Klosterhöfe

Salzburger Hof 2021
© Alarich Langendorf, 2021

Salzburger Hof 2

Funktion als Klosterhof gesichert

Salzburger Hof 2021
© Alarich Langendorf, 2021

Erhaltungszustand

Vollständig abgekommen - kein Bestand erhalten

Kloster oder Institution

Zugehörigkeit:

Datierung

Historisch
1437 gesichert – 1903 gesichert
Bauhistorisch
? – ?
Die Laufzeit der klösterlichen Nutzung anhand historischer oder bauhistorischer Daten.

Zugänglichkeit

Kein Zugang

Das Objekt ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich

Verortung

Lagebeschreibung

Der 2. in Krems greifbare Hof der Salzburger Erzabtei St. Peter befand sich im Zentrum der Innenstadt im Bereich zw. Judengasse, Täglicher Markt und Dreifaltigkeitsplatz. Der ca. 33 x 35 m große Baukomplex bildete mit seiner eindrücklichen Kubatur das den Dreifaltigkeitsplatz nach N hin bestimmende Element und grenzte im W direkt an den Chiemseer Hof bzw. Straubenhof.


Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Salzburger Hof 2" (Lagebeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2022,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/90-salzburger-hof-2

Historische Daten

Besitzgeschichte

Vor 1421 befand sich das Haus im Besitz von Smoyel dem Juden, Joseps sun von Lewbs. Infolge des Pogroms von 1421, bei dem alle Juden in Krems ermordet wurden und ihr Vermögen an den damaligen Landesfürsten Albrecht V. fiel, gelangt das Haus an dessen Kanzler Andreas, der es seinem Amtsnachfolger Hans v. Meyrs vererbte.

1437 verkaufte Hans v. Meyrs, Kanzler in Österr. und Pfarrer zu Gars, um 180 Pfund Pfennig [...] dem erwirdigen geistleichen herren Abbt Petern und seinem Convent datz sant Peter zu Salczburg [...] mein ledigs haws zu Krems gelegen zunachst des von Passaw haws und des von Sachsendorf haws mit den Rechten als es ist von alter her komen und nicht mit der freyhait so ich darauf gehabt hab, das von weilent Smoyeln dem Juden Joseps sun von Lewbs gesessen daselbs zu Krems an den egenanten meinen lieben genedigen herren komen ist unnd meinem vorvordern herrn Andreen kanzler lobleicher gedechtnus und nun an mich gevallen (StiA St. Peter, 1437 August; StaA Krems, 1437 Sep 1).

Als Hofmeister werden 1448 Bruder Friedrich und 1495 Augustin Halbmer genannt (vgl. StiA St. Peter, 1448 März 31; StiA St. Peter, 1495 Sep 21).

1903 wurde der Hof an die SG Krems verkauft (vgl. BG Krems GB II, fol. 283v).

Helga Schönfellner-Lechner, "Salzburger Hof 2" (Besitzgeschichte) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/90-salzburger-hof-2

Gebäude und Bauhistorie

Baubeschreibung

Der ehem. Salzburger Hof ist in seinem urspr. Baubestand nahezu vollständig abgekommen. Die im Zuge des Projektes durchgeführte Begehung des im Oktober 1974 fertiggestellten Neubaus hat im Abgleich mit den Bescheiden des Bundesdenkmalamtes (BDA 1973, S. 3) ergeben, dass von der urspr. Bausubstanz nur noch geringfügige Mauerreste im N und O des ehem. Hauptgebäudes erhalten sind, die allerdings rezent überbaut wurden und daher bauarchäologisch nicht näher greifbar sind. Aufgrund der prominenten Lage des Objektes und seines späten Abrisses liegen verhältnismäßig viele Postkarten bzw. Fotografien aus den 1890ern bis 1970ern vor (Topothek Krems 2022), die eine allgemeine Beschreibung der äußeren Erscheinung des Hofes erlauben.

Die Anlage setzte sich aus einem NW-SO orientierten Haupttrakt entlang des Täglichen Marktes, einem 2-flügeligen Seitentrakt im NW entlang der Judengasse sowie einem südl. an den Haupttrakt anschließenden Gebäude zusammen. Eine hoch aufragende Begrenzungsmauer trennte den dadurch U-förmig umschlossenen Hofbereich vom Dreifaltigkeitsplatz ab.

