Klosterhöfe

Salzburger Hof 1
© Andreas Steininger, 2022

Salzburger Hof 1

Funktion als Klosterhof gesichert

Salzburger Hof 1
© Andreas Steininger, 2022

Erhaltungszustand

Bestand erhalten

Kloster oder Institution

Zugehörigkeit:

Datierung

Historisch
1051 gesichert – 1806 gesichert
Bauhistorisch
? – ?
Die Laufzeit der klösterlichen Nutzung anhand historischer oder bauhistorischer Daten.

Zugänglichkeit

Kein Zugang

Das Objekt ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich

Verortung

Lagebeschreibung

Die Reste des ehem. Verwaltungssitzes des Salzburger Erzbistums, der für den Ort eponyme sog. Obere Hof, sind als stark überbaute Substanz in Form des heutigen Schlosses erhalten. Dieser Baukomplex befindet sich in der nordwestl. Ecke von Hofarnsdorf in jenem Areal, das sich westl. der Pfarrkirche des Hl. Rupert vom Donauufer etwa 20 m nach S bis zum ebenfalls in herrschaftlicher Salzburger Besitzung befindlichen Hofes Hofarnsdorf Nr. 4 erstreckt. Die Anlage liegt damit prominent am nördl. Ende der sich steil vom Donauufer erhebenden Terrasse zw. dem Kirchenareal und den als Haufendorf angeordneten Höfen des südl. Ortskerns und bildet mit der Kirche das Siedlungsbild prägendste Element.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Salzburger Hof 1" (Lagebeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2022,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/46-salzburger-hof-1

Historische Daten

Besitzgeschichte

Eine Schenkungsurkunde aus dem Jahr 860 von Ludwig d. Deutschen an Erzbischof Adalwin nennt 5 Güter in NÖ, mit denen der Salzburger Erzbischof bereits seit Karl d. Großen belehnt war: Melk, Wachau, Loiben, Traismauer und Hollenburg, wobei mit „Wachau“ der Besitz in Arnsdorf gemeint war (vgl. Ammerer/Waitzbauer 2018, S. 72). Der nö. Besitz, darunter auch der Hof (curtes) in Arnsdorf, wurde am 8.2.1051 auf Bitte von Erbischof Balduin v. Salzburg von Kaiser Heinrich III. bestätigt (vgl. HHStA, Salzburg Erzstift, 1051 II 08). Der in Hofarnsdorf gelegene Hof war erzstiftlicher Amts- und Lesehof und bestand aus Wohn-, Verwaltungs- und Wirtschaftsgebäuden, die sich um einen Innenhof gruppierend auf einem bis an das Donauufer reichenden Areal befanden (vgl. Ammerer/Waitzbauer 2018, S. 82). 1501 wurde er bei einem Hochwasser zerstört (vgl. BDA (Hg.) 2003, S. 836).

Das Grundbuch von 1724 verzeichnet neben dem Hof des Klosters St. Peter in Oberarnsdorf lediglich den Arnsdorff Hoff (SLA, U0232 I, S. 5r), wobei daraus nicht hervorgeht, welcher der 2 Höfe des Salzburger Erzstiftes damit gemeint ist, auch enthält dieser Eintrag keine weiteren relevanten Informationen.

1806 gelangte Hofarnsdorf zum Kameralfonds, der Hof ging 1826 in den Besitz Ignaz Wißgrills über, der um 1829 das heutige Schloss erbauen ließ. 1830 ging es an Anton Obermüller, 1837 an den Fürsten Windischgrätz, 1844 an Josef Conrad Heinrich Kraus, 1870 an Franziska Gstirner und 1872 an Freiin v. Perczeny und Gräfin Strachwitz (vgl. Zajic/Reichhalter, NÖ Burgendatenbank unpubliziert).

Simon Kuhn, "Salzburger Hof 1" (Besitzgeschichte) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/46-salzburger-hof-1

Wirtschaftsgeschichte

Einer Rechnung aus dem Jahr 1531 zufolge, von Melchhart v. Lamberg dem erzbischöflichen Hofmeister in Arnsdorf gelegt, dürften sich in diesem Hofkomplex außerdem Stallungen und eine Presse sowie Unterkünfte für die Weinleser befunden haben. Sie weist diesen Lesehof außerdem als zentrale Verwaltungsstelle eines Teils der erzbischöflichen Besitzungen nicht nur in der Wachau, sondern in Österr. generell aus. So sind darin neben den Einnahmen und Ausgaben zu Arnsdorf, Loiben und Wölbling auch jene zu Reichersdorf, Traismauer und Währing vermerkt (vgl. SLA, Ausländische Deputationen 23/1–30, AD 26). Auch die Serie von Bestellungsbriefen zum Hofmeister aus dem Zeitraum von 1559 bis 1647 weisen diesem Amtsträger, zumindest für diesen Zeitraum, eine zentrale Verwaltungsfunktion zu. Denn sämtliche hier erfassten Hofmeister sind demnach auch für die Ämter Loiben, Wölbling, Währing sowie deren Vogtei verantwortlich. Außerdem wurden sie mit der Verwaltung der Herrschaft und des Marktes Traismauer betraut (vgl. SLA, GA XXVI 73).

