Klosterhöfe

Rannahof
© Andreas Steininger, 2022

Rannahof

Funktion als Klosterhof gesichert

Rannahof
© Andreas Steininger, 2022

Erhaltungszustand

Bestand erhalten

Kloster oder Institution

Zugehörigkeit:

Datierung

Historisch
1454 angenommen – ?
Bauhistorisch
? – ?
Die Laufzeit der klösterlichen Nutzung anhand historischer oder bauhistorischer Daten.

Zugänglichkeit

Kein Zugang

Das Objekt ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich

Verortung

Lagebeschreibung

Der ehem. Hof des Paulinerklosters Unterranna in Schwallenbach (1783 säkularisiert) liegt mit der Hausnr. 1 rund 90 m nördl. der Filialkirche zum Hl. Sigismund bzw. unmittelbar nördl. des Schwallenbaches am nördl. Ortsende auf einer leicht erhöhten Terrasse. Durch diese erhöhte Lage westl. der Durchzugsstraße Richtung Spitz nimmt der Hof eine ortsbildprägende Rolle im spätmittelalterlich geprägten Gassengruppendorf ein.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Rannahof" (Lagebeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2022,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/59-rannahof

Historische Daten

Besitzgeschichte

Aufgrund der schwierigen Quellenlage muss sich dieser Eintrag zur Besitzgeschichte vorerst auf die spärlichen Informationen aus der Literatur beschränken. Eine Zuordnung zum Paulinerkloster Niederranna dieses Hofes erfolgte in Anlehnung an Dehio. Demnach sei der Hof dem Kloster im Jahr 1454 von Hans v. Neidegg geschenkt worden sein (vgl. BDA (Hg.) 1990, S. 1067). Auch in der Burgendatenbank des IMAREAL scheint dieser Hof auf und auch hier wird das Jahr 1454 als Schenkungsdatum angegeben. Nach der Aufhebung des Klosters im Jahr 1783 soll der Hof in bäuerlichen Besitz gekommen sein (vgl. Reichhalter o.J.).

Simon Kuhn, "Rannahof" (Besitzgeschichte) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/59-rannahof

Gebäude und Bauhistorie

Baubeschreibung

Die Baubeschreibung des Rannahofes basiert auf Sichtungen der öffentlich einsehbaren Gebäudeteile (wie der straßenseitigen Fassaden) und allgemein zugänglichem Karten- und Bildmaterial sowie Sekundärliteratur. Eine Begehung bzw. Besichtigung des Objekts im Rahmen des Projekts fand bis dato nicht statt.

Beim Rannahof handelt es sich um eine mehrflügelige Anlage, die im N und O einen rechteckigen bzw. trapezoiden Innenhof umschließt. Im S und W wird der Hof von einem Bering begrenzt, wobei der südl. Abschnitt im Inneren einen Anbau mit Pultdach aufweist. NNO-SSW orientiert ist an die Geländekante ein 2-geschoßiger Wohntrakt gestellt, dessen Obergeschoß durch eine gedeckte Treppe an der W-Fassade im Innenhof erschlossen wird. Im S wird der Trakt zum Ort hin von einem 3-geschoßigen, quadratischen Turm mit geknicktem Zeltdach über einem mehrfach profilierten Kranzgesims abgeschlossen. An der O- und S-S. zeigt der Turm in den beiden Obergeschoßen (sekundär entstandene) Fensteröffnungen, während im Erdgeschoß Schlitzfenster erhalten sind. Die W-Fassade des Turmes zeigt kleine versetzte Fensteröffnungen einer in der Mauer integrierten Treppenanlage. An die südöstl. Kante des Turmes schließt der südl. Bering an, der Zinnen aufweist und in einem Bogen geführt wird, ehe in einem kurzen, geraden Abschnitt ein von einem Rundbogen überspanntes Tor liegt und dieser schließlich nach einem abermaligen Knick gerade Richtung NW geführt wird. Die Fensteröffnungen des 4-achsigen Wohntrakts weisen an der O-Fassade im Obergeschoß gekehlte Sohlbänke und Verdachungen aus Formziegeln auf.

