Herzogstraße 9
3500 Krems an der Donau
3500 Krems an der Donau
Funktion als Klosterhof gesichert
Erhaltungszustand
Bestand erhalten
Kloster oder Institution
Datierung
Zugänglichkeit
Der archivalisch seit dem 13. Jh. greifbare (einzige) Kremser Lesehof des Benediktinerstiftes Lambach liegt im SW der Innenstadt mittig auf der südl. S. der Herzogstraße und erstreckt sich von dieser in Richtung heutiger Ringstraße bis zum ehem., heute abgekommenen Stadtmauerverlauf. Der Hof liegt damit im Umfeld eines dichten innerstädtischen Lesehof-Aufkommens und grenzt im W direkt an den jüngeren Mondseer Hof.
Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Lambacher Hof" (Lagebeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2022,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/50-lambacher-hof
1239 vermachte Selpkerus in seinem Testament dem Kloster Lambach sein Haus in Krems (vgl. StiA Lambach, 1239; vgl. OÖMV (Hg.) 1862, S. 74, Nr. 67). 1223 wird ein Selpkerus miles in Gerristorf als Urkundenzeuge genannt (OÖMV (Hg.) 1852, S. 610, Nr. 284). Dieser hatte Lehen von Passau in Langenlois, Grunddorf, Theiß, Schlickendorf und Stratzdorf inne (vgl. Maidhof 1933, Nr. 184; vgl. BAW (Hg.) 1831, S. 134, Nr. 131)
Der Hof ist zum Grundbuch des Burghofes (Admont) dienstbar (vgl. Ebner 1970, Nr. 191); die Hofmeister waren zunächst Klosterangehörige – 1255 Hofmeister Conrad, 1314 Otacher, 1343 Peter, 1408 Michel, 1426 Heinrich (OÖMV (Hg.) 1862, Nr. 219; OÖMV (Hg.) 1868, Nr. 129; OÖMV (Hg.) 1872, Nr. 91 Anhang; StiA Lambach, 1408 Nov 11; StiA Lambach, 1426 März 13).
Ab etwa 1500 wurde das Hofmeisteramt an Kremser Bürger bzw. Inwohner vergeben – 1526 Wolfgang Frelinger, 1550 Steffan Grienauer, 1619 Georg Dietz (vgl. StaA Krems 1526 Juni 20; vgl. StaA Krems, TP 2, fol. 187v; vgl. StaA Krems, TP 11, fol. 328v). Im Hof leben Inwohner, aber auch an verschiedene Handwerker, die zwar das Bürgerrecht, aber kein Haus besaßen, etwa 1589 Georg Wenger, Fasszieher (StaA Krems, TP 11, fol. 36r); 1615 Georg Kherle, Fuhrmann (DASP, Pf Krems-St. Veit, Stb 1613, S.16).
Der Hof wurde 1788 an den Gastgeb Leopold Nöstelberger verkauft, der die Schildgerechtigkeit zum Weißen Hahn vom Haus Herzogstraße 8 hierher transferiert (HHStA, GB Burghof 1640, fol. 19r; NÖLA, KG Krems 116/7, fol. 4r u. 43r; NÖLA, Gültb. 62, fol. 49r; NÖLA, Gültb. 63, fol. 79v, Nr. 25/OM).
Helga Schönfellner-Lechner, "Lambacher Hof" (Besitzgeschichte) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/50-lambacher-hof
Die im Rahmen des Projektes geplante Begehung konnte noch nicht durchgeführt werden, weswegen sich die folgende Erstbeschreibung, neben den von außen einsehbaren Elementen, auf historische Pläne und Fotografien stützen muss.
Der im Grundriss hakenförmige Hof fügt sich heute aus einem traufständigen, in seiner Tiefen- wie auch Längserstreckung 5-achsigen, 2-geschoßigen Haupttrakt mit Walmdach, an dem sich entlang der W-Parzelle des Grundstücks der ebenfalls 2-geschoßige Seitentrakt als 8(?)-achsiger Bau mit Satteldach anschließt. An die östl. Parzellenmauer fügt sich von der Straße bis zur Mitte des Hofes ein im Grundriss nach S hin ausladender, schmaler Bau, der durch die offene Einfahrt und einen vergleichsweise kleinen Hof von den anderen Trakten getrennt ist. Auf dem Franziszeischen Kataster (Mappenblatt von 1823; vgl. NÖLA, FK Mappen OM 324, fol. 5) weist die Anlage noch eine kleinteiligere Bebauung im O sowie im S an der Stadtmauer einen W-O orientierten, vom übrigen Gefüge losgelösten Rechteckbau auf. Dieser dürfte, wie auch der O-Trakt, im Verlauf des 19. Jhs. durch eine geschlossene Verbauung ersetzt worden sein.
