Klosterhöfe

Melker Hof
© Andreas Steininger, 2021

Melker Hof

Funktion als Klosterhof gesichert

Melker Hof
© Andreas Steininger, 2021

Erhaltungszustand

Bestand erhalten

Kloster oder Institution

Zugehörigkeit:

Datierung

Historisch
1356 gesichert – ?
Bauhistorisch
? – ?
Die Laufzeit der klösterlichen Nutzung anhand historischer oder bauhistorischer Daten.

Zugänglichkeit

Kein Zugang

Das Objekt ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich

Verortung

Lagebeschreibung

Der ehem. Hof des Benediktinerstiftes Melk in Wösendorf liegt mit der Adresse Hauptstraße 13 rund 50 m östl. der Pfarrkirche zum Hl. Florian bzw. ca. 80 m nordwestl. des nördl. Donauufers im Herzen des Ortszentrums, wobei sich die Parzelle über die gesamte Breite zw. Hauptstraße und Bachgasse erstreckt. Im Ensemble der beidseitig vollständig durch stattliche, traufständige Häuser und Höfe verbauten, leicht gekrümmten, nach W ansteigenden und engen Hauptstraße fügt sich der Hof mit seiner tiefen Toröffnung und dem Zusammenspiel von 1-geschoßigem und 2-geschoßigem Baukörper harmonisch in die durchgehend historische Bausubstanz ein.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Melker Hof" (Lagebeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2022,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/56-melker-hof

Historische Daten

Besitzgeschichte

Das Stift Melk besaß bereits in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts Güter in der Wachau (vgl. Keiblinger 1869, S. 137f.). Während 1288 zwei Lehen in Wösendorf von Steuer und Ungeld befreit wurden (vgl. StiA Melk, Urk. 1288 März 28), werden 1356 explizit zwei Häuser in Wösendorf genannt (daz Chuersner haws und daz Römer haws), welche das Stift Melk dem Chuenrad der Newhoker und seiner Frau Margret geben und lassen hat (StiA Melk, Urk. 1356 Juni 29).

Neben einer Befreiung des Melker Hofes in Wösendorf von Steuer, Robot und Nachtselde durch Otto von Meissau im Jahr 1412 (vgl. Keiblinger 1869, S. 143) gibt es wenige weitere Nachrichten im 15. Jahrhundert. Erst in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wird der Hof wieder regelmäßig in den Quellen fassbar. Ab 1530 musste der Hof mehrmals versetzt werden. Das Stift Melk verpfändete den Hof in Wösendorf aufgrund von Kriegsbeihilfen zunächst an Hans Fuchsperger, 1540 an die Brüder Christof, Wolf und Hans den Ambstettern im Thwerchenpach sowie Balthasar Straub, anschließend ging der Hof an die Herren von Zelkhing, dann an Hans Haider, gefolgt von Gabriel Jöppl (vgl. StiA Melk, Urk. 1540 April 05; StiA Melk, Urk. 1562 Nov 11). 1565 löste die Witwe Anna, Gräfin zu Schaunberg, den Hof um 3000 Gulden ab und investierte weitere 150 Gulden für den Wiederaufbau des stark baufälligen Hofes (vgl.

StiA Melk, Urk. 1565 Nov 11). Der Hof musste 1574 ein weiteres Mal verpfändet werden (an Bernhard Jörger), bis das Stift Melk ihn schließlich 1587 endgültig um 3800 Gulden auslösen konnte (vgl. Keiblinger 1869, S. 147).

Die zahlreichen Verpfändungen des Hofes mitsamt den dazugehörigen Gütern scheinen Unklarheiten über die steuerlichen Verpflichtungen dieser Besitzungen mit sich gebracht zu haben, denn 1612 kam es zu einem Vergleich zwischen dem Stift Melk und dem Richter und Rat der Gemeinde Tal-Wachau bezüglich Steuerstreitigkeiten den Hof in Wösendorf betreffend. Endgültig konnte diese Angelegenheit dennoch nicht geklärt werden, denn es finden sich auch in den folgenden Jahrzehnten noch Korrespondenzen zwischen dem Stift Melk und den Vertretern der Gemeinde, in denen über Steuern diskutiert wurde (vgl. StiA Melk, 76. Wachau, Karton 1, Fasz. Hof Wösendorf 1585–1767; StiA Melk, 76. Wachau, Karton 1, Fasz. Wachau. Leseamt und Weingut Wösendorf 1611–1961/2).