Nördl. an den Wohntrakt anschließend liegt in einem spitzen Winkel annähernd W-O orientiert ein 1- bzw. 2-geschoßiger Baukörper mit Schopfwalmdach, der als Wirtschaftstrakt dem nördl. Bering hofseitig vorgesetzt worden sein könnte. Dieser zeigt an seiner N-Fassade im Bereich des Erdgeschoßes 7 Fensterachsen und im westl. Bereich ein Tor mit modernem Steingewände. Der östl. Teil dieses Baus springt turmartig Richtung O, durch das abfallende Gelände entstehen auf diese Art 3 Stockwerke, wobei im Erdgeschoß, das an der nordöstl. Gebäudeecke eine Art verstärkenden Strebepfeiler zeigt, mittig eine von einem Rundbogen entlastete Türöffnung situiert ist. Darüber zeigt das 1. Obergeschoß ein 3-teiliges Gruppenfenster, das aus 2 hohen, längsrechteckigen Schlitzfenstern mit Werksteingewänden samt Blendnischen sowie mittig darüber einer stark nach außen getrichterten, quadratischen Fensteröffnung besteht. Dieser signifikante, bauarchäologische Befund legt eine ehem. Block- oder Bohlenstube im 1. Obergeschoß nahe. Das 2. Obergeschoß zeigt eine (sekundäre) Fensteröffnung, die leicht nach N. versetzt liegt.

Sämtliche Fassaden des Rannahofes zeigen sich heute steinsichtig und ohne Verputz, die Fugen wurden lediglich grob mit Mörtel verschmiert. Die Dächer der beiden Trakte wurden großteils mittels Sattelgauben ausgebaut.

Östl. des Wohntrakts befindet sich auf dem Niveau der Ortsstraße und parallel zu ebendieser ein 1-geschoßiger, unterkellerter Bau mit Walmdach, dessen Funktion und Zusammenhang mit der Gesamtanlage noch zu klären sind.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Rannahof" (Baubeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/59-rannahof

Bauhistorische Interpretation

Ohne eine bauhistorische Begehung bzw. eine tiefgreifendere bauarchäologische Untersuchung können keine validen Daten zum Baualter und zur Baugeschichte des Rannahofes gegeben werden. Obwohl das gesamte Mauerwerk des Hofes prinzipiell steinsichtig vorliegt, ist eine bauhistorische Interpretation desselbigen durchaus komplex, da es zahlreiche Ausbesserungen und moderne Überarbeitungen zeigt.

Als ältester Baukörper ist wohl der östl. Teil des N-Trakts anzusprechen, der zur Ortsstraße turmartig vorspringt, 3-teilige Gruppenfenster aufweist und noch im 14. Jh. entstanden sein dürfte. Seine urspr. O-W-Ausdehnung ist im heutigen Gefüge schwierig abzulesen, vielleicht reichte er bis zum mächtigen Strebepfeiler nach der 3. Fensterachse an der N-Fassade. Auch der Wohntrakt zeigt im Erdgeschoßbereich lagerhaftes Bruchsteinmauerwerk und weist in dieser Zone 3 primäre, stark nach außen getrichterte Schlitzfenster auf. Verschiedene Mörtel könnten (sofern sie nicht von unterschiedlichen Restaurierungen stammen) auf eine nachträgliche Aufstockung dieses Abschnitts hinweisen; ob der Turm im S zeitgleich mit dem Trakt errichtet oder später hinzugefügt wurde, ist derzeit offen. Von Interesse ist eine deutlich auszumachende Baufuge im nördl. Bereich der O-Fassade des Wohntrakts. Eine saubere Ortsteinsetzung sowie ein konsolenartiges Gebilde direkt unter der Traufe legen nahe, dass der Wohntrakt in diesem Bereich der ältere Baukörper ist, an welchen zu einem unbekannten Zeitpunkt Richtung N angebaut wurde. Das Verhältnis dieses Anbaus zum turmartig nach O vorspringenden Baukörper des N-Trakts kann derzeit nicht angegeben werden, sodass die relative Bauabfolge vorerst unklar bleiben muss. Der N-Trakt sowie die Fassadengestaltung des Wohntrakts in Form von Fenstersohlbänken und -verdachungen dürften im 16. Jh. entstanden sein. Am Franziszeischen Kataster (Mappenblatt von 1823; vgl. NÖLA, FK Mappen OM 642, fol. 2 u. 3) ist die Anlage bereits ihn ihrer heute erhaltenen Kubatur verzeichnet.