Simon Kuhn, "Salzburger Hof 1" (Wirtschaftsgeschichte) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/46-salzburger-hof-1

Gebäude und Bauhistorie

Baubeschreibung

Die Lage- und Baubeschreibung des Oberen Hofes kann sich lediglich auf die Sichtung der öffentlich einsehbaren straßenseitigen Fassade und allgemein zugänglichem Karten- bzw. Bildmaterial sowie der Sekundärliteratur beziehen. Eine Begehung bzw. Besichtigung des Objekts im Rahmen des Projektes ist bislang noch nicht erfolgt.

Das heutige Ensemble zeigt sich als Schlossanlage, deren Hauptgebäude sich als 7 Achsen breiter und 3 Achsen tiefer, 3-geschoßiger Kastenbau mit Walmdach und streng historistischer, reich rustizierter, gelb getünchter Fassade samt Altanen im S und N präsentiert und das Ortsbild vor allem mit seiner Schauseite zur Donau hin maßgeblich prägt. Die an dieses Gebäude nach S anschließende, in ihrem Bestand mehrphasig adaptierte Umfassungsmauer mit historistisch üppig ausgestattetem Rundbogenportal im N schließt das Ensemble nach O und S hin ab. Entlang dieser fügen sich heute 2 Nebengebäude im SO- und SW-Eck des sich dadurch ergebenden Hofbereiches.

Der 1-geschoßige Bau im SO ist mit nach innen abfallendem Pultdach gegen die dem Straßenverlauf folgende Flucht der Umfassungsmauer gestellt und weist nach außen hin unsystematisch platzierte kleine Fensteröffnungen in einem Erd- oder Souterraingeschoß auf. Die durch schadhaften Verputz stellenweise freiliegende Mauer lässt hier mit Ziegeln ausgebessertes kleinteiliges Bruchsteinmauerwerk erkennen, dessen Struktur sich ohne weitere Untersuchungen nicht näher interpretieren lässt.

Das größere, noch erhaltene Nebengebäude in der SW-Ecke unterbricht den Verlauf der Umfassung und bildet einen 5-achsigen, 2-geschoßigen, traufständigen Kasten mit Satteldach sowie glatt verputzter, gelb getünchter Fassade, die von einem einfach gekehlten Kranzgesims abgeschlossen wird. Im O fügt sich dem ein 1-achsiger niedriger Anbau an. Dessen straßenseitige, breitrechteckige Fenster mit geschmiedeten Eisengittern und die 2 im Obergeschoß platzierten Ladeöffnungen lassen auf die Funktion eines reinen Speicher- und Wirtschaftsbaus schließen.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Salzburger Hof 1" (Baubeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2022,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/46-salzburger-hof-1

Bauhistorische Interpretation

Der heute erhaltene Bestand ist das Ergebnis mehrerer, vor allem im Zuge des 19. Jhs. (lt. Eppel 1829 durch Ignaz Wißgrill und 1890 durch den Grafen Strachwitz) und damit nach der Übernahme der Anlage in Privatbesitz durchgeführter Umbaumaßnahmen, bei welchen große Teile der älteren Substanz abgebrochen und der bestehende Rest stark überprägt wurde. Vom älteren Baubestand, der bis zur Säkularisierung 1806 als Salzburger Verwaltungs- und Lesehof inkl. Kelleranlagen (Ammerer/Waitzbauer 2018, S. 82) genutzt wurde, können nur noch geringfügige Reste erhalten sein: So zeigt der Franziszeische Kataster (Mappenblatt von 1821; vgl. NÖLA, FK Mappen OW 026, fol. 1) den Zustand vor den bekannten größeren Umbauten mit einer flächenmäßig zum heutigen Hofbereich identen Situation, die jedoch eine geschlossene, umlaufende Bebauung mit schmalen Wirtschaftstrakten entlang der Umfassungsmauer, auch im Bereich der westl. Grundstücksgrenze, aufwies. Zudem fügte sich nördl. an das heutige Hauptgebäude bis an das Wasser heranreichend ein L-förmiger Bau mit kleinem Zwischenhof an.

