Klosterhöfe

Aldersbacher Hof 2

Funktion als Klosterhof gesichert

Erhaltungszustand

Bestand erhalten

Kloster oder Institution

Zugehörigkeit:

Datierung

Historisch
1291 angenommen – 1792 gesichert
Bauhistorisch
? – ?
Die Laufzeit der klösterlichen Nutzung anhand historischer oder bauhistorischer Daten.

Zugänglichkeit

Kein Zugang

Das Objekt ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich

Verortung

Lagebeschreibung

Der ehemalige Hof des bayrischen Klosters Aldersbach liegt mit der Hausnummer 43 heute im Herzen des Kremser Stadtteils Weinzierl (eingemeindet 1905), der in Verlängerung der Hohensteinstraße östl. an ebendiese anschließt. Das Gebäude liegt ca. 500 m südöstl. der Filialkirche St. Anton bzw. ca. 225 m nördl. des Kremsflusses ca. in der Mitte des ehemaligen Zeilendorfes – dort fügt es sich harmonisch in die an der Nordseite der Straße liegende historische Bausubstanz in Form eingeschoßiger, traufständiger Häuser und Höfe mit reduzierten Fassaden und breiten Toren.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Aldersbacher Hof 2" (Lagebeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/72-aldersbacher-hof-2

Historische Daten

Besitzgeschichte

Im Stiftungsbuch des Klosters Zwettl („Zwettler Bärenhaut“) wird in einer Notiz aus 1291 erwähnt, dass das Kloster Aldersbach (fratres et monachi predicti de Alderspach) in der Zwettler Ansiedlung Neusiedl oder unter den Winzern bei Krems (villa Nevnsidel vel inter vinitores) ein kleines Haus (domumcula) neben dem Zwettler Hof gekauft und eine Presse (torcular) sowie ein Wirtschaftsgebäude (grangia) errichtet hätte, was zu schweren Unstimmigkeiten führte. Daraufhin wurde der Hof auf Befehl Herzog Rudolfs durch Wolfger v. Dachsberg eingezogen, da der Landesfürst den Klöstern verboten hatte, ohne sein Wissen Besitz oder Einkünfte zu erwerben (Frast 1851, S. 336; Pietrusky 2018, S. 49).

Bald danach dürfte das Kloster Aldersbach erneut einen Hof in Weinzierl erworben haben, da im Besitzbuch des Klosters für das Jahr 1322 eine Hofstätte in Krems-Weinzierl verzeichnet ist. Aus den Amtsrechnungen der Jahre 1291-1409 wird neben dem Hofmeister in Gneixendorf auch ein magister vini genannt, allerdings ohne Ortsangabe; mglw. amtierte er in Weinzierl. Ihm oblag die Aufsicht über die Aufteilung des Traubenmostes sowie die Einlagerung und der Abtransport des Weins zur nahen Donau. Namentlich nicht genannte Weinmeister sind für die Jahre 1309 bis 1312 bezeugt, 1331–1339 wird beispielsweise Martin in officio vini bzw. als magister vini genannt, der Aldersbacher Konverse Konrad scheint 1343 bis 1369 in dieser Funktion auf (Pietrusky 2018, S. 50).

1401 ist im Leibgedingrevers des Kremser Bürgers Georg v. Strenkch für den Weingarten Leytten die Lieferung des Drittelmostes genau definiert: er soll den maysch füren gen Weintzurl in irn hoff (BayHStA, KU Aldersbach 1401 März 3). Dieser Hof war zum Grundbuch des Klosters Zwettl dienstbar (vgl. NÖLA, KG Krems 69/17, fol. 105r; vgl. NÖLA, BG Krems, 7/1, S. 19).

Daneben scheint der Aldersbacher Hof auch im Grundbuch der freien Gemeinde Weinzierl mit Grunddienst auf – verteilt auf 3 Gewähren: einen Hof mit 2 V. Tagwerk Kuchlgärtl hinter dem Hof und 2 weiteren Höfen (vgl. NÖLA, KG Krems 256/1, S. 26–28).

In der Maria-Theresianischen Fassion über das Dorf Weinzierl wird auch der Aldersbacher Hof genannt, der mit 3 Gewähren in das Grundbuch der Lehnergemeinde dienstbar war ([...]ob dieser Hof nit etwa vor alten Zeiten aus dreyen Hof- oder Brandstätten zusammengesetzt worden? Einige verlässliche Kundschafft nicht zu erhollen seyn. NÖLA, MThF 347 Dorf Weinzierl).

Aus 1764 ist ein Plan für den Um- und Ausbau des Lesehofes in Weinzierl erhalten (BayHStA, Plansammlung 8918). Er umfasst eine Bestandsaufnahme des Hofes mit einem Nebengebäude und der dort untergebrachten Weinpresse. Diese sollte in den Keller des Hauptgebäudes integriert werden. Der Umbau sah eine funktionale Umgestaltung des Hauptgebäudes sowie die Ausführung einer sehr repräsentativen Fassade, Hofmauer und Hofeinfahrt vor. Ob wenigstens ein Teil des Plans realisiert wurde, lässt sich ohne Baudokumentation nicht nachvollziehen. Die Fassade wurde jedenfalls nicht ausgeführt. Ob die wirtschaftlich schwierigen Zeiten oder der Kauf eines repräsentativen Freihofes 1764 in Nussdorf bei Wien dies beeinflussten, ist nicht zu beantworten (vgl. Pietrusky 2018, S. 51).

