Klosterhöfe

Gleinker Hof 2

Funktion als Klosterhof gesichert

Erhaltungszustand

Bestand erhalten

Kloster oder Institution

Zugehörigkeit:

Datierung

Historisch
1483 gesichert – 1795 gesichert
Bauhistorisch
? – ?
Die Laufzeit der klösterlichen Nutzung anhand historischer oder bauhistorischer Daten.

Zugänglichkeit

Kein Zugang

Das Objekt ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich

Verortung

Lagebeschreibung

Der ehem. Hof des oö. Benediktinerstiftes Gleink (1784 säkularisiert) liegt mit der Adresse Steiner Landstraße 14 unmittelbar nordwestl. des Kremser Tores bzw. 50 m nordöstl. der profanisierten Minoritenkirche am östl. Ende des Kremser Stadtteils Stein. Er nimmt im Steiner Stadtbild eine Ecklage zw. der durch das Kremser Tor führenden Steiner Landstraße und der NW-SO orientierten Göttweigerhofgasse ein. Im N wird die Anlage durch den Göttweiger Hof begrenzt, im O durch die Stadtmauer.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Gleinker Hof 2" (Lagebeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2022,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/43-gleinker-hof-2

Historische Daten

Besitzgeschichte

1483 verkauften Michael Pleißinger und Stephan Hyell, Bürger zu Stein, als Testamentsexekutoren der verstorbenen Benigna, Witwe des Christoph Khattwizer, mit Burgherrenhand des Abtes Erhard von Göttweig ein Haus in Stein zunächst dem statt thor und den Gesslein, so in des von Göttweich hof geht, an Abt Wolfgang und den Konvent in Gleink (OÖLA, Stiftsarchiv Gleink, Bd. 11, Nr. 2, Abschrift). Das Haus wurde bereits in einem 1343 datierten Grundbuch Göttweiger Besitzungen genannt (vgl. StiA Göttweig, Stein 2-1 Dienstbuch 1343, fol. 284r).

Zum Haus gehörte ein neben dem Stadttor liegendes Gewölbe, das als Aufbewahrungsort für Weinmost diente. Um dieses Gewölbe entstand mit der Stadt Stein, die es als Stadtbesitz erachtete, ein Streit; das Kloster wehrte sich dagegen und legte 1652 ein Dokument vor, das den Besitz eindeutig belegte, wohingegen umgekehrt der Stadtrat keinen Besitznachweis vorlegen konnte (vgl. OÖLA, Stiftsarchiv Gleink, Bd. 11, Nr. 2, Abschrift). 1795 verkaufte das Stift Gleink den Hof in Stein um 700 fl an den Steiner Bürger Joseph Mayr und seine Frau Zäzilia (vgl. NÖLA, KG Krems 116/17, S. 183). Der ehem. Gleinker Hof wurde 1831 mit Regierungs-Acte und Kreisamtsdekret zum bürgerlichen Hausbesitz erklärt (vgl. NÖLA, KG Krems 116/7, fol. 15r).

Helga Schönfellner-Lechner, "Gleinker Hof 2" (Besitzgeschichte) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/43-gleinker-hof-2

Gebäude und Bauhistorie

Baubeschreibung

Die Baubeschreibung des Gleinker Hofes basiert auf Sichtungen der öffentlich einsehbaren Gebäudeteile (wie der straßenseitigen Fassaden) und allgemein zugänglichem Karten- und Bildmaterial. Eine Begehung bzw. Besichtigung des Objekts im Rahmen des Projekts fand bis dato nicht statt.

Der Gleinker Hof setzt sich grundsätzlich aus 2 zur Steiner Landstraße SO-NW orientierten Baukörpern zusammen, wobei der westl. über die gesamte Länge der Parzelle läuft, während der östl. nur ca. 2/3 der Länge des Grundstücks einnimmt, im S zur Steiner Landstraße jedoch ca. 1,5 m hervorspringt. Nordöstl. des östl. Baus ist ein weiterer Trakt situiert, sodass das Gesamtgefüge einen U-förmigen Bau mit kleinem Innenhof im N beschreibt.

Der Gleinker Hof ist 2-geschoßig ausgeführt und mit einem Doppelschopfdach versehen, wobei im Giebelbereich eine gerade Blendmauer mit jeweils 2 Ochsenaugen aufgezogen ist, welche ein Dachspeichergeschoß birgt – auf der weniger prominenten N-S. des westl. Baukörpers ist der Giebel verbrettert. Sowohl der vor- als auch der rückspringende Teil der S-Fassade weist 2 Fensterachsen auf, die W-Fassade des westl. Baukörpers zur Göttweigerhofgasse im Erdgeschoß 3 (wobei es sich beim südl. um eine moderne Fensteröffnung handelt, die von einem Segmentbogen überspannt wird), im Obergeschoß 5. Im Bereich des Versprungs an der S-Fassade weist der östl. Baukörper einen Flacherker mit Ortsteingliederung auf, der auf einer reich profilierten Konsole ruht. Auch die südwestl. Gebäudeecke zur Göttweigerhofgasse besitzt bis an die Oberkante des Blendgiebels eine flach aufgeputzte Ortsteingliederung.