Wie lange der Hof im Besitz des Stiftes Melk verblieb ist nicht ganz klar. Die erhaltenen

Inventare zu den stiftlichen Besitzungen in Wösendorf, inkl. Nennungen eines Presshauses, reichen jedenfalls bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts (vgl. StiA Melk, 76. Wachau, Karton 1, Fasz. Wachau. Leseamt und Weingut Wösendorf 1611–1961/2).

Julia-Anna Schön, "Melker Hof" (Besitzgeschichte) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/56-melker-hof

Wirtschaftsgeschichte

Spätestens in den 1410er-Jahren scheinen die beiden Häuser des Stiftes Melk in Wösendorf zu einem Hof zusammengeschlossen worden zu sein (vgl. Keiblinger 1869, S. 143). Der Hof war zudem mit einer Presse ausgestattet, welche 1356 erstmals genannt wird (vgl. StiA Melk, Urk. 1356 Juni 29) und anschließend immer wieder in den Urkunden auftaucht (z.B. StiA Melk, Urk. 1391 Aug 14 oder StiA Melk, Urk. 1529 April 05). Vor allem auch in den Verzeichnissen des 20. Jahrhunderts ist das Presshaus immer wieder explizit angeführt (vgl. StiA Melk, 76. Wachau, Karton 1, Fasz. Wachau. Leseamt und Weingut Wösendorf 1611–1961/2).

Die zahlreichen Leserelationen und Leseinstruktionen Ende des 17./Anfang des 18.

Jahrhunderts geben teilweise nicht nur detaillierte Einblicke in die Vorgänge in Wösendorf während der Lesezeit, sondern überliefern auch die Namen der stiftlichen Lesemeister, die zu diesem Zweck in die Wachau reisten: 1687–1691 Ferdinand Sörtl, 1692–1704 Urban Pachschmidt, 1705–1709 P. Wilibaldus, 1710–1712 P. Gerardus und 1713/1714 P. Leopoldus (vgl. StiA Melk, 76. Wachau, Karton 1, Fasz. Leserelationen 1687–1714, 1881, 1883; StiA Melk, 76. Wachau, Karton 1, Fasz. Wachau. Leseamt und Weingut Wösendorf 1611–1961/2). Der Melker Hof in Wösendorf wurde auch mehrere Male zerstört. So brach zum Beispiel am 7. September 1695 ein Feuer aus, welches den Hof sambt der stattlichen Press, 60 emer potting und andern lössgeschier sowie weitere sieben Häuser vollständig zerstörte (StiA Melk, 76. Wachau, Karton 2, Fasz. Weingärten 1629–1936). Auch in den Jahren 1721, 1742, 1751 und 1841 scheint der Hof abgebrannt zu sein (vgl. Keiblinger 1869, S. 149).

Julia-Anna Schön, "Melker Hof" (Wirtschaftsgeschichte) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/56-melker-hof