1792 wurde der Hof nach dem Neubau oder der Sanierung des großen Weinkellers in Gneixendorf unter Abt Otto Doringer mit Einverständnis des Kapitels durch den Gneixendorfer Verwalter an Johann Blieml und seine Frau Klara aus Weinzierl um 1.000 Gulden verkauft (vgl. NÖLA, KG Krems 256/2, fol. 27v; vgl. Pietrusky 2018, S. 52).

Helga Schönfellner-Lechner, "Aldersbacher Hof 2" (Besitzgeschichte) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/72-aldersbacher-hof-2

Gebäude und Bauhistorie

Baubeschreibung

Die Lage- und Baubeschreibung des Aldersbacher Hofes basiert auf den öffentlich einsehbaren Gebäudeteilen (wie der straßenseitigen Fassade) und allgemein zugänglichem Karten- und Bildmaterial sowie der Sekundärliteratur – eine Begehung bzw. Besichtigung des Objekts im Rahmen des Projekts fand bis dato nicht statt.

Beim Aldersbacher Hof handelt es sich um einen L-förmigen Baukörper mit Satteldach, der straßenseitig ca. 15 m der ca. 23 m breiten Parzelle einnimmt. Im O schließt unmittelbar an den Bau ein rechteckiges, hohes Tor an, der verbleibende Bereich zum Nachbarobjekt Weinzierl 45 ist mit einer Mauer versehen. In der westl. Grundstückshälfte erstreckt sich der Bau mit einer Breite von ca. 11 m ca. 20 m nach N. In der nordöstl. Ecke der Parzelle ist ein Sekundärgebäude mit Satteldach situiert.

Die zur Straße hin gelegene S-Fassade weist ebenso wie das Tor sowie die Garten- bzw. Hofmauer über einem glatt verputzen und gelb getünchten Sockel einen mintgrün getünchten Rieselputz auf. Als einziges Gliederungselement treten an der Fassade ein weiß getünchtes Gesims sowie eine weiße Fasche samt Schlussstein um das Tor auf. Etwa in der Mitte der S-Fassade ist ein deutlicher Knick wahrzunehmen, der wohl als das Resultat verschiedener Bauphasen zu verstehen ist. Während westl. dieses Knickes drei Fenster liegen, ist es östl. lediglich eines. Unter dem mittleren Fenster westl. des Knicks ist zudem ein von einem Segmentbogen überspanntes Kellerfenster zu finden, das eine (zumindest tlw.) Unterkellerung des Gebäudes bestätigt. Fehlstellen in der Rieselputzfassade zeigen ältere, glatte Verputzschichten und weiße Tünchen. Am Franziszeischen Kataster (Mappenblatt von 1822) ist das Gebäude bereits in seiner heutigen Ausdehnung vorhanden, wobei es im N einen hölzernen Anbau aufweist. Erst mit der gründerzeitlichen Errichtung von Weinzierl 45 (auf der östl. Nachbarparzelle) wurde der Charakter des Hofes deutlich verändert.

Andreas Steininger / Alarich Langendorf, "Aldersbacher Hof 2" (Baubeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/72-aldersbacher-hof-2

Bauhistorische Interpretation

Ohne eine Begehung der Innenräume durchgeführt zu haben lässt sich der Aldersbacher Hof nur allgemein als vergleichsweise kleinflächige Klosterhofanlage mit primär wirtschaftlicher Funktion interpretieren. Inwieweit die Kelleranlagen, Lagerkapazitäten, o.ä. für den Zweck der Vinifikation geeignet sind, muss vorerst noch offenbleiben.

Andreas Steininger / Alarich Langendorf, "Aldersbacher Hof 2" (Bauhistorische Interpretation) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/72-aldersbacher-hof-2

Quellen und Literatur

Quellen

Der Archivbestand des Klosters Aldersbach befindet sich im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München. Der Bestand ist nur sehr grob über die Findbücher erschlossen und enthält keine eigene Verzeichnungseinheit die Besitzungen in Österr. betreffend. Einzig bei den verzeichneten Urbaren beziehen sich einzelne dezidiert auf die österr. Besitzungen (vgl. BayHStA, KL Aldersbach 59–62) und umfassen den Zeitraum vom 14. bis zum 17. Jh. Ein Teil des Archivbestandes (Urkunden und Rechnungsbücher) wurde bereits von Ulrich Pietrusky ausgewertet, der sich mit der klösterlichen Weinproduktion auseinandersetzte (vgl. Pietrusky 2018). Ein Großteil des Urkundenbestandes ist über monasterium.net online zugänglich. Eine systematische Durchsicht der Rechnungen ist bisher noch nicht erfolgt.

Historische Literatur

NÖLA, BG Krems 7 Gobelsburg Herrschaft, 7/1 GB über Weinzierl, Gneixendorf, Landersdorf, Neustift 1817–1880.

NÖLA, KG Krems 69 Gobelsburg Herrschaft, 69/17 GB Freihof Weinzierl 1568–1615.

NÖLA, KG Krems 256 Weinzierl, freie Gemeinde, 256/1 Grundbuch Weinzierl 1755–1821.

NÖLA, KG Krems 256 Weinzierl, freie Gemeinde, 256/2 Gewährsprotokoll 1756–1844.

NÖLA, Maria Theresianische Fassion 347 Dorf Weinzierl.

 

Ulrich Pietrusky, Das Kloster Aldersbach und sein Osterwein. In: Vilshofner Jahrbücher, Sonderband 13, Vilshofen 2018.

Johann v. Frast, Hg., Das „Stiftungen-Buch“ des Cistercienser-Klosters Zwetl, Wien 1851.