Die Fassade präsentiert sich heute stark überarbeitet, wobei die Nullflächen in Beige und die Gliederungselemente in einem hellen Braun gefasst wurden. Sämtliche Fenster weisen glatte, leicht aufgeputzte Faschen auf, die tlw. durch eine Rahmung aus einer Linie mit in den feuchten Putz geritzten Konturen begleitet wird.

Im nördl. Drittel der W-Fassade schließen Tor und Tormauer des Göttweigerhofes an ebendiese an, unmittelbar davor ist im Obergeschoß das abgefaste Werksteingewände eines älteren Fensters zu beobachten.

Der vom Vorhof des Göttweiger Hofes aus einsehbare, schmale Abschnitt der N-Fassade des westl. Baukörpers zeigt einen über beide Geschoße reichenden Anbau mit kleinem Fenster, Pultdach und einem hohen Pyramidenkamin.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Gleinker Hof 2" (Baubeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/43-gleinker-hof-2

Bauhistorische Interpretation

Ohne eine bauhistorische Begehung bzw. eine tiefergreifende bauarchäologische Untersuchung können keine validen Aussagen zum Baualter bzw. zur Baugenese des Gleinker Hofes getätigt werden. Der archivalisch fassbare Kaufvertrag von 1483, der auch eine Lagebeschreibung des Hofes anführt, sowie eine Erwähnung des Hofes in einem Göttweiger Grundbuch von 1343 lassen jedoch auf einen damals bestehenden, hochmittelalterlichen Baukörper schließen, welcher von Abt Wolfgang und dem Konvent von Gleink erworben wurde. Archivalisch ist zudem – was für das Phänomen der Klosterhöfe äußerst selten der Fall ist – ein Gewölbe neben dem Stadttor belegt, das zum Hof gehört und der Lagerung des Weines diente. Der Wein wurde also nicht im Hof selbst, sondern in einem separaten Raum bzw. Keller gelagert. Dies ist ein Umstand, der für das Verständnis der Funktion klösterlicher Stadthöfe von Bedeutung ist, da er mitunter auch die Frage aufwirft, welche wirtschaftlichen Tätigkeiten am Hof selbst stattfanden, wenn die Vinifizierung in einem separaten Bau bzw. Weinkeller, dem vermutlich ein Presshaus vorgelagert war, passierte. Hierbei ist die in der Sekundärliteratur dargebrachte These, dass im Speichergeschoß des Gleinker Hofes Salz gelagert wurde, zu nennen und zu hinterfragen, da bis dato keine archivalischen Auswertungen vorliegen, welche einen Handel bzw. eine Lagerung von Salz am Hof belegen.

Am Hof selbst lassen sich durch die Konsole des Erkers an der S-Fassade zumindest partielle Umbauten bzw. Umgestaltungen der 1. H. d. 16. Jhs. feststellen. In der 1. H. d. 17 Jh. erfolgte die Gestaltung der zurückhaltenden und heute stark überarbeiteten Fassade mit den Ortsteinbändern. Am Franziszeischen Kataster (Mappenblatt von 1822; vgl. NÖLA, FK Mappen OM 678, fol. 4) ist der Bau, der 1795 vom Kloster Gleink veräußert wurde, bereits in seiner heutigen Kubatur dargestellt.

Eine spannende Frage, welcher in weiteren Untersuchungen nachgegangen werden könnte, ist das stratigrafische Verhältnis zw. der W-Mauer des Gleinker Hofes und dem Tor bzw. der Tormauer des Vorhofes des Göttweigerhofes, das asymmetrisch in der schmalen Gasse sitzt. Wenn dieses nicht gegen die W-Mauer läuft (also jünger ist als ebendiese), könnte der Hof im nördl. Bereich etwa eine ältere Umfassungsmauer des Göttweiger Hofes enthalten bzw. diese überbauen.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Gleinker Hof 2" (Bauhistorische Interpretation) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/43-gleinker-hof-2

Quellen und Literatur

Quellen

Die Archivalien des 1784 aufgehobenen Benediktinerklosters Gleink werden heute im Oberösterreichischen Landesarchiv aufbewahrt. 3 Aktenbände erfassen die klösterlichen Güter in NÖ und somit auch in der Wachau: OÖLA, StiA Gleink, Aktenbd. 11, OÖLA, StiA Gleink, Aktenbd. 12 und OÖLA, StiA Gleink, Aktenbd. 13. Zudem sind neben einem Grund- und Dienstbuch über das Haus in Stein (aus dem Jahr 1788; OÖLA, StiA Gleink, Hs. 22) auch noch einige Urkunden, die u.a. über monasterium.net zugänglich sind (https://www.monasterium.net/mom/AT-OOeLA/GleinkOSB/fond, Zugriff: 15.4.2022), von Interesse.

Historische Literatur

NÖLA, KG Krems 116/7 Landgerichtsgrundbuch 1794.

NÖLA, KG Krems 116/17 Gewährbuch des Magistrates Krems 1799.

OÖLA, Bestand Gleink, Bd. 11, Nr. 2, Abschrift.

StiA Göttweig, Stein 2-1 Dienstbuch 1343.

Bauhistorische/archäologische Literatur

NÖLA, FK Mappen OM 678.