Rossatz 16/87
3602 Rossatz-Arnsdorf
3602 Rossatz-Arnsdorf
Funktion als Klosterhof gesichert
Erhaltungszustand
Bestand erhalten
Kloster oder Institution
Datierung
Zugänglichkeit
Der einzige in der Wachau greifbare klösterliche Lesehof des ehem. Augustiner-Chorherren-Stiftes Suben befindet sich in Rossatz am Ortsrand auf der S-S. der nach W ausfallenden Wachaustraße, etwa 150 m nordwestl. des Marktes bzw. Kirchenplatzes an einer Geländekante des nach SW zum Kreuzberg hin leicht ansteigenden Geländes. Wie schon am Franziszeischen Kataster (vgl. NÖLA, FK Mappen OW 446, fol. 1) ersichtlich, erstreckt sich der Hof über 2 Parzellen (aktuell .19/1 und .19/2), die heute auch über die 2 Hausnr. 87 (Straßentrakt) und 16 (rückseitiger Trakt) unterschieden werden.
Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Subener Hof" (Lagebeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/57-subener-hof
Der Lesehof des Stiftes Suben in Rossatz ist archivalisch nahezu unmöglich zu fassen, was zu einem großen Teil auf die Lücken im Bestand des Stiftsarchives zurückzuführen ist, welche aufgrund zahlreicher Veräußerungen zerstreut wurden, sodass heute nur noch ein Bruchteil davon erhalten geblieben ist (vgl. Dworschak 1952, S. 313; Engl 1984, S. 77). Die Datierung des Besitzerwerbes ist daher kaum möglich (vgl. Dworschak 1952, S. 300). Eine Urkunde vom 27.11.1236, mittels derer Papst Gregor IX. die Rechte und Besitzungen des Klosters Suben bestätigte, enthält zwar latinisierte Ortsnamen, die als Rossatz interpretiert werden könnten, wie beispielsweise Rusnize (OÖLA, Urkunden Suben, 1236 Nov 27). Diese Vermutung kann jedoch weder verifiziert noch falsifiziert werden.
Weintransporte und damit womöglich auch stiftseigene Weinproduktion lassen sich am ehesten über die Mautbefreiungen urk. greifen. Mittels Urkunde vom 25.11.1301 befreiten Heinrich der Ältere sowie Heinrich und Wernhart die Jüngeren von Schaunburg das Kloster Suben von der Maut auf österr. Wein (vgl. OÖLA, Urkunden Suben, 1301 Nov 25; vgl. Pritz 1856, S. 21). Dem ist jedoch hinzuzufügen, dass als Ausgangspunkt dieser Korn- und Weintransporte der Pfleger ze Aschach (OÖLA, Urkunden Suben, 1301 Nov 25) genannt wird, womit die Frage aufgeworfen wird, ob der Hof in Rossatz – sofern jener tatsächlich zu diesem Zeitpunkt bereits im Besitz Subens war – eventuell von Aschach aus verwaltet wurde.
Am 12.5.1784 wurde das Stift Suben per Dekret aufgehoben und der Administration des Stiftes Reichersberg unterstellt (vgl. Hittmair 1907, S. 147). Ab 1785 wurden einzelne Objekte verkauft, so auch der Hof zu Rossatz und die bei Mautern gelegenen Weingärten – ein Käufer wird hier jedoch nicht genannt. Ein Teil der Rossatzer Weingärten wurde der Gemeinde Rossatz zur Errichtung eines Friedhofes veräußert (vgl. Hittmair 1907, S. 152). Tatsächlich verkauft wurde der Hof schließlich durch die k.k. Kameralherrschaft Suben am 6.6.1786 an Joseph Pischof Chyrurgus v. Thiernstein und Joseph Schwingelschligl (NÖLA, BG Mautern 06b/04a, Gewährbuch H, S. 324, fol. 204r), womit der Hof offensichtlich geteilt wurde. Im FK von 1821 ist auf diesem Hof Theresia Vieröckl eingetragen (vgl. NÖLA, FK Prot OW 446, fol. 3), die am 24.4.1804 die 2. H. des ehem. Subener Hofes erworben hatte (vgl. NÖLA, BG Mautern 06b/04a, Gewährbuch H, S. 442, fol. 263).