Im 20./21. Jh. kam es zu massiven Änderungen an den beiden Trakten, indem die Dachböden der beiden Trakte ausgebaut wurden, wobei das Dach des N-Traktes angehoben wurde, sodass es zu einer Aufzonung des Mauerwerks kam, welche am Befund eindeutig ablesbar ist. In diesen Zeitraum dürfte auch die Gestaltung der Fassaden fallen, welche von Altputzen im Sinne einer Vereinheitlichung befreit wurden. Fotografien des späten 19. bzw. frühen 20. Jhs. zeigen zumindest den S-Turm noch vollständig verputzt – dieser Putz scheint im Zuge der Umgestaltungsarbeiten der Anlage zu einem Anwesen im englischen Landhausstil abgenommen worden zu sein. Ebenso wurden sämtliche Fenster erneuert, wobei im Zuge dessen womöglich die im Dehio erwähnten Steingewändefenster entfernt wurden (vgl. BDA (Hg.) 1990, S. 1067). Zu einem unbekannten Zeitpunkt gelangte auch das westl. der Parzelle liegende Grundstück zum Anwesen, weswegen der südl. Bering optisch nach W erweitert wurde, indem auf eine Bestandsmauer Schwalbenschwanzzinnen aufgesetzt wurden.

Über die spezifische Rolle der Anlage als klösterlicher Hof, welche diese durch eine Schenkung ab 1454 verm. bis zur Auflösung des Klosters 1783 innehatte, können aus bauhistorischer Sicht derzeit keine Aussagen getätigt werden – befand sich der Hof im 16. Jh. tatsächlich noch im Besitz des Klosters, so zeugt die in diesen Zeitraum fallende Umbau- und Ausstattungsphase von der Bedeutung der Anlage und dem Wohlstand des Klosters.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Rannahof" (Bauhistorische Interpretation) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/59-rannahof

Quellen und Literatur

Quellen

Der Bestand des Paulinerklosters Unterranna befindet sich heute in drei unterschiedlichen Archiven: einige Urkunden wurden in der Urkundenreihe des Haus-, Hof- und Staatsarchivs aufgenommen und im Diözesanarchiv St. Pölten befindet sich ein Karton mit Akten. Der größte Bestand ist im Niederösterreichischen Landesarchiv (NÖLA) in den Ständeakten und Klosterakten zu finden. Insbesondere in den Kartons 362, 363, 366, 367, 370, 373 und 374 der Klosterakten betreffen noch einige Unterlagen das Kloster Unterranna. Darin befinden sich möglicherweise noch Hinweise zu den vermuteten stiftlichen (Lese-?)Höfen Schwallenbach, Rannahof, „Hamethof“ und Manghof (vgl. Schmidl, 1845, S. 573), allerdings bleibt eine detaillierte Durchsicht der kaum bearbeiteten und erschlossenen Bestände aufgrund zeitlicher und ökonomischer Faktoren aus. Eine aktuelle Studie zu den Paulinern in Österreich, konkret auch zum Stift Unterranna, wurde von Norbert Orbán verfasst: Orbán, 2022.

Historische Literatur

Bundesdenkmalamt, Hg., Dehio Niederösterreich. Nördlich der Donau, Wien 1990.

Gerhard Reichhalter, Rannahof. Geschichte, online unter: NÖ-Burgen online, http://noeburgen.imareal.sbg.ac.at/result/burgid/2191 (aufgerufen am 15.02.2023)

Bauhistorische/archäologische Literatur

NÖLA, FK Mappen OM 642.


Bundesdenkmalamt, Hg., Dehio Niederösterreich. Nördlich der Donau, Wien 1990.