Der straßenseitige Haupttrakt zeigt als Fassadengestaltung (rezent) glatt verputzte Nullflächen. Die Geschoßgliederung wird durch ein breites Band akzentuiert, das Obergeschoß weist gerade Fensterverdachungen und gekehlte Sohlbänke auf. Auf Fotografien der 1950er- bis 1980er-Jahre ist statt der Faschengliederung noch ein zumindest auf der Hof- und Einfahrtsseite durchlaufendes Kordongesims zu erkennen (Topothek Krems 2021). Auffällig sind an der NW-Ecke des Gebäudes die erst im 20. Jh. wieder freigelegten Ortsteinquader, die über die Traufenhöhe und durch das jüngere profilierte Gesims laufend, eine urspr. höhere Geschoßgliederung belegen. Der W-Trakt lässt hofseitig eine gänzlich andere Gestaltung erkennen, die durch eine ehem. über beide Geschoße laufende Bänderrustika, eine einläufige Außentreppe sowie einen auffälligen historistischen Holzerker auf Steinkonsolen geprägt ist.
Der S- und O-Trakt zeigen sich ohne weitere Gliederung (rezent) glatt verputzt. Zumindest bis in die 1980er-Jahre war die historische Hofpflasterung noch vollflächig vorhanden, dürfte mittlerweile aber einer Asphaltierung gewichen sein.
Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Lambacher Hof" (Baubeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/50-lambacher-hof
Die Verortung des spätmittelalterlichen Kerns der Anlage im Haupttrakt lässt sich derzeit durch die freiliegende Ortsteinsetzung und das im Obergeschoß des benachbarten Mondseer Hofes noch erhaltene Werkstein-Kreuzstockfenster, verm. aus dem späten 15. Jh., ohne weitere Untersuchung nur erahnen. Hier wird auch deutlich, dass der Lambacher Hof bis zum Ende des Spätmittelalters nach W hin freigestanden haben muss. Auch die über die Traufe ziehende W-Mauer suggeriert einen urspr. deutlich höheren, stattlichen Bau. Für die gesamte Anlage zeichnen sich größere Umbauphasen zumindest im 17. (Fassade) und 19. Jh. ab, wobei sich eine Abfolge erst nach einer Begehung des Hofes nachzeichnen lassen wird. Auch eine Beurteilung der funktionalen Kapazitäten des Baugefüges als Lesehof bis zur Veräußerung im Jahr 1788 und die damit einhergehende Nutzung als Gasthaus lässt sich vorerst noch nicht vornehmen.
Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Lambacher Hof" (Bauhistorische Interpretation) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/50-lambacher-hof
Im Stiftsarchiv Lambach befinden sich heute noch zahlreiche Archivalien, die sich mit den stiftlichen Besitzungen in der Wachau beschäftigen. Neben einigen Urkunden, die u.a. auch über monasterium.net zugänglich sind, sind insbesondere folgende Urbare und Faszikel von Interesse: StiA Lambach, SchB 173/D II/2, StiA Lambach, SchB 173/D II/2a1, StiA Lambach, SchB 174/D II/2a2, StiA Lambach, SchB 175/D II/2b, StiA Lambach, SchB 176a/D II/2c, StiA Lambach, SchB 176b/D II/2e, StiA Lambach, SchB 176b/D II/2g, StiA Lambach, SchB 177/D II/2h, StiA Lambach, SchB 178/D II/2, StiA Lambach, SchB 179/D II/2 und StiA Lambach, SchB 180/D II/2.
Einen guten Überblick zur Archivlage des Stifts gibt Stöttinger (2010).
DASP, Pfarre Krems-St. Veit, Sterbebuch 1613.
HHStA, Schlossarchiv Grafenegg, Bücher Nr. 79, GB Burghof 1640.
Adam Maidhof, Die Passauer Urbare, Bd. 1, Passau 1933.
Bayerische Akademie der Wissenschaften, Hg., Monumenta Boica, Bd. 29, München 1831.
NÖLA, Gültbuch 62, Gültbuch über die reluierten Freyhöfe, mit 1. November 1791 anfangend.
NÖLA, Gültbuch 63, Gültbuch über die reluierten frei- und dienstbaren Höfe von Anno militari 1756 anfangend.
NÖLA, KG Krems 116/7 Gerichtsgrundbuch 1794.
Oberösterreichischer Musealverein, Hg., Urkundenbuch des Landes ob der Enns, Bd. 1, Wien 1852.
Oberösterreichischer Musealverein, Hg., Urkundenbuch des Landes ob der Enns, Bd. 3, Wien 1862.
Oberösterreichischer Musealverein, Hg., Urkundenbuch des Landes ob der Enns, Bd. 5, Wien 1868.
Oberösterreichischer Musealverein, Hg., Urkundenbuch des Landes ob der Enns, Bd. 6, Wien 1872.
StaA Krems 1526 Juni 20.
StaA Krems, Testaments-Protokoll 2.
StaA Krems, Testaments-Protokoll 11.
StiA Lambach, 1239.
StiA Lambach, 1408 Nov 11.
StiA Lambach, 1426 März 13.
Herwig Ebner, Das Teilurbar des Klosters Admont von 1399 für den Besitz in und bei Krems an der Donau, in: Mitteilungen des Kremser Stadtarchivs 10 (1970), S. 27-54.
Christoph Stöttinger, Kloster und Umland im Spätmittelalter. Das Beispiel Lambach zw. der Plünderung und Verwüstung durch die Bayern 1233 und dem Einsetzen der Melker Reform 1419, Dissertation, Universität Salzburg 2010.