Das in Teilen sichtbare Mauerwerk der Nebengebäude und im Dehio angeführte Beobachtungen aus dem Inneren des Schlosses legen eine Entstehung der ältesten Teile spätestens ab dem 15. Jh. nahe (vgl. BDA (Hg.) 2003, S. 836). Die früheste zur Verfügung stehende Bildquelle – die 1672 entstandene Radierung Vischers – zeigt bereits einen 3-geschoßigen Hauptbau mit Walmdach, Aborterker und Turm sowie davor einen verm. L-förmigen Trakt. Dieser und der (mglw. der Kirche zuzuordnende) Turm sind aufgrund der perspektivischen Vereinfachung Vischers in der bestehenden Situation nicht mehr zur Gänze nachvollziehbar, beim dargestellten Hauptgebäude dürfte es sich aber um den heute erhaltenen Kastenbau handeln.

Damit lässt sich (ohne eine Begehung des Innenbereichs der erhaltenen Substanz durchgeführt zu haben) mit den zur Verfügung stehenden Bild- und Planquellen eine beachtliche, bereits im 17. Jh. schlossähnlich ausgestaltete Anlage konstatieren, die, archivalisch belegt, neben anderen überregionalen Verwaltungsfunktionen als zentraler Lesehof des Salzburger Erzbistums gedient hat. Bis in das 19. Jh. müssen dessen Nebengebäude zu jenem großzügig dimensionierten Wirtschaftshof sukzessive ausgebaut worden sein, der noch am Franziszeischen Kataster zu erkennen ist. Erst die private Nutzung brachte schließlich ein deutliches Ausdünnen der Substanz und die Umgestaltung zu einer repräsentativen Wohn- bzw. Schlossanlage, die eine Funktion als Lesehof kaum noch vermuten lässt. Ein bauhistorischer Beleg für diese mutmaßliche Abfolge wird allerdings erst durch eingehendere Untersuchungen zu erbringen sein. Diese können potenziell weitreichende Informationen zu jener für die Salzburger Besitzung in Arnsdorf so bedeutenden Anlage liefern.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Salzburger Hof 1" (Bauhistorische Interpretation) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/46-salzburger-hof-1

Quellen und Literatur

Quellen

Ähnliches wie für das Salzburger Domkapitel gilt auch für das Erzstift Salzburg. Grundsätzlich befindet sich dessen Archivbestand im LA Salzburg, ausgewählte Archivalien hingegen sind auch im HHStA und im BayHStA in München zu finden, wobei es sich in letzterem Fall v.a. um Archivalien handelt, die Besitzungen im heutigen Bayern betreffen.

Tendenziell ist die Quellenbasis bei derzeitigem Forschungsstand als schwierig zu bezeichnen. Bis dato konnte keine separate Verzeichnungseinheit für die Besitzungen in Niederösterreich eruiert werden. Mehrere Einzelstücke konnten in den Beständen „Ausländische Deputationen“, „Geheimes Archiv“ und „Geheime Hofkanzlei“ (vgl. SLA, Geheime Hofkanzlei LIX4-LX5, LIX8; hierin enthalten sind Verwaltungsakten der Herrschaft Arnsdorf und betreffen beispielsweise den Arnsdorfer „Pflegscommissar“ oder das Ansuchen um finanzielle Unterstützungen Salzburger Untertanen in Arnsdorf) gefunden werden. Ebenfalls im SLA einzusehen sind Grundbücher der Herrschaft Arnsdorf in Niederösterreich (vgl. SLA, U0232 I u. II; vgl. SLA, U0233b I u. II). Eine systematischere Zusammenstellung der relevanten Bestände fehlt noch.

Historische Literatur

HHStA, Salzburg Erzstift, 1051 II 08, online unter: monasterium.net, https://www.monasterium.net/mom/AT-HHStA/SbgE/AUR1051II_08/charter

SLA, Ausländische Deputationen 23/1-30, AD 26.

SLA, Geheimes Archiv XXVI 73, Bstallungen Arnsdorf Hofmeisterei.

SLA, U0232 I, Grundbuch der hochfürstl. Salzb. Bürgl. Herrschaft Arnstorff in nider Oesterreich Anno 1724.


Bundesdenkmalamt, Hg., Dehio Niederösterreich. Südlich der Donau, Wien 2003. Gerhard Ammerer / Harald Waitzbauer, Die auswärtigen Herrschaften in Niederösterreich, in: Fritz Koller / Erich Marx / Franz Wieser, Hg., Das größere Salzburg. Salzburg jenseits der heutigen Landesgrenzen, Salzburg 2018, 71-91. Andreas Hermenegild Zajic / Gerhard Reichhalter, in: NÖ Burgendatenbank (unpubliziert).

Bauhistorische/archäologische Literatur

NÖLA, FK Mappen OW 026.


Gerhard Ammerer / Harald Waitzbauer, Die auswärtigen Herrschaften in Niederösterreich, in: Fritz Koller / Erich Marx / Franz Wieser, Hg., Das größere Salzburg. Salzburg jenseits der heutigen Landesgrenzen, Salzburg 2018, 71-91.

Bundesdenkmalamt, Hg., Dehio Niederösterreich. Südlich der Donau, Wien 2003.