Beim östl. Hauptgebäude am Täglichen Markt handelte es sich um einen nach beiden S. 5-achsigen, 3-geschoßigen Kastenbau mit Doppelwalmdach. Das als großzügiger Dachspeicher fungierende 2. Obergeschoß wies lediglich kleine Lüftungsfenster auf, die im S und O als Ochsenaugen und im W als Rechteckfenster ausgestaltet waren. Von diesen sind auf den historischen Fotos 5 über jeder Achse zum Täglichen Markt, zum Dreifaltigkeitsplatz hin lediglich 2 mittig platziert zu erkennen. Die Fassadengestaltung des Hauptgebäudes ist auf den historischen Fotografien noch ansatzweise zu erkennen: Ein einfaches Kordonband trennte das Erd- vom Obergeschoß, Letzteres wies mehrfach profilierte, gerade Fensterverdachungen auf. Zumindest am SO-Eck war noch zu Beginn des 20. Jhs. gemalter Dekor in Form einer Ortsteinquaderung erhalten, die bis zur Traufe hinaufreichte. Ein Kranzgesims ist auch auf den ältesten verfügbaren Aufnahmen nicht zu erkennen.

In der mittleren Achse der Fassade zum Täglichen Markt befand sich die östl. Einfahrt des Hauptgebäudes mit einfachem, gedrücktem Rundbogenportal auf Pilastern und Keilstein (Tietze 1907, S. 259). Darüber war mittig ein Reliefstein angebracht, der heute an der rekonstruierten Fassade eingelassen ist: Der mit 1734 datierte Stein zeigt das Wappen von Abt Placidus Mayrhauser, das mit einer Mitra tragenden Putte und einem Pedum dekoriert ist und die namentliche Nennung PLACIDVS.A.S.P.S. auf einem Spruchband trägt. Darunter ist in prominenter Größe die Inschrift SALVA QVARDIA zu lesen, der auf das Salva Guardia-Privileg, also den expliziten kaiserlichen Schutz für dieses Gebäude hinweist. Den Stein flankierend waren 2 ovale Putzmedaillone, verm. mit gemalten Segensbildern, angebracht, deren Darstellungen sich aber nicht mehr nachvollziehen lassen.

Das Gebäude war mit einem markanten Doppelwalmdach versehen, das in alle Richtungen weit hervorgezogene Gauben mit Kegeldachabschluss aufwies. Im W befand sich hofseitig eine große Ladeluke; mindestens 4 hochaufragende Kamine waren Teil dieser bis ins 20. Jh. hinein schindelgedeckten Dachlandschaft.

Gegen den Dreifaltigkeitsplatz fügte sich nach S ein 1-geschoßiger, in seiner Breite 4- und seiner Tiefe 2-achsiger Vorbau an, der, mit einem Grabendach versehen, weit in den Platz vorragte. Dessen Fassade war mit auffälliger, 2-färbig gefasster Bänderung und querrechteckigen Fensterrahmungen im Dach- bzw. Speichergeschoß mit oberen und unteren Ohren versehen. Mittig befand sich urspr. auch hier ein kleineres rundbogiges Portal, das lt. den historischen Fotografien außer einem aufgeputzten Keilstein über keine weitere Ausgestaltung verfügte. Im Erdgeschoß sind zumindest für das 20. Jh. Kastenstockfenster in allen Achsen zu erkennen, die in den 1930ern auch das ältere Portal ersetzt haben dürften.

Im NW der Anlage fügte sich zw. dem Hauptgebäude und dem östl. Gebäude des Straubenhofes der nordwestl. Trakt entlang der Judengasse, was sich heute noch von der Raiffeisengasse in Form von Maueransätzen an beiden Gebäuden nachvollziehen lässt. Gewölbeansätze in diesem Bereich zeigen in Abgleich mit den überlieferten Fotos und dem Franziszeischen Kataster (Mappenblatt von 1823; vgl. NÖLA, FK Mappen OM 324, fol. 5) auch, dass der 2-geschoßige Trakt urspr. über einen Knick nach SW hin weiterlief und die gesamte Breite des Straubenhof-Gebäudes eingenommen haben muss.

Der nach N, O und S abgeschlossene Hof war über ein großes Portal in der südwestl. zur Ecke des Hauses Nr. 7 anschließenden Begrenzungsmauer erschlossen und weist auf dem Franziszeischen Kataster keine eindeutige Begrenzung zum Hofbereich des Straubenhofes auf, wobei schmälere Mauern oder Zäune hier ohnehin nicht verzeichnet worden wären und als solche fungiert haben könnten.


Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Salzburger Hof 2" (Baubeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/90-salzburger-hof-2

Bauhistorische Interpretation

Zu den archivalisch belegten frühesten spätmittelalterlichen Phasen des Gebäudes ist heute kein baulicher Bestand mehr sichtbar, fraglich erscheint auch, ob nach der jüngsten Überbauung überhaupt noch substanzielle Reste vorhanden sind.

