Klosterhöfe

Tegernseer Hof
© Andreas Steininger, 2022

Tegernseer Hof

Funktion als Klosterhof gesichert

Tegernseer Hof
© Andreas Steininger, 2022

Erhaltungszustand

Bestand erhalten

Kloster oder Institution

Zugehörigkeit:

Datierung

Historisch
1204 gesichert – 1656 gesichert
Bauhistorisch
1300 angenommen – ?
Die Laufzeit der klösterlichen Nutzung anhand historischer oder bauhistorischer Daten.

Zugänglichkeit

Kein Zugang

Das Objekt ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich

Verortung

Lagebeschreibung

Der ehemalige Klosterhof des Stiftes Tegernsee in Joching liegt ca. 50 Meter südwestl. der Donau Bundesstraße B3 am südöstl. Ortsende. Ursprünglich lag er (vor dem Bau der B3) mit der alten Straße zwischen Weißenkirchen und Wösendorf (heute Josef Jamek Straße) direkt am Ufer. Durch seine Ecklage zwischen Josef-Jamek-Straße und Weinbergstraße nimmt der Hof im geschlossenen Ortsbild eine prominente Lage ein, welche durch die weite, platzähnliche Kreuzung vor der breiten O-Fassade im ansonsten dicht verbauten Ortskern des Gassengruppendorfs besonders betont wird.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Tegernseer Hof" (Lagebeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/7-tegernseer-hof

Historische Daten

Besitzgeschichte

Eine Urkunde aus dem Jahr 1204 von Herzog Leopold VI. von Babenberg unterscheidet erstmals explizit zw. Besitzungen Tegernsees in Loiben und in der Wachau. Der Besitz wird darin auf eine Schenkung Kaiser Heinrich II. und damit auf das 11. Jh. zurückgeführt, was sich jedoch archivalisch nicht verifizieren lässt (vgl. Weber 1999, S. 257). Lt. Weissensteiner lässt sich allerdings ein Schriftstück vom Ende des 10. Jhs. ausmachen, in dem von einer familia nostra, quam in oriente habemus (Weissensteiner 1983, S. 144) gesprochen wird, womit zwar Besitz vor dem 11. Jh. nachgewiesen ist, allerdings nicht lokalisiert werden kann. Die spätmittelalterliche Tegernseer Äbtechronik führt den Besitz auf die Zeit der Klostergründung zurück, wobei hierin u.a. auf Weingärten (vineis) in der Wachau hingewiesen wird. Mit Weber ist jedoch festzuhalten, dass nicht nachvollzogen werden kann, was im 15. Jh. unter „Wachau“ verstanden wurde. Ein weiteres Problem bei der Verortung der Besitzungen ist das Fehlen eines Urbars bis 1250. In diesem 1. Urbar wird ein Weinberg in Joching genannt, der jedoch erst im 13. Jh. in den Besitz Tegernsees kam, während die Weinberge im Jochinger Ortsteil Pichl durchaus älter sein könnten (vgl. Weber 1999, S. 257). Teil dieses Besitzes in Joching müssen außerdem mehrere Gebäude gewesen sein, da neben einem hortu[m] auch mehrere area[s] (Weber 1999, S. 258) verzeichnet sind, die jedoch nicht näher beschrieben oder lokalisiert werden. Ein Urbar aus demselben Zeitraum nennt ebenfalls die vinitoris in liuben et wachawe sowie eine camera (BayHStA, KL Tegernsee 3, fol. 30r–v) bei der Donau, womit ganz allgemein ein Gewölbe beschrieben werden kann, jedoch auch eine Vorratskammer gemeint sein könnte. Der Verweis auf die benachbarte Donau legt den Schluss nahe, dass damit der Hof in Joching gemeint war.

Die archivalische Lage ist für die Tegernseer Besitzungen in Joching, aber auch für jene in Loiben äußerst schlecht. In den wenigen relevanten Quellen wird der Hof lediglich erwähnt, nicht aber direkt behandelt, so beispielsweise in Leibgedingbriefen, welche in einem undatierten Kopialbuch gesammelt und gebunden wurden. So wurde dieser beispielsweise in einem Brief aus dem Jahr 1389 erwähnt, mit dem Bernhard Breuer und seine Frau Elisabeth den Verkauf eines Baumgartens zw. Joching und Wösendorf der Zeche zu St. Michael bekannten und darin festhielten, dass davon Bergrechtdienst in den Tegernseer Hof zu Joching zu leisten sei (vgl. BayHStA, KL Tegernsee 153, S. 135ff).

Interessant ist weiters der Hinweis in einer Erklärung zum Abriss und Verzeichnis aller Tegernseer Weingüter und Grundstücke zu Unterloiben von 1749, dass der Hof in Joching, gleich an der Dona gelegen und ville hundert Jahr im Besitz des Klosters Tegernsee befindlich, im Jahr 1656 an Georg Hassten (BayHStA, KL Tegernsee 180, S. 5) verkauft worden war.

Simon Kuhn, "Tegernseer Hof" (Besitzgeschichte) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/7-tegernseer-hof

Wirtschaftsgeschichte

Über die wirtschaftshistorische Rolle des Tegernseer Hofes in Joching kann zum derzeitigen Forschungsstand nichts Genaueres ausgesagt werden, da es an einschlägigem Quellenmaterial fehlt. Einzig ein undatierter Brief aus einem Kopialbuch enthält den Verweis darauf, dass der Hof offensichtlich auch eine Presse aufwies (vgl. BayHStA, KL Tegernsee 153, S. 132f.). Außerdem ist darauf zu verweisen, dass das Kloster Tegernsee neben dem Hof in Joching auch in Loiben – verm. in Unterloiben, da das heutige Oberloiben salzburgisch war – einen Hof besessen haben muss (vgl. Weber 1999, S. 253–256). Zudem wird in den Rechnungen des Tegernseer Lesemeisters von 1447 ein Hofmeister in Lewben (BayHStA, KL Tegernsee 155, fol. 16v; zitiert nach Weber 1999, S. 401) und Jeuching (BayHStA, KL Tegernsee 155, fol. 19v; zitiert nach Weber 1999, S. 405) erwähnt.

Simon Kuhn, "Tegernseer Hof" (Wirtschaftsgeschichte) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/7-tegernseer-hof

Gebäude und Bauhistorie

Baubeschreibung

Die Anlage besteht aus einem ca. 30 Meter langen und 12 Meter breiten Hauptgebäude entlang der Josef Jamek Straße, wobei die Hofeinfahrt von der Weinbergstraße in der Nordfassade überwölbt ist, sodass die Parzelle in diesem Bereich über ihre gesamte Breite verbaut ist. Südwestl. an das zweistöckige Hauptgebäude mit modern ausgebautem Dachgeschoß schließt L-förmig ein einstöckiger Wirtschaftstrakt mit im S abgewalmten Satteldach an. Auch entlang der westl. Parzellengrenze ist ein ca. 28 Meter langer und 8 Meter breiter Wirtschaftsbau situiert, sodass ein geschlossener Innenhof mit einer Fläche von ca. 260 Quadratmetern entsteht, welcher durch die überwölbte Einfahrt in der Nordfassade sowie ein Tor zwischen den beiden Wirtschaftstrakten im SW erschlossen ist.

Während das Obergeschoß des Haupttraktes durch moderne Umbauten stark verändert wurde, ist im Erdgeschoß die historische Bausubstanz in gutem Zustand erhalten. Letzteres ist sowohl vom Innenhof als auch durch eine Türe in ca. der Mitte der Ostfassade, von welcher ein kurzer Treppenlauf in das Erdgeschoß und ein weiterer in das Obergeschoß führt zu betreten und zeigt Räume mit eindeutig wirtschaftlicher bzw. lagerungstechnischer Funktion.

Die nördl. und östl. Fassade des Hauptgebäudes sowie die östl. des süwestl. anschließenden Baukörpers (somit alle von außen sichtbaren Fassadenflächen) tragen einen modernen, gelb getünchten Rieselputz und weisen als Gliederungselemente weiße, glatt verputzte Fensterfaschen auf. Die O-Fassade des Hauptgebäudes weist über der rundbogigen Eingangstüre, welche Erd- und Obergschoß erschließt, eine figürliche Kreuzigungsgruppe aus dem Ende des 19. Jhs. in einer quadratischen, verdachten Nische aus. Zusätzlich wird die Türe auf Höhe des Obergeschoßes asymmetrisch von zwei Haussegensbildern von A. Mayer in rechteckigen Feldern mit segmentbogenförmigem Abschluss aus der Zeit vor 1800 flankiert, die heute stark überarbeitet bzw. gänzlich erneuert sind und im Norden den Hl. Florian sowie im Süden den Hl. Nikolaus als Schutzpatron der Schifffahrt zeigen.

Andreas Steininger / Alarich Langendorf, "Tegernseer Hof" (Baubeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/7-tegernseer-hof

Bauhistorische Interpretation

Im nordöstl. Teil des Gebäudes ist als ältester Bauteil ein Kernbau festzustellen, welcher in verschiedenen Bauphasen sukzessive zum heutigen Baukomplex erweitert wurde: Im Eckbereich zwischen Josef-Jamek-Straße und Weinbergstraße liegt ein ca. 30 Quadratmeter großer Raum, der von einer N/S orientierten Bruchstein-Tonne überwölbt wird, an welcher die Abdrücke der Schalungsbretter im Setzungsmörtel sehr gut erkennbar sind. Betreten werden konnte dieser Raum über einen südwestl. liegenden, ebenfalls von einer Bruchstein-Tonne überspannten, kleinen Vorraum, der wiederum durch eine Türöffnung im Westen durch die überwölbte Einfahrt bzw. den Innenhof erschlossen war. Die Verbindung dieser beiden Räume erfolgte durch eine (heute durch Ziegelmauerwerk verstellte) rundbogige, aus Bruchstein gesetzte Türöffnung, über der im Tonnengewölbe des großen Eckraums eine Stichkappe liegt. Die O-Mauer weist ein sekundäres Fenster auf und auch in der W-Mauer sind zwei sekundär ausgebrochene und heute durch Ziegelmauerwerk abgemauerte Lichtnischen bzw. Fensteröffnungen zu beobachten – ursprünglich war der Raum fensterlos.

An diese beiden Räume schließen im SW drei weitere Räume des Kernbaus an: Östl. zur Josef-Jamek-Straße ein ca. 50 Quadratmeter großer Raum und westlich zum Innenhof zwei weitere, kleine Räume – diese Raumgliederung ist jedoch das Ergebnis späterer Umbauten, ursprünglich handelte es sich um einen großen Raum, über dessen primäre Deckenlösung aufgrund der späteren Umbauten keine Aussage getroffen werden kann. Die stark dimensionierten Mauern, vor allem jene im Norden zum Innenhof sowie ein ebendort in der Nische zwischen Stiegenhaus und Einfahrt situierter Strebepfeiler, der heute als südl. Mauer eines WC-Einbaus dient, lassen eine ursprüngliche Wölbung des großen Raumes als denkbar erscheinen. Eine Einordnung der Struktur des kleinteiligen Bruchsteinmauerwerks des Kernbaus ist schwierig, da dieses nur an wenigen Stellen klar sichtbar ist. Am ehesten liegen hohe Kompartimente vor, sodass als grobe zeitliche Einordnung das 14. Jh. angegeben werden kann. Interpretativ können die Räumlichkeiten des Erdgeschoßes des Kernbaus eindeutig als Wirtschaftsräume, durchaus sogar als solche zur Weinherstellung angesprochen werden: Während im großen, heute dreigeteilten Raum im Südwesten die Presse anzunehmen ist, ist im tonnengewölbten, fensterlosen und somit kühlen Eckraum ein Lagerraum zu sehen. Verbunden sind die beiden Räume durch eine rundbogige Türöffnung im östlichen Bereich des Eckraumes, auf die dessen Gewölbe mit einer Stichkappe reagiert. Die Laibung dieser Türöffnung zeigt sich heute zum Transport größerer Fässer auf beiden Seiten ausgeschlagen, wodurch eine Nutzung der Räumlichkeiten zur Vinifizierung zusätzlich unterstrichen wird.

Zum Obergeschoß des Kernbaus können keine Aussagen getroffen werden, dessen historischer Bestand ist parallel zu den Wirtschaftsbauten im Erdgeschoß als Wohn- bzw. Verwaltungsraum jedoch auf jeden Fall anzunehmen. Ob die Einfahrt in der Nordfassade bereits in der ersten Phase des Kernbaus überwölbt wurde, oder dies später erfolgte, muss offenbleiben.

Zu einem nicht näher definierbaren Zeitpunkt im Spätmittelalter wurde dem Kernbau im SW ein ca. 85 Quadratmeter großer Raum angefügt, der zwei gemauerte Pfeiler mit O-W orientierten Gurtbögen in Form von Korbbögen aufweist, auf denen ehemals eine Holzdecke auflag (heute durch Betondecke ersetzt). In der O-Mauer ist ein heute vermauertes, kleines, getrichtertes Rechteckfenster zu erkennen, das eine allgemeine Ansprache des Baus als spätmittelalterlich erlaubt – ansonsten ist aufgrund des verputzten Mauerwerks nur eine relativchronologische Einordnung des Baukörpers möglich, welche ein Entstehen nach dem mittelalterlichen Kernbau und vor dem weiteren Zubau des 18./19. Jhs. im Südwesten ermöglicht. Die Funktion des neu errichteten großen Raumes mit Holzdecke ist nicht gesichert, kann jedoch als in wirtschaftlicher Funktion stehend betrachtet werden. Neben einer Stallnutzung liegt vor allem die Verwendung als neues Presshaus nahe, das bis dato wahrscheinlich in den nordöstl. Räumen zu verorten war. Dieser Wechsel in der Raumnutzung kann mannigfaltige Gründe, wie z.B. die Anschaffung einer neuen, größeren Presse oder den Wunsch nach größerer Lagerfläche im bis dato als Presshaus genutzten nordöstlichen Baukörper haben. Eventuell ist mit dem südwestl. Anbau an den Kernbau und dem damit verbundenen Funktionswechsel die neue Einwölbung und Unterteilung einiger Räume im Kernbau in Verbindung zu bringen – der ehemals große Raum erhielt gedrückte Ziegel-Gewölbetonnen mit weit gespannten Stichkappen, sodass im W ein kleinerer und im O. ein größerer Raumteil entstanden. Die Gewölbe ermöglichen eine zeitliche Einordnung in das (frühe?) 17. Jh. – bringt man ihre Errichtung mit dem südwestl. Anbau in Verbindung, ist somit eine weitere Annäherung an dessen Errichtungszeitmöglich.

Mit dem Anbau des großen Raumes dürfte auch der an der Westfassade gelegene Aufgang in das Obergschoß neu gestaltet worden sein, indem dieser mit einem großen Rundbogen überspannt wurde. Ansichten aus dem frühen 20. Jh. zeigen nördl. dieses offenen Stiegenaufgangs im Bereich über dem Rundbogen der Westfassade (in dem heute ein WC integriert ist) im ersten Stock zwei Fenster und darüber im Dachbereich eine Pyramidenselch, die eine Nutzung dieses Raumteils als Küche bzw. Selch belegt. In welcher Bauphase die beiden schmalen Räume südlich des Stiegenaufgangs errichtet wurden, ist nicht nachvollziehbar, lediglich eine relativchronologische Einordnung nach der Errichtung des großen Anbaus ist möglich.

Ebenfalls im Spätmittelalter wurde der Wirtschaftsbau an der westlichen Parzellengrenze (zumindest teilweise) errichtet – die Nordmauer des im 19. und 20. Jh. stark veränderten Baukörpers zeigt als Zwickelmauerwerk versetztes, kleinteiliges Bruchsteinmauerwerk, das eine Errichtung in der 1. H. d. 15. Jh. nahelegt. Im 18. Jh. wurde unter diesem Bau im südlichen Bereich ein kleiner Keller errichtet, der vom südlichsten Raum aus über eine einläufige, gerade Stiege zu erreichen ist. Der Kellerabgang wurde hierfür in die südwestliche Raumecke eingehaust, das Portal erhielt ein Gewände aus Werkstein mit einer einfachen Profilleiste. Der Keller selbst weist ein Ziegeltonnengewölbe auf, das über dem Zugang eine hochbarocke Stichkappe zeigt.

Die letzte große historische Bauphase fand am Ende des 18. bzw. Anfang des 19. Jhs. statt, als dem erweiterten Kernbau im Südw. L-förmig ein eingeschoßiger Wirtschaftstrakt angefügt wurde. Dieser besteht aus einer Wohneinheit im Norden, die sich aus drei Zimmern mit verputzter Dippelbaumdecke und einer Selch im nordwestlichen Raum zusammensetzt – die Wohneinheit diente wohl zur Unterbringung von Gesinde bzw. Knechten. Südlich an diese Wohneinheit schließt eine von einem dreijochigen Platzlgewölbe überspannte Einfahrt an, deren Tor in der Ostfassade des Trakts heute bis auf ein kleines Fenster abgemauert ist. Die Bedeutung dieser Einfahrt wird durch einen Blick auf den Franziszeischen Kataster (Mappenblatt von 1823; vgl. NÖLA, FK Mappen OM 290, fol. 3) unterstrichen: Denn ursprünglich reichte der Wirtschaftstrakt des 18./19. Jhs. über die S/W-Ecke bis zu den Wirtschaftsbauten an der Westseite des Hofes, sodass eine Zufahrt von der heutigen Position des Hoftores (über Nachbargrundstücke, die sich heute im Besitz der Hofeigentümer befinden) nicht möglich war. Südlich der neu errichteten Einfahrt entstand ein großer Raum, der mit einem weiten, flachen Tonnengewölbe überspannt wurde, das über den beiden Fenstern an der O-Mauer sowie über der Türöffnung in der W-Mauer klassizistische Stichkappen aufweist. Westlich an den gewölbten Eckraum, der durchaus als Stall anzusprechen ist, wurde ein zum Hof hin offener Stadl angefügt.

Im 20. Jh. fanden massive Veränderungen am gewachsenen, historischen Baubestand statt: So wurden dem Hof an der O-Fassade zur Josef-Jamek-Straße ein Vorgarten im alpenländischen Stil angefügt, das Tor zur Weinbergstraße wurde zum Garagentor verkleinert, im südwestl. Wirtschaftstrakt wurde ein Teil abgerissen, um eine neue Hofzufahrt zu erhalten. Das erste Geschoß wurde modern adaptiert, das Dachgeschoß des Hauptgebäudes mit Walmgaupen und großen, sattelgaupenartigen Dachöffnungen zum Innenhof ausgebaut. Sämtliche Fassaden des Hauptgebäudes erhielten einen neuen Verputz.

Trotz all dieser Veränderungen ist der Tegernseer Hof in seiner Grundsubstanz weiterhin klar als (in späteren Phasen erweiterter) spätmittelalterlicher Baukomplex ablesbar, der zusammen mit den zahlreich vorliegenden Archivalien eine wichtige Einheit aus Bauarchäologie und Historizität bildet, der in der Forschung zu den Kloster- bzw. Lesehöfen eine besonders wichtige Rolle zukommt.

Andreas Steininger / Alarich Langendorf, "Tegernseer Hof" (Bauhistorische Interpretation) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/7-tegernseer-hof

Quellen und Literatur

Quellen

Die Quellenlage ist für Tegernsee tendenziell als schwierig zu bezeichnen, da sich in den Findbüchern keine eigenen Verzeichnungseinheiten für die Besitzungen in Österr. oder die auswärtigen allgemein ausfindig machen lassen und damit deutlich genauere und tiefgreifendere Archivstudien nötig wären, um etwaige versteckte relevante Bestände ausfindig zu machen. Hier sei vor allem an Verwaltungsarchivalien gedacht – beispielsweise Handwerker- und Baurechnungen, Bestellungsverhandlungen, usw. –, die oftmals einen tieferen Einblick in die Beschaffenheit des Hofes zulassen, als dies über Urbare oder Leibgedingbriefe möglich ist. Zu erwähnen sei außerdem das Werk von Weber, in dessen Anhang sich mehrere Auszüge edierter Urbare (vgl. BayHStA, KL Tegernsee 3, 4, 10 und 11; zitiert nach Weber 1999, S. 384-395), eines Weistums (vgl. BayHStA, KL Tegernsee 11, fol. 353–360; zitiert nach Weber 1999, S. 388–392) und ein Auszug aus der bereits zitierten Ausgabenrechnung des Tegernseer Lesemeisters (vgl. BayHStA, KL Tegernsee 155; zitiert nach Weber 1999, S. 399–409).

Historische Literatur

BayHStA, KL Tegernsee 3. BayHStA, KL Tegernsee 153. BayHStA, KL Tegernsee 155.


Andreas Otto Weber, Studien zum Weinbau der Altbayerischen Klöster im Mittelalter. Altbayern – Österreichischer Donauraum – Südtirol, Stuttgart 1.

Johann Weissensteiner, Tegernsee, die Bayern und Österreich. Studien zu Tegernseer Geschichtsquellen und der bayerischen Stammessage, Wien 1983.

Bauhistorische/archäologische Literatur

NÖLA, FK Mappen OM 290.