Gebäude und Bauhistorie

Baubeschreibung

Der ehem. Melker Hof setzt sich aus 2 traufständigen Baukörpern mit Satteldach entlang der Hauptstraße zusammen: einem 1-stöckigen im SO und einem 2-stöckigen im NW. Am südöstl. Ende des 2-stöckigen Baus liegt als Hauptzugang in einer tiefen Rundbogenöffnung mit Spionfenster ein aus Bruchstein gemauertes Korbbogenportal mit Radabweisern auf beiden S., ein weiteres Tor ist am südöstl. Ende des 1-stöckigen Baukörpers, dessen Fassade einen leichten Versprung aufweist, situiert. Die Fassade zeigt ungetünchten Sanierputz, der grob abgekellt wurde – als Gestaltungselemente treten am 2-stöckigen Bau neben weiß-roten Eckquaderungen glatt verputzte und rot gefasste Fensterfaschen auf. Nach oben hin wird die Fassade durch ein Gesims in Form einer einfachen Hohlkehle abgeschlossen. Erdgeschoß und Obergeschoß weisen jeweils 3 übereinander liegende Fensterachsen auf, wobei die Fenster des Erdgeschoßes Fenstergitter zeigen. Über dem Scheitel des Rundbogens der Einfahrt liegt im Obergeschoß ein weiteres Fenster. Der 1-stöckige Bau weist in seinem nordwestl. Teil ein vergittertes Fenster mit Werkstein-Gewände auf, das abgefast ist und Trompen zeigt. Fehlstellen im Putz an der nordwestl. Gebäudeecke geben Hinweise auf die historische Fassadengestaltung vor der heutigen, rezenten Erscheinung.

Wird der Hof durch das Korbbogenportal betreten, gelangt man in eine kreuzgratgewölbte Durchfahrt, die in den Hofbereich führt. Dieser geht im NO in einen Gartenbereich über, der bis zur Bachgasse reicht und von einer Einfriedungsmauer aus Bruchstein umgeben wird. Östl. der Durchfahrt liegt ein großer Wirtschaftsraum, der von einer hohen, 3-jochigen Stichkappentonne überspannt wird. Östl. an diesen Raum schließt ein weiterer an, der ebenfalls von einer 3-jochigen Stichkappentonne überspannt wird, mit dem ersteren durch eine Türöffnung verbunden ist und dessen S-S. von einem Tor auf die Hauptstraße eingenommen wird. Lüftungsöffnungen in der Fassade legen eine Unterkellerung der beiden Räume nahe. Westl. der Einfahrt liegt im Erdgeschoß ein Raum, der von einer Holzbalkendecke mit Unterzug überspannt wird. Dieser Raum weist eine Unterkellerung auf, die von einem Abgang in der Durchfahrt erreichbar ist. Entlang der westl. Parzellenmauer findet sich ein 1-geschoßiger, schmaler Wirtschaftstrakt mit Satteldach und einer Aufzugsöffnung bzw. Krangaube, die ebenfalls von einem Satteldach abgeschlossen wird. Nordöstl. an diesen Bau fügt sich ein weiterer, etwas breiterer Baukörper, dessen Dach als Krüppelwalmdach ausgeführt ist. Auch an der östl. Parzellenmauer ist an den 1-stöckigen Trakt zur Hauptstraße hin ein kleiner Baukörper mit Satteldach situiert.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Melker Hof" (Baubeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2022,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/56-melker-hof

Bauhistorische Interpretation

In einer nordwestl. des Hofes liegenden Feuergasse zeigt sich die Westmauer des südöstl. Baukörpers unverputzt – das Mauerwerk ist als Bruchsteinmauerwerk ausgeführt und zeigt deutliche Ausgleichslagen, sodass es als Kompartimentmauerwerk anzusprechen ist und die Entstehung des südöstl. Baukörpers in das spätere 13. bzw. frühe 14. Jh. datiert werden kann. Um ein Baualter für den 1-stöckigen, südöstl. Baukörper zu erhalten, können die (im Innenbereich unverputzte) O- und W-Mauer des südöstlichsten Raumes mit dem Tor zur Hauptstraße herangezogen werden: Auch diese wurden als Kompartimentmauerwerk aus Bruchstein errichtet, wobei die Ausgleichslagen hier tlw. nicht regelmäßig bzw. durchlaufen, sodass von sich auflösenden Kompartimenten aus dem Ende des 14. Jhs. ausgegangen werden kann. Im 14. Jh. waren somit beide Baukörper als 1-geschoßige Bauten in einer heute nicht weiter fassbaren Form existent.

