Klosterhöfe

Waldhausener Hof 1

Funktion als Klosterhof gesichert

Erhaltungszustand

Bestand erhalten

Kloster oder Institution

Zugehörigkeit:

Datierung

Historisch
1147 angenommen – ?
Bauhistorisch
? – ?
Die Laufzeit der klösterlichen Nutzung anhand historischer oder bauhistorischer Daten.

Zugänglichkeit

Kein Zugang

Das Objekt ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich

Verortung

Lagebeschreibung

Der ehem. Hof des oberösterreichischen Augustiner-Chorherrenstiftes Waldhausen (1792 säkularisiert) liegt mit der Adresse Undstraße 10 ca. 80 m südwestl. der ehem. Klosterkirche zur Hl. Katharina bzw. 380 m nordwestl. der Minoritenkirche im Stadtteil Und zw. Krems und Stein unmittelbar südwestl. der Kreuzung von Undstraße und Kasernstraße.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Waldhausener Hof 1" (Lagebeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2022,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/60-waldhausener-hof-1

Historische Daten

Besitzgeschichte

1194 transsummierte Bischof Wolfger v. Passau die Urkunde seines Vorgängers Reginbert aus 1147, in der dieser dem Stifter des Klosters, Otto v. Machland, die Übergabe von passauischen Lehen an das neugegründete Kloster erlaubte. Als Zusatz in dieser Urkunde widmete Bischof Wolfger eine area bei Krems an das Kloster Waldhausen – mglw. war diese Hofstätte die erste curia des Klosters in Krems und ident mit der später genannten (OÖLA, StiA Waldhausen, 1194 März 11 – 1194 Sep 24; Hammerl 1899, S. 631).

Wahrscheinlich ist die 1322 in einem Göttweiger Urbar genannte curia ident mit jener, die in späteren Nennungen mit dem Standort Undstraße 10 verortet werden kann (StiA Göttweig, GA A XVIII-3, p. 147; Fuchs (Hg.) 1906, S. 199, Nr. 870).

In einer Waldhausener Urkunde von 1352 wird die Lage des Hofes mit datz Chrems angegeben (OÖLA, StiA Waldhausen 1352 Jan 25); 1390 wird in einer Urkunde ein zum Kloster Göttweig dienstbares Haus genannt, gelegen zwischen Chrems und Stain ze negst Walthauser Hof in ainem teil und Herretzenburger Hof [Herzogenburger Hof] an dem anderen teil (StiA Göttweig 1390 Juli 17). In einem Waldhausener Urbar aus 1451 wird der Waldhauser hoff zwischen stetten Kremps und Stain genannt (Schiffmann (Hg.) 1915, S. 317, 319). In einem Göttweiger Dienstbuch aus 1400 wird die Lage folgendermaßen beschrieben: [...] und ligent zwischen den Stetten Krembs und Stain auf dem furnpach gegen dem zehent hoff vber (StiA Göttweig, Stein 2-2 Dienstbuch 1400, fol. 387r). Im Grundbuch der Pfarre Krems aus 1610 wird der Brobst v. Walthausen von ainem Paumbgartten zwischen Stetten, zuvor ein Hof gewesen, aber aniezo gegen Weinzierl gepaut worden, mit zu leistenden Grunddiensten genannt (DASP, GB Pfarre Krems 1610, fol. 1v).

Helga Schönfellner-Lechner, "Waldhausener Hof 1" (Besitzgeschichte) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/60-waldhausener-hof-1

Gebäude und Bauhistorie

Baubeschreibung

Die Baubeschreibung des Waldhausener Hofes basiert auf Sichtungen der öffentlich einsehbaren Gebäudeteile (wie der straßenseitigen Fassade) und allgemein zugänglichem Karten- und Bildmaterial. Eine Begehung bzw. Besichtigung des Objekts im Rahmen des Projekts fand bis dato nicht statt.

Der Hof setzt sich aus einem NO-SW orientierten, L-förmigen Straßentrakt, der parallel zur Undstraße verläuft, sowie einem ca. 25 m nördl. liegenden Trakt gleicher Orientierung zusammen. Zw. den beiden Trakten liegt ein Hofbereich, der im W durch die Bahntrasse begrenzt wird. Nördl. des hinteren Traktes liegen moderne Wirtschaftsbauten, nordöstl. der Gebäude befindet sich ein Garten, der zur Kasernstraße hin durch eine Einfriedungsmauer (mit heute vermauertem Gartenportal an der Kasernstraße) begrenzt wird. Im Baugefüge ist ein Pressraum mit Holzbalkendecke und Baumpresse erhalten.

Beim Straßentrakt handelt es sich um einen breit gelagerten, 12-achsigen, 2-geschoßigen traufständigen Baukörper mit Walmdach, der zum Innenhof hin im nordöstl. Bereich Arkaden besitzt. Die Fassade weist einen leicht vorspringenden, 3-achsigen Mittelrisalit auf, wobei ein rustiziertes Korbbogenportal, das einen betonten Keilstein, profilierte Kämpfer sowie Prellsteine aufweist, im Erdgeschoß die mittlere Fensterachse einnimmt. Östl. des Mittelrisalits zeigt die Fassade 4 Fensterachsen, westl. 5. Das Erdgeschoß ist in einer einfachen Bänderrustika ausgeführt, wobei die Fenster einfach profilierte, glatte Gewände aufweisen. Im östl. Fassadenabschnitt sind zudem 3 kleine, ebenfalls von einer glatten Fasche umgebene, vergitterte Kellerfenster situiert. Ein Kordonband leitet zum Obergeschoß über, das durch glatte, weiße Lisenen zw. den Fenstern in Felder gegliedert ist. Auch die Gewände der Fenster des Obergeschoßes sind einfach profiliert, zudem treten gekehlte und profilierte Sohlbänke auf flach aufgeputzten Konsolen auf. Die Gewände zeigen aufgeputzte Keilsteine sowie Dekor in Form von Voluten, die von der Oberkante des Keilsteins an die beiden oberen Ecken der Gewände geführt werden. Die 3 Obergeschoßfenster im Bereich des Mittelrisalits sind anders gestaltet, sie zeigen hinter den beiden vertikalen Teilen des Gewändes Lisenen, die bis zum mehrfach profilierten Traufgesims hinaufreichen. Knapp unterhalb des Gesimses liegen auf diesen Lisenen Konsolen in Form von Diamantquadern, zw. denen ein horizontales, glattes Band eine stilisierte Verdachung darstellt. Die Zweidimensionalität von Gewände und dahinterliegender Lisene wird auch bei den Konsolen der Sohlbänke übernommen, die bis auf das Kordonband reichen – die Sohlbänke selbst reagieren auf Gewände und Lisene mit einem Versprung. Auch im Erdgeschoß wird der Mittelrisalit besonders hervorgehoben, indem die Lisenen an den Ecken Triglyphen mit Regulae und Guttae als Dekor aufweisen. Die symmetrisch angebrachten Triglyphen im Bereich des Tores werden optisch durch dessen Gewände geschnitten.

 


Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Waldhausener Hof 1" (Baubeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/60-waldhausener-hof-1

Bauhistorische Interpretation

Ohne eine Begehung bzw. intensivere bauhistorische Untersuchung können keine Aussagen zur Bauentwicklung des Waldhausener Hofs bzw. dessen spezifischer Funktion als Klosterhof getätigt werden. Am Franziszeischen Kataster (Mappenblatt von 1822; vgl. NÖLA, FK Mappen OM 678, fol. 4) ist der Hof bereits in seiner heutigen Ausdehnung zu sehen, die Fassade des Straßentraktes mit Mittelrisalit ist kunsthistorisch an das Ende des 18. Jhs. zu datieren – ob die Fassade einen zu dieser Zeit errichteten Neubau oder einen älteren Baukörper, der nun neu fassadiert wurde, schmückt, bleibt vorerst ungewiss. Nachvollziehbare bauliche Veränderungen sind, von der Errichtung der Wirtschaftshallen im N abgesehen, vor allem im NO zu beobachten. Dort wurde der L-förmige Straßentrakt zu einem unbekannten Zeitpunkt Richtung NW erweitert, sodass dieser heute an den N-Trakt anschließt und ein zu 3 S. umschlossener Innenhof entsteht.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Waldhausener Hof 1" (Bauhistorische Interpretation) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/60-waldhausener-hof-1

Quellen und Literatur

Quellen

Das Archiv des 1792 aufgehobenen Augustiner-Chorherrenstiftes Waldhausen befindet sich heute im Oberösterreichischen Landesarchiv. Aufgrund zweier Archivverzeichnisse Ende des 17./Anfang d. 18. Jhs. ist bekannt, dass u.a. viele Archivalien über den niederösterreichischen Weingartenbesitz des Stiftes verloren gegangen sind. Für dieses Themengebiet sind heute nur mehr der erhaltene Urkundenbestand (OÖLA, StiA Waldhausen, Urkunden) sowie vereinzelte Akten in der Bestandsgruppe „Die Herrschaft als Wirtschaftskörper“ (OÖLA, StiA Waldhausen, Akten B) von Interesse.

Historische Literatur

Adalbert Fuchs, Hg., Die Urbare des Benediktinerstiftes Göttweig. Von 1302 bis 1536, Wien 1906.

OÖLA, StiA Waldhausen, 1194 März 11 – 1194 Sep 24.

OÖLA, StiA Waldhausen, 1352 Jan 25.

Konrad Schiffmann, Hg., Die mittelalterlichen Stiftsurbare des Erzherzogtums Österreich ob der Enns, Bd. 3: Baumgartenberg, St. Florian, Waldhausen, Wilhering, Wien 1915. StiA Göttweig, GA A XVIII-3 Urbar 1322. StiA Göttweig 1390 Juli 17. StiA Göttweig, Stein 2-2 Dienstbuch 1400. DASP, PfA Krems-St. Veit, 13/07 Grund- und Dienstbuch 1572-1676 (ren. 1610).


Benedict Hammerl, Eine unbekannte Urkunde für das Kloster Waldhausen, in: MIÖG 20, Innsbruck 1899, S. 631-634.

Bauhistorische/archäologische Literatur

NÖLA, FK Mappen OM 678.