Klosterhöfe

Erlaer Hof
© Andreas Steininger, 2022

Erlaer Hof

Funktion als Klosterhof gesichert

Erlaer Hof
© Andreas Steininger, 2022

Erhaltungszustand

Bestand erhalten

Kloster oder Institution

Zugehörigkeit:

Datierung

Historisch
1530 angenommen – 1572 angenommen
Bauhistorisch
1450 angenommen – 1730 angenommen
Die Laufzeit der klösterlichen Nutzung anhand historischer oder bauhistorischer Daten.

Zugänglichkeit

Kein Zugang

Das Objekt ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich

Verortung

Lagebeschreibung

Der ehem. Lesehof des einstigen Benediktinerinnenklosters Erla liegt im Zentrum von Rossatz, direkt am 3-eckigen Markt bzw. Kirchenplatz östl. der Pfarrkirche St. Jakob, südl. an das ehem. Schloss anschließend, bzw. heute in dessen Hofverband inkorporiert.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Erlaer Hof" (Lagebeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2022,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/5-erlaer-hof

Historische Daten

Besitzgeschichte

Hofbesitz des Benediktinerinnenklosters Erla in Rossatz konnte noch nicht archivalisch nachgewiesen werden. Im Dehio findet sich dennoch der Hinweis auf den sog. Erlaklosterhof (BDA (Hg.) 2003, S. 1870) mit der Hausnr. 74. Dieser Hof soll 1530 an das Kloster Erla bei St. Valentin gekommen sein. Petrin erwähnt bei der Beschreibung der Erlaer Besitzentwicklung zwar, dass das Kloster Erla seinen Weingartenbesitz im 14. und 15. Jh. erweiterte, führt dies aber vor allem auf den Erwerb eines dem Stift Klosterneuburg untertänigen Weingutes in Ottakring zurück (vgl. Petrin 2000, S. 401). In diesen Zeitraum fällt auch der Verkauf mehrerer Weingärten bei Rossatz durch den Bürger von Stein a. d. Donau, Friedrich Rieder, an das Kloster Erla. Ein Hof wird hier jedoch nicht genannt (vgl. HHStA, Erla Benediktinerinnen, 1434 Juni 21). Eine abschließende Einschätzung zur Existenz dieses Hofes ist zum derzeitigen Forschungsstand nicht möglich. Auch bleibt offen, wie lange der Hof im Besitz des Klosters geblieben sein hätte können. Es sind mehrere Möglichkeiten zu nennen, bei denen ein Besitzwechsel stattgefunden haben könnte. Bereits 40 Jahre nach dem potenziellen Erwerb des Hofes wurde das Kloster Erla im Jahr 1572 an die Prälaten von NÖ und OÖ verpfändet. 11 Jahre später erfolgte die Inkorporation des Klosters Erla in das Königskloster zu Wien (vgl. Petrin 2000, S. 400). In beiden Fällen wäre ein Besitzwechsel potenziell denkbar.

Simon Kuhn, "Erlaer Hof" (Besitzgeschichte) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/5-erlaer-hof

Gebäude und Bauhistorie

Baubeschreibung

Das privat vermietete Objekt stand im Zuge des Projektes nur für eine partielle Begehung der Schloss- und Außenbereiche zur Verfügung, womit sich die folgende Beschreibung auf die öffentlich einsehbaren Bereiche, die vorhandenen Bestandspläne, die Sekundärliteratur sowie historische Karten- und Bildmaterialien stützen muss.

Der in der Sekundärliteratur als Erla-Klosterhof angesprochene (vgl. BDA (Hg.) 2003, S. 1870) 2-geschoßige Baukörper im SW des heutigen Schlossensembles hebt sich deutlich vom nördl. anschließenden, 3-geschoßig aufragenden, hakenförmigen Trakt ab. Das heute unter einer rezenten Konstruktion aus Sattel- und hofseitigen Pult- und Walmdachverschnitten zusammengefasste Ensemble präsentiert sich als ein offensichtlich aus mehreren Gebäuden erwachsenes Baugefüge. Dieses verläuft NW orientiert der östl. Straße des Marktes entlang und weist einen deutlichen Knick zw. einem direkt an das Schloss angefügten L-förmigen Teil im N und einem 3-achsigen, über annähernd quadratischen Grundriss verlaufenden Bau im S auf. Straßenseitig zeigt sich der gesamte Bau mit einheitlicher renaissancezeitlicher Fassadengestaltung, die durch einen hellgrauen Putz mit erneuertem Sgraffito-Ortsteindekor und Fenster- sowie Portalrahmungen charakterisiert ist. Der rezente Putz spart dabei ältere, durchgehend gepickte Putzflächen aus, die den historischen Dekor noch erkennen lassen und eine dem heutigen Aussehen in Ansätzen ähnelnde Erscheinung wahrscheinlich machen. Hofseitig wurde im Zuge der jüngsten Sanierungen der das gesamte Schlossensemble prägende lachsfarbene Rieselputz neu aufgetragen. Zudem wurden mutmaßlich renaissancezeitliche Dekorelemente, wie aufgemalte Fensterverdachungen, rustizierte Eckpilaster sowie Putzfelder und Bänderungen erneuert.

In der 2. Achse nördl. des Knicks ist die mit einem rundbogigen Tor samt einfacher Faschenrahmung und Prellsteinen ausgestattete Einfahrt situiert, die ein Tonnengewölbe mit hochbarocken Stichkappenformen aufweist. Nördl. neben dieser ragt ein 1-achsiger Erker auf den Platz, welcher auf einer rundbogigen Substruktion über einem offenbar vermauerten Rundbogenportal aufliegt. In den Bestandsplänen von 1954 ist dieses nicht verzeichnet, womit ohne weitere Untersuchung unklar bleiben muss, ob es sich hier um ein bauzeitliches Element oder einen Ausbruch bzw. eine Freilegung der Nachkriegszeit handelt. Unmittelbar nördl. des Erkers ist an der Fassade ein kleines vermauertes Rechteckfenster mit abgefaster Werksteinrahmung erhalten.