Einzelne, in der heutigen Raiffeisenbank wiederverbaute Details und vor allem die historischen Fotografien können erst für die frühneuzeitlichen Ausgestaltungen Auskunft geben: Durch diese ist eine renaissancezeitliche Fassadengestaltung zu konstatieren, welche die Erscheinung des Gebäudes vor allem zum Täglichen Markt hin bis vor seinem Abbruch im 20. Jh. maßgeblich prägte. Die Ochsenaugen und die Fassade des südl. Vorbaus zeugen von einem umfassenden barocken Um- und Neubau, der dank des erhaltenen Reliefsteines über dem O-Portal in die frühen 1730er-Jahre datiert werden kann. Nicht eindeutig interpretierbar bleibt die Darstellung am Franziszeischen Kataster (vgl. NÖLA, FK Mappen OM 324, fol. 5): Der hier gezeigte, wesentlich schmälere O- bzw. Haupttrakt und ein nach SW hin angestellter Sekundärbau entsprechen in keiner Weise der (lt. Fassadengestaltung auf den Fotografien) bereits im 18. Jh. geschaffenen Situation.

In jedem Fall belegen die historischen Plan- und Bildquellen für den Zeitraum vom 16. bis ins 20. Jh. und damit für den größten Teil der klösterlichen Nutzungsphase den Bestand einer angesichts der Lage im Stadtkern überaus großzügigen Anlage, die neben einem repräsentativen Anspruch bestens für wirtschaftliche Zwecke geeignet war. Auch die Möglichkeit zur Weinlagerung dürfte durchaus bestanden haben. So belegen einzelne Passagen in den Abbruchbescheiden (BDA 1973, S. 2) und die auf den historischen Aufnahmen erkennbaren Fenster, dass zumindest das Hauptgebäude und sein südl. Vorbau unterkellert waren. Gemeinsam mit dem westl. angrenzenden Straubenhof ergab sich hier ein bemerkenswertes innerstädtisches Hofkonglomerat, das mit seinen Ausmaßen die besondere Bedeutung des klösterlichen Einflusses in Krems verdeutlicht. Das hier inschriftlich für das 18. Jh. belegte Privileg des kaiserlichen Schutzes bildet ein Detail, an welchem die überregionale Relevanz dieser Anlagen auch in politischen Sphären festgemacht werden kann.

1973 kam es (aus mutmaßlich statischen Gründen) zum Entschluss der Stadt Krems auf Anfrage der Raiffeisenkasse als Bauträger, den Salzburger Hof zugunsten eines Neubaus vollständig abbrechen zu lassen. Diesem wurde durch das Bundesdenkmalamt bemerkenswerterweise stattgegeben. Mit dem 1974 vollendeten Abbruch ging einer der prominentesten Stadtkremser Vertreter klösterlicher Lesehöfe für immer verloren. Der heutige Neubau, der unter strengen Auflagen dem ehem. Bau nachempfunden ist, spiegelt dessen Charakter nur bedingt wider und kann lediglich als dürftige Reminiszenz an ein ehem. das innere Stadtbild prägende Ensemble gelten.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Salzburger Hof 2" (Bauhistorische Interpretation) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/90-salzburger-hof-2

Quellen und Literatur

Quellen

Die relevanten Archivalien zu diesem Thema befinden sich im StiA St. Peter. Einen guten Überblick zu dem vorhandenen Material liefert der Artikel von Walter Kristanz (vgl. Kristanz 1982, S. 202–217). Demnach soll es eine Reihe von Urbaren aus der 2. H. d. 13. Jhs. geben, die zumindest den Weingartenbesitz gut dokumentieren (vgl. StiA St. Peter, Urbar Nr. 2–4 und Nr. 413 sowie Nr. 421; zitiert nach: Kristanz 1982, S. 205f.). Urbar Nr. 7 stammt aus dem 15. Jh. und enthält ebenfalls eine genaue Aufzählung der Weingärten. Weiters gibt es 4 Briefbücher, die Abschriften spätmittelalterlicher Urkunden enthalten, deren Inhalt sich zumeist auf Leibgedingsverleihungen und Absprachen zu Geldsendungen an die Hofmeister zu Arnsdorf und Krems belaufen (vgl. StiA St. Peter, Hs A 26, 26a, 27 und 28; zitiert nach: Kristanz 1982, S. 208). Außerdem soll es im StiA St. Peter mehrere Weingartenrechnungen geben (vgl. StiA St. Peter, Hs A 622, 682, 683; zitiert nach: Kristanz 1982, S. 210). Handschrift Nr. 678 enthält die Ausgaben Abt Ruperts zwischen 1487–94 für die Ämter Krems und Arnsdorf betreffend Weingarten- und Hofbau, Lesen, Transport von Wein nach Salzburg, Kauf zusätzlichen Weins etc. (vgl. StiA St. Peter, Hs A 678; zitiert nach Kristanz 1982, S. 213).

Historische Literatur

Bezirksgericht Krems, GB Krems II.

StaA Krems, 1437 Sep 1.

StiA St. Peter, 1437 August.

StiA St. Peter, 1448 März 31

StiA St. Peter, 1495 Sep 21.


Walter Kristanz, Die Weingüter von St. Peter in Krems und Oberarnsdorf, in: Aegidius Kolb / Gregor Martin Lechner / Kuno Bugmann, Hