Klosterhöfe

Wilheringer Hof 1

Funktion als Klosterhof gesichert

Erhaltungszustand

Bestand erhalten

Kloster oder Institution

Zugehörigkeit:

Datierung

Historisch
1146 gesichert – 1776 gesichert
Bauhistorisch
? – ?
Die Laufzeit der klösterlichen Nutzung anhand historischer oder bauhistorischer Daten.

Zugänglichkeit

Kein Zugang

Das Objekt ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich

Verortung

Lagebeschreibung

Der früheste in Krems greifbare Hof des oö. Zisterzienserstifts Wilhering liegt mit der Adresse Hohensteinstraße 79 im östl. Stadtbereich unmittelbar an der Grenze zur KG Weinzierl. Der Hof befindet sich ca. 70 m nördl. des Kremsflusses bzw. 400 m südöstl. der Filialkirche zum Hl. Antonius Emerita auf der nördl. Straßenseite und nimmt aufgrund seiner Lage in jenem Bereich, in dem die Straße von der Spitalsbrücke auf die Hohensteinstraße trifft, eine prominente Rolle im Stadtbild ein. Heute zeigt sich der Hof von anspruchsloser Zweckarchitektur eingekesselt, sodass dessen architektonische Wirkung stark eingeschränkt ist.

, "Wilheringer Hof 1" (Lagebeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2022,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/67-wilheringer-hof-1

Historische Daten

Besitzgeschichte

Bereits bei der Klostergründung 1146 wurde unter den Dotationen ein Hof zu Krems genannt (Plesser 1939, S. 549) sowie in der Bestätigung der Besitzungen durch Papst Innozenz III. [1198–1216] scheint ebenfalls eine curia Cremese cum vineis et decimis suis auf (OÖMV (Hg.) 1856, S. 464, Nr. 319). Ob sich diese Nennungen auf die später genannte curia inter vinitores beziehen, muss offen bleiben.

1286 wurde anlässlich einer Streitbeilegung um die Besitzrechte an einem Hof in Weinzierl, der einst Ortlieb v. Hohenberch gehörte und der dann an das Kloster Wilhering gekommen war, die curia inter vinitores genannt; Roger, Bürger zu Krems sowie seine Frau und seine Kinder entsagten ihren Ansprüchen, das Kloster möge den Hof von nun an friedlich besitzen (vgl. StiA Wilhering, 1286 Juni 15).

1299 und 1304 wurde Bruder Chunrat v. Wilhering als Hofmeister under den weinzurln genannt (BayHStA, KU Raitenhaslach 1299 April 15; StiA Wilhering, 1304 März 25); im Laufe d.14. Jhs. wurden immer wieder Hofmeister genannt, die alle Konventbrüder aus Wilhering waren: 1398 Bruder Hans v. Wilhering, Hofmeister im Wilheringer Hof zu Weinczierl bei Chrems (vgl. StiA Wilhering, 1398 Mai 25), 1400 Johannes Cellerarius et tunc magister curie in weinczurl prope Chremsam (StiA Wilhering, 1400 Nov 4). Die letzte Nennung stammt aus 1480: Bruder Veit, Hofmeister im Wilheringer Hofe zu Weinczurl (StiA Wilhering, 1480 März 13), danach dürfte der Hof verkauft und jener in der Stadt gekauft worden sein.

Die Identifizierung als Lesehof Wilherings geht aus einer Gewährsbucheintragung aus 1767 hervor: in diesem Jahr kaufte der Kremser Bürger Franz Joseph Giegl den Hoff zu Weinzierl, der Krazerische, jetzt Merschenhof genannt von Josepha Catharina Freyin v. Stainbach und Edlen v. Parnstein. Eine Anmerkung bei der Gewährseintragung belegt, dass der Hof uhrsprünglich des Stifts Wilhering eigenthumblicher Wohnungs Hoff gewesen (NÖLA, KG Krems 257/1, 3r).

Helga Schönfellner-Lechner, "Wilheringer Hof 1" (Besitzgeschichte) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/67-wilheringer-hof-1

Gebäude und Bauhistorie

Baubeschreibung

Die Baubeschreibung des Wilheringer Hofes basiert auf Sichtungen der öffentlich einsehbaren Gebäudeteile (wie der straßenseitigen Fassaden) und allgemein zugänglichem Karten- und Bildmaterial. Eine Begehung bzw. Besichtigung des Objekts im Rahmen des Projekts fand bis dato nicht statt.

Beim Wilheringer Hof handelt es sich um eine 2-geschoßige, U-förmige Anlage, mit einem breiten, 9-achsigen S-Trakt zur Hohensteinstraße sowie 2 N-S orientierten Trakten, die einen nach N offenen Innenhof bilden. Das Dach ist als Walmdach ausgeführt, wobei im östl. Bereich des S-Trakts ein deutlicher Versprung in der Dachlandschaft zu beobachten ist.

Die heute stark überformte Fassade des S-Traktes ist axialsymmetrisch aufgebaut und weist einen leicht vorspringenden, 3-achsigen Mittelrisalit auf, der von einem mächtigen Dreiecksgiebel abgeschlossen wird, welcher über die gesamte Breite des Risalits verläuft. Mittig des glatt verputzten Giebelfelds, das nach oben hin von einem breiten, mehrfach profilierten Gesims abgeschlossen wird, ist auf einer Kartusche der Äskulapstab dargestellt. In der Mittelachse des Risalits findet sich im Erdgeschoß ein Korbbogenportal, das durch Bänder rustiziert ist und betonte Kämpferplatten zeigt.

Erd- und Obergeschoß werden durch ein Gesims voneinander abgesetzt, alle Fenster zeigen eine mehrfach profilierte, aufgeputzte Rahmung. Die Gebäudeecken sind verkröpft und abgerundet ausgeführt. Lisenen mit abgesetzten und rund ausgeführten Ecken gliedern den Risalit zu beiden Geschoßen in 3 große und 2 kleine Fassadenfelder. Während das Erdgeschoß zu beiden S. des Risalits nur jeweils 2 schlichte, breite Lisenen aufweist, ist das Obergeschoß eleganter ausgestaltet, indem die 3 Fenster jeweils zu einem Fassadenfeld zusammengefasst werden, wofür abermals die schlankeren Lisenen mit abgesetzten und rund ausgeführten Ecken eingesetzt werden. Nach oben und unten werden die derart gestalteten Felder, auch im Bereich des Risalits, von einem glatten Band unter dem Traufgesims bzw. über dem Geschoßgesims abgeschlossen.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Wilheringer Hof 1" (Baubeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/67-wilheringer-hof-1

Bauhistorische Interpretation

Die Identifizierung des Objekts Hohenstseinstraße 79 als ehem. Wilheringer Hof, welcher spätestens ab dem späten 13. Jh. in Weinzierl archivalisch fassbar ist, ist durch einen Gewährsbucheintrag von 1767 gesichert (vgl. Besitzgeschichte). Bekannt ist die Liegenschaft Hohensteinstraße 79 dafür, dass sich in diesem Areal ab der M. d. 19. Jhs. das Kremser (ab 1856 öffentliche) Spital entwickelte, das bis dahin in der Innenstadt in der Spitalsgasse untergebracht war.

Das neue Krankenhaus in der Vorstadt Hohenstein wurde 1852 eröffnet, seine Baugeschichte ist aktuell nicht bzw. nur äußerst grob aufgearbeitet. Wurde diesbezüglich oft ein Neubau konstatiert, zeigt ein Blick auf den Franziszeischen Kataster (Mappenblatt von 1823; vgl. NÖLA, FK Mappen OM 324, fol. 6), dass offensichtlich (zumindest tlw.) auf bestehende Gebäude zurückgegriffen wurde, welche für ihre neue Bestimmung adaptiert wurden: Im Bereich des Objekts Hohensteinstraße 79 ist der Hof in jener Form und Kubatur dargestellt, wie er auch heute erhalten ist, sodass anzunehmen ist, dass der Baukörper in der M. d. 19. Jhs. weitgehend übernommen wurde. Auch auf der Josephinischen Fassion ist der U-förmige Hof bereits in seiner überlieferten Erscheinung verzeichnet. Erschwerend kommt zu diesen Überlegungen die Tatsache hinzu, dass der Wilheringer Hof in Weinzierl im späten 15. Jh. (von diesem Zeitpunkt an werden keine Hofmeister mehr genannt) verkauft und eine neue Liegenschaft (nicht lokalisierbar) in der Stadt bezogen wurde – danach ging der Hof in bürgerlichen Besitz über. Bei der Übernahme durch das Krankenhaus in der 2. H. d. 19. Jhs. befand sich der Hof somit seit über 350 Jahren nicht mehr in klösterlichem Besitz, auch die Fassadengestaltung des 18. Jhs. mit dem großen Dreiecksgiebel (in dem sich ehem. Freskomalerei befand) wurde ausgeführt, als sich der Hof bereits in privatem Besitz befand. Ohne eine bauhistorische Begehung bzw. eine tiefergreifende bauarchäologische Untersuchung ist es somit nicht möglich, das Baualter des überlieferten Gebäudes anzugeben bzw. zu eruieren, ob es noch hoch- bzw. spätmittelalterliche Bausubstanz enthält oder zu einem späteren Zeitpunkt nach der Nutzung als Klosterhof neu errichtet wurde.

Handelt es sich beim erhaltenen Gefüge tatsächlich um überprägte mittelalterliche bzw. spätmittelalterliche Bausubstanz, sodass davon auszugehen ist, dass die Kubatur des Objekts jener des Wilheringer Hofes entspricht, würde sich der Hof eindeutig in den Bestand der größeren Anlagen klösterlicher Wirtschaftstätigkeit einreihen.


Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Wilheringer Hof 1" (Bauhistorische Interpretation) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/67-wilheringer-hof-1

Quellen und Literatur

Quellen

Hinsichtlich der Quellenbasis ist festzuhalten, dass ein genauerer Einblick noch aussteht. Da das Stift Wilhering noch besteht, befindet sich auch das Archiv des Stiftes noch im Kloster selbst, wenn auch das OÖLA einen Bestand „StiA Wilhering“ enthält. Allerdings befinden sich dort laut Archivverzeichnis lediglich jene Archivalien, die den oberösterreichischen Raum betreffen, weswegen man hier Archivalien zu den Besitzungen in Niederösterreich vergebens sucht. Für das StiA Wilhering selbst konnte bislang kein Verzeichnis gefunden werden. Generell scheint der Archivbestand – zumindest hinsichtlich der niederösterreichischen Besitzungen – auch in der einschlägigen Forschungsliteratur mit Fokus auf den Kremser Raum, noch keine Beachtung gefunden zu haben. So führt zwar Schuster die Besitzverhältnisse des Klosters in Krems aus (vgl. Schuster 1963, S. 203-209), verweist dabei jedoch nicht auf Archivalien des StiA selbst, sondern bediente sich der edierten Urkunden. Auch die Ausführungen von Jodok Stülz (vgl. Stülz 1840) lassen keine Rückschlüsse auf die Bestände des StiA Wilhering zu.

Historische Literatur

BayHStA, KU Raitenhaslach 1299 April 1.

NÖLA, KG Krems 257/1 GWB Wilhering 1769.

Oberösterreichischer Musealverein, Hg., Urkundenbuch des Landes ob der Enns, Bd. 2, Wien 1856.

StiA Wilhering, 1286 Juni 15.

StiA Wilhering, 1304 März 25.

StiA Wilhering, 1398 Mai 25.

StiA Wilhering, 1400 Nov 4.

StiA Wilhering, 1480 März 13.

 

Alois Plesser, Zur Kirchengeschichte des Waldviertels vor 1627, in: Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesan-Blatt XII (1939), S. 1-704.

Bauhistorische/archäologische Literatur

NÖLA, FK Mappen OM 324.