Lt. Bestandsplan gliedert sich das Erdgeschoß in einen großen Stall und einen kleineren Raum links der Einfahrt, während über einen rechts der Einfahrt gelegenen Flur drei weitere rezent abgeteilte, bis zu drei Achsen umfassende Räume erschlossen sind. In das Obergeschoß des N- und S-Teiles gelangt man über getrennte, hofseitig gelagerte, jeweils 3-läufige Stiegenhäuser, wobei hier die ähnlich zum Erdgeschoß ausgeteilten Räume durch die Zimmer über der Einfahrt und die darin befindlichen, heute teils abgemauerten Durchgänge verbunden waren.

Andreas Steininger / Alarich Langendorf, "Erlaer Hof" (Baubeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/5-erlaer-hof

Bauhistorische Interpretation

Eine Identifikation der tatsächlich als Lesehof genutzten Bereiche innerhalb des Schlossensembles bleibt durch das Fehlen eindeutiger archivalischer Quellen problematisch. Der Baubestand der südl. Trakte ist bautypologisch noch am wahrscheinlichsten als solcher anzusprechen, mglw. standen auch die östl., den Hof abschließenden Nebengebäude in klösterlicher Verwendung, wobei dies ohne weitere historische oder bauarchäologische Daten Spekulation bleiben muss. Kellerräume scheinen in den vorhandenen Plänen jedenfalls nicht auf und sind im südl. Bereich auch nach Auskunft der Eigentümer nicht vorhanden, während im angrenzenden Schloss Keller und großzügige Erdgeschoßräume zur Verfügung standen, die lt. einer Inventarbeschreibung von 1657 (vgl. Nagl/Winter o. J., S. 27) explizit zur Weinherstellung und Lagerung genutzt wurden.

Baugeschichtlich sind als älteste Elemente die mutmaßlich spätmittelalterlichen Fenster- und Portalöffnungen an der straßenseitigen Fassade anzusehen. Bis heute hat allerdings, wie auch das Schloss, der umfassende und die massiven Schäden des 2. Weltkriegs überdauernde renaissancezeitliche Ausbau die Erscheinung des Gebäudes am stärksten geprägt. Als weitere Bauphasen ist mit der Einfahrt die 1. H. d. 18. Jhs. zu nennen. Lt. Franziszeischem Kataster von 1821 dürfte das südl. risalitartig vorkragende Stiegenhaus eine Ergänzung des 19. oder 20. Jhs. darstellen (vgl. NÖLA, FK Mappen OW 446, fol. 1), mglw. kam es nach einem Brand 1880 zu einer umfassenden Umgestaltung des Gebäudes (vgl. Nagl/Winter o. J., S. 31).

Eine tiefgreifendere Analyse des Baubestands könnte nähere bauhistorische Aussagen zur klösterlichen Nutzung liefern, zuvor bildet aber die bisher ausstehende Konkretisierung derselben durch eine intensive Aufarbeitung des disparaten archivalischen Quellenbestands das größte Desiderat.

Andreas Steininger / Alarich Langendorf, "Erlaer Hof" (Bauhistorische Interpretation) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/5-erlaer-hof

Quellen und Literatur

Quellen

Der Archivbestand des Klosters Erla ist weit verstreut, Urkunden befinden sich im HHStA – sowohl im Bestand des Klosters Erla als auch des Königinnenklosters in Wien – und im NÖLA. Im NÖLA sind zudem Aktenbestände erhalten geblieben, diese sind allerdings nicht erschlossen und umfassen 21 Kartons, wobei sich deren Laufzeit auf den Zeitraum nach der Aufhebung bezieht, 1782–1842. Des Weiteren befinden sich dort einige Handschriften, beispielsweise ein Urbar und Dienstbuch von der M. d. 16. Jhs. (vgl. NÖLA, A Erlakloster Hs03/01), in denen ein Hof in Rossatz jedoch keine Erwähnung findet. Auch die zahlreichen, Ende des 16. Jhs. ausgestellten Lehensbriefe enthalten nach einer groben Durchsicht keine Nennungen von Besitzungen in Rossatz (vgl. NÖLA, A Erlakloster K 001/2/01-05).

Historische Literatur

HHStA, Erla Benediktinerinnen, 1434 Juni 21.

NÖLA, A Erlakloster Hs03/01.

NÖLA, A Erlakloster K 001/2/01-05.


Bundesdenkmalamt, Hg., Dehio Niederösterreich. Südlich der Donau, Wien 2003.

Otto Nagl / Otto Friedrich Winter, Schloss Rossatz. Entstehung – Entwicklung. Besitzer/Verwalter. Die Baugeschichte – Zeit und Kriegsschäden, Rossatz o. J.

Silvia Petrin, Erlakloster, in: Ulrich Faust / Willibald Krassnig, Hg., Die benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Österreich und Südtirol, Bd. 1, St. Ottilien 2000, S. 396-410.

Bauhistorische/archäologische Literatur

NÖLA, FK Mappen OW 446.


Otto Nagl / Otto Friedrich Winter, Schloss Rossatz. Entstehung – Entwicklung. Besitzer/Verwalter. Die Baugeschichte – Zeit und Kriegsschäden, Rossatz o. J.