Im 15. Jh. wurde im W des südöstl. Baukörpers des 14. Jhs. ein Raum angefügt, was auch zum Versprung in der Fassade führte. Das Mauerwerk (unverputzt sichtbar an der Innenseite der W-Mauer) wurde hierbei als kleinteiliges Zwickelmauerwerk aus Bruchstein errichtet, wobei sich das verwendete Steinmaterial deutlich von jenem des südöstl. Raumes unterscheidet. Ein getrichtertes Rechteckfenster in der Westmauer (zur heutigen Durchfahrt) könnte die archivalisch fassbare These stützen, dass der Hof aus der Zusammenziehung von urspr. 2 Häusern entstand – als ehem. Parzellengrenze wäre somit die östl. Mauer der Durchfahrt anzunehmen.

Im 16. Jh. erhielt der südöstlichste Raum des südöstl. Baukörpers ein neues Gewölbe in Form einer 3-jochigen Stichkappentonne – Ziegelausbesserungen in der Ostmauer zeigen, dass der Raum schon davor gewölbt war oder für das Gewölbe kleine Fensteröffnungen vermauert wurden. Interpretativ kann dieser Raum, auch aufgrund des Fehlens größerer Kellerräumlichkeiten, durchaus als Lagerraum für Fässer angesprochen werden, während im westl. Nachbarraum eine Presse durchaus denkbar erscheint.

Im 17./18. Jh. wurde die Durchfahrt (nach der endgültigen Zusammenlegung der beiden Häuser?) mit einem Kreuzgratgewölbe versehen, im 18. Jh. erhielt der Wirtschaftsraum östl. der Durchfahrt ein neues Gewölbe in Form einer hohen, 3-jochigen Stichkappentonne – dieser Umstand könnte auf den Ankauf einer neuen Presse oder Ähnlichem zurückzuführen sein. Zu einem unbekannten Zeitpunkt, verm. jedoch ebenfalls im 18. Jh., wurde der nordwestl. Baukörper in Mischmauerwerk mit einem hohen Ziegelanteil aufgestockt, wie es an der W-Mauer in der Feuergasse zu erkennen ist.

Im 18./19. Jh. entstanden die tlw. gewölbten, tlw. mit Dippelbaumdecken versehenen Räume entlang der westl. Parzellenmauer – am Franziszeischen Kataster (Mappenblatt 1823; vgl. NÖLA, FK Mappen OM 807, fol. 4) ist dieser Trakt deutlich breiter dargestellt, sodass davon auszugehen ist, dass der Trakt in seiner Ausdehnung nach O eventuell reduziert wurde.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Melker Hof" (Bauhistorische Interpretation) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/56-melker-hof

Quellen und Literatur

Quellen

Im Stiftsarchiv Melk befinden sich heute noch zwei Kartons, die sich mit den stiftlichen

Besitzungen in der Wachau beschäftigen: StiA Melk, 76. Wachau, Karton 1 und StiA Melk, 76. Wachau, Karton 2. Darin befinden sich unter anderem zahlreiche Korrespondenzen, Leserelationen sowie Grund- und Dienstbücher, welche die Melker Besitzungen zu Wösendorf betreffen (16.–19. Jahrhundert).

Historische Literatur

StiA Melk, Urk. 1288 März 28.

StiA Melk, Urk. 1356 Juni 29.

StiA Melk, Urk. 1391 Aug 14.

StiA Melk, Urk. 1529 April 05.

StiA Melk, Urk. 1540 April 05.

StiA Melk, Urk. 1562 Nov 11.

StiA Melk, Urk. 1565 Nov 11.

StiA Melk, 76. Wachau, Karton 1, Fasz. Hof Wösendorf 1585–1767.

StiA Melk, 76. Wachau, Karton 1, Fasz. Leserelationen 1687–1714, 1881, 1883.

StiA Melk, 76. Wachau, Karton 1, Fasz. Wachau. Leseamt und Weingut Wösendorf 1611–1961/2.

StiA Melk, 76. Wachau, Karton 2, Fasz. Weingärten 1629–1936.


Ignaz Franz Keiblinger, Geschichte des Benedictiner=Stiftes Melk in Niederösterreich, seiner Besitzungen und Umgebungen, Bd. 2, Abteilung II: Besitzungen in den Vierteln ob und unter dem Manhartsberge, Wien 1869.

Bauhistorische/archäologische Literatur

NÖLA, FK Mappen OM 807.