verbindenden Mittelflur auf einer Ebene zu begehen sind. Hier weisen die Gewölbe mit zu Kreuzgraten zusammengeführte Stichkappen auf, deren Grate leicht aufgeputzt sind und sich analog zur Pfeilerhalle im Erdgeschoß dem 16. Jh. zuweisen lassen. Der südlichste Eckraum sowie die nach N anschließenden Räume des Straßentraktes weisen Flachdecken - teils mit Unterzügen - auf, deren genaue Ausprägung aufgrund der privaten Wohnnutzung nicht weiter überprüft werden konnte. Auf der vom OG aus ebenerdig zu begehenden, verhältnismäßig weitläufigen Terrasse ist anhand erhaltener Dampflöcher die Ausdehnung der weit nach N reichenden Kellereinbauten zu erahnen.

Andreas Steininger / Alarich Langendorf, "Goldenkroner Hof 3" (Baubeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/42-goldenkroner-hof-3

Bauhistorische Interpretation

Als früheste erkennbare Bauelemente sind Abschnitte in den oberen Kellerebenen zu bezeichnen, die bis in das 15. Jh. zurückreichen könnten, was auch in Einklang mit den 1. greifbaren Archivalien um 1444 stünde. Einer solchen spätmittelalterlichen Ursprungsphase zugehörige, obertägige Befunde konnten im Zuge der Begehung an keiner Stelle beobachtet werden, wobei gerade für den Straßentrakt Substanz aus dieser Zeit erwartbar ist, da dieser den Kernbau des Gefüges gebildet haben muss. Spätestens ab der M. d. 16. Jhs. kommt es mit dem Einbau von Gewölben und Pfeilerhallen im Erdgeschoß zu umfassenden Umbauten, die das Erscheinungsbild des Hofes bis heute prägen. In dieser Zeit dürfte auch der Hoftrakt – entweder als direkter Anbau oder mit einem kleinen Zwischenhof – entstanden sein; auch kam es spätestens zu diesem Zeitpunkt zur Aufstockung des Kernbaus und dessen repräsentativer Ausstattung. Weitere kleinere und größere Umbaumaßnahmen sind bis in das 17. Jh. deutlich ablesbar. Evidenz für jüngere Umbauten, etwa im Hoch- oder Spätbarock, fehlt allerdings weitgehend. Erst im späten 19. Jh. und vor allem in der 2. H. d. 20. Jhs. kam es zu den größeren Umgestaltungen und Anbauten, die das heutige äußere Bild des Goldenkroner Hofes ausmachen.

Trotz der topografisch beengten Lage muss das Objekt spätestens ab dem 16. Jh. als Wirtschaftshof fungiert haben, wie die findige Kellerlösung und die nicht unerheblichen Ausgestaltungen im Erd- und Obergeschoß belegen. Auch die Lagerung von Weinbeständen und selbst die Verwendung einer Presse (etwa im balkengedeckten Zwischenraum) ist vorstellbar, sofern statt der heutigen Zugangssituation eine praktikablere Lösung bestanden hat, wie sie in Form eines kleinen Erschließungshofes zw. den Trakten denkbar scheint.


Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Goldenkroner Hof 3" (Bauhistorische Interpretation) Wachauer Klosterhöfe Online 2022,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/42-goldenkroner-hof-3

Quellen und Literatur

Quellen

Bisher konnte nur die urkundliche Überlieferung des Stiftes Goldenkron eingesehen werden. Eine Recherche im Archivbestand ist noch ausständig. 

Historische Literatur

Mathias Pangerl, Hg., Urkundenbuch des ehemaligen Cistercienserstiftes Goldenkron in Böhmen. Mit einem Nachtrag, Wien 1872.

Bauhistorische/archäologische Literatur

NÖLA, FK Mappen OM 324.