Simon Kuhn, "Subener Hof" (Besitzgeschichte) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/57-subener-hof
Die folgende Baubeschreibung beruht auf ersten partiellen Begehungen, die im Inneren nur im Hof, in kleinen Teilen des Erdgeschoßes und der Kellerräume erfolgen konnte.
Die Anlage fügt sich aus 3 Trakten mit ineinander verschnittenen Satteldächern, die U-förmig einen engen Hof umschreiben zusammen. Dieser wird an der unbebauten südöstl. S. von der anschließenden, etwa 2 m höher liegenden Terrasse begrenzt und einem rezenten Holzeinbau geschlossen. Der SW-Trakt ist gegen den Hang gesetzt, bildet hofseitig nach NO also 2, außen nach SW nur 1 Geschoß aus, das auf einem Niveau mit der westl. anschließenden Geländekante liegt. Der NW-Trakt fungiert als Verbindung zw. den beiden längeren, zur Straße parallel verlaufenden Baukörpern und weist nach außen auch keine Durchfensterung auf.
Der straßenseitige NO-Trakt gliedert sich aus einem traufständigen 4-achsigen und 2-geschoßigen Bau, dem sich in seiner östl. Verlängerung ein deutlich nach hinten versetzter, in seiner Tiefe lediglich 1-achsiger und in der Flucht leicht abweichender 2-geschoßiger Baukörper anschließt. Im durch den Rücksprung an der Straßenseite entstandenen Eckbereich befindet sich die Einfahrt. Deren Portal ist als weiter Rundbogen mit rezent übermalter Rahmung gestaltet, die in ihren einfachen geometrischen Formen das Muster einer ehem. hier vorhandenen Sgraffitodekoration aufgreifen dürfte. Die Einfahrt flankierend kragt im Bereich der rückspringenden Seitenmauer ein Flacherker hervor, der mit einem Segmentbogenabschluss auf doppelt gewellten Konsolsteinen ruht und als Ortsteindekor ebenfalls Sgraffito-ähnliche, heute neu übertünchte Verzierungen aufweist. Unter dem Erker ist ein breites Rundbogenfenster situiert.
Der zurückversetzte, mit eigenständigem Satteldach gedeckte Traktteil zeigt im Erd- und Obergeschoß unterschiedlich dimensionierte Rechteckfenster in unsystematischer Aufteilung, die im Obergeschoß an der südöstl. Achse ein älteres, vermauertes Spitzbogenfenster schneiden. Seitlich über der Einfahrt fällt weiters eine ebenfalls mit gemalter Rahmung betonte Schlüssellochscharte auf. Zw. den Geschoßen ist südl. neben das Portal ein in Holz gerahmtes Haussegensgemälde in die Fassade eingelassen, das den Hl. Georg zeigt und lt. Dehio Remigius Geyling zuzuschreiben ist (vgl. BDA (Hg.) 2003, S. 1869). Die kolportierte Signatur ist auf der mittlerweile stark beschädigten Leinwand nicht mehr auszumachen.
Der 4-achsige W-Teil des Traktes zeigt in seiner Fassadengestaltung gelb getünchten, in Putz ausgeführten Ortsteindekor am gefassten Übergang zum Erker sowie einen dazu redundanten grau-schwarz gefassten Ortsteindekor, zudem Bänderungen und Fensterfaschen, die im selben Sgraffito-Stil wie an der Torrahmung oder unter dem Erker gehalten sind. Das im NW mit den Dachflächen des NW- und SW-Traktes abgewalmt verschnittene Satteldach legt sich im SO über einen in Holzbau ausgeführten Giebel.
Durch die flachgedeckte Einfahrt gelangt man in den schmalen Hof, dem (lt. Auskunft der Eigentümerin) in den 1920ern im W, N und O umlaufende Laubengänge vorgesetzt wurden, deren Arkaden im Erdgeschoß von Betongusssäulen getragen werden. Auch die Fenster- und Türöffnungen des Hofes wurden im 20. Jh. stark überformt, sodass zur älteren Erscheinung des Hofgefüges kaum noch Aussagen getroffen werden können.
In der SW-Ecke des Hofes gelangt man über eine kurze Rampe in einen kleinen, mit Ziegeln tonnengewölbten Souterrain-Raum, der sich in W-O-Richtung unter dem S-Trakt erstreckt. Dessen freiliegendes, teilw. stark ausgebessertes mehrphasiges Bruchsteinmauerwerk zeigt Abschnitte mit Ansätzen zur Netztechnik, die stellenweise strukturlos wirkende Bereiche mit unterschiedlichem Stein- und Mörtelbestand überlagern. Die Genese des damit offensichtlich mehrphasigen Raumes kann nur sehr allgemein dem Zeitraum vom 15. und 16. Jh. zugewiesen werden.
Über den Hof gelangt man durch ein Tor in das Erdgeschoß des O-Traktes, das sich mit eingezogener Betonkappendecke und einem Zwischenboden als ebenfalls im 20. Jh. stark überformt präsentiert. Im westl. Drittel des Raumes ist der in frühneuzeitlichem Netzmauerwerk ausgeführte Abgang zum 2. Keller gelegen: Der sich weit bis unter den westl. Garten ziehende tonnengewölbte Raum fällt in Relation zur kleinen Anlage bemerkenswert groß aus, kann aufgrund des vollständig verputzten Mauerwerkes allerdings nicht näher datiert werden. Die südöstl. stark brandgerötete Bruchsteinmauer lässt eine urspr. Öffnung in Form eines hohen und weitgespannten Bogens erkennen, der mit Mischmauerwerk vermauert wurde und damit den heutigen Kellerzugang bildet. Ein massiver, heute abgesägter Holzbalken ist unter dem Scheitel des Bogens in die Verfüllung eingelassen. Dessen Zweck muss vorerst unklar bleiben, denkbar wäre die Funktion als Unterzug einer mutmaßlich älteren Deckenlösung.
Ein letzter noch zugänglicher Wirtschaftsraum im Erdgeschoß des SW-Traktes weist Gewölbe mit hochbarocken Stichkappenformen auf. Die weiteren Bauelemente konnten im Zuge der Begehung nicht untersucht werden, weisen lt. Eppel allerdings Balkendecken und eine spätmittelalterliche Rauchküche auf (Eppel 176).
Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Subener Hof" (Baubeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/57-subener-hof
Ohne eingehendere Untersuchungen lässt sich die Baugenese des räumlich zwar kleinen, in seinem Gefüge aber vielschichtigen Bauensembles des Subener Hofes nicht nachvollziehen. Spätmittelalterliche und damit der archivalisch greifbaren Anfangszeit der Subener Besitzung in Rossatz zuschreibbare Elemente sind straßenseitig mit dem abgemauerten spitzbogigen Fenster, der Schlüssellochscharte und im Inneren mit einer mutmaßlich spätgotischen Rauchküche zu vermuten. Die Erscheinung des Hofes bis heute prägendsten Elemente bilden die renaissancezeitlichen Ausgestaltungen, die sich in Form des Flacherkers, der Einfahrt und am auffälligen Fassadendekor zeigen. Auch das in den Kellern erkennbare Mauerwerk lässt auf bauliche Aufwertungen im 16. und/oder 17. Jh. schließen. Die besichtigte Bausubstanz deutet darauf hin, dass zu diesem Zeitpunkt der Hof in seiner heutigen Ausdehnung (wenngleich in einer sehr unterschiedlichen Ausgestaltung) bereits bestanden haben könnte, nachdem in allen Trakten vereinzelte Reste dieser Phase erhalten sind. Vereinzelte bauliche Veränderungen sind auch für die 1. H. d. 18. Jhs. greifbar.
In den 1920er-Jahren und in der 2. H. d. 20. Jhs. wurden weite Teile der Anlage für die Nutzung als Heuriger und in weiterer Folge als Wohnhaus so stark überformt, dass der an der Straßenseite noch offensichtliche frühneuzeitliche Charakter hier nicht mehr zu erkennen ist. Ob alle Elemente der markanten malerischen Gestaltung an der Fassade des Straßentraktes vollumfänglich auf eine renaissancezeitliche Gestaltung zurückzuführen sind, kann zumindest angezweifelt werden, zumal der Großteil der erhaltenen Dekorelemente stark überarbeitet wirkt bzw. auch gänzlich im 20. Jh. entstanden sein könnte. Möglich erscheint jedenfalls, dass im Zuge der umfassenden Sanierungen der 1920er-Jahre das romantisierende Bild eines Renaissancehofes bewusst in Szene gesetzt werden sollte. Bei den Betonarkaden im Hof ist dies evident, die Platzierung eines Segensbildes von Geyling, der in seinem Repertoire selbst stark auf Renaissancemotive zurückgriff, könnte auch für die auffällige Fassade auf einen solchen Hintergrund hindeuten.
Für den Zeitraum der klösterlichen Nutzung ist der Bestand eines verhältnismäßig kleinen, kompakten Hofes mit kleinteiliger Raumgliederung zu konstatieren, die aufgrund der engen topografischen Situation zw. Straße und Geländekante zu erklären ist. Aus diesem Muster sticht lediglich der vergleichsweise große Kellerraum im NW heraus, durch den eine Eignung der Anlage zum Zwecke intensiver Weinwirtschaft erst attestiert werden kann.
Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Subener Hof" (Bauhistorische Interpretation) Wachauer Klosterhöfe Online 2022,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/57-subener-hof
Auch in der rezipierten Forschungsliteratur wird darauf hingewiesen, dass die Quellenlage in Bezug auf die Subener Besitzungen als äußerst schlecht zu bezeichnen ist. Der vorliegende Text fußt damit zu großen Teilen auf der bereits vorhandenen Forschungsliteratur. Zumindest ein Teil der Archivalien befindet sich im OÖLA, die Urkunden sind online unter monasterium.net zugänglich.
OÖLA, Urkunden Suben, 1236 Nov 27, online unter: monasterium.net, https://www.monasterium.net/mom/AT-OOeLA/SubenCanReg/1236XI27/charter.
OÖLA, Urkunden Suben, 1301 Nov 25, online unter: monasterium.net, https://www.monasterium.net/mom/AT-OOeLA/SubenCanReg/1301XI25/charter.
NÖLA, BG Mautern 06b/04a, Gewährbuch H.
NÖLA, BG Mautern 06b/04a, Gewährbuch H.
NÖLA, FK Prot OW 446.
Fritz Dworschak, Neunhundert Jahre Stift Suben am Inn, in: Oberösterreichische Heimatblätter 6/3 (1952), S. 296-318.
Franz Engl, Das ehemalige Augustiner Chorherrenstift Suben am Inn, in: Dietmar Straub, Hg., 900 Jahre Stift Reichersberg. Augustiner Chorherren zwischen Passau und Salzburg, Linz 1984, S. 67-79.
Rudolf Hittmair, Der josefinische Klostersturm im Land ob der Enns. Freiburg i. Breisgau u.a. 1907.
Franz Xaver Pritz, Beiträge zur Geschichte des aufgelassenen Chorherrnstiftes Suben, in: N. N., Hg., Sechzehnter Bericht über das Museum Francisco Carolinum. Nebst der elften Lieferung der Beiträge zur Landeskunde von Oesterreich ob der Enns, Linz 1856, S. 1-66.
Bundesdenkmalamt, Hg., Dehio Niederösterreich. Südlich der Donau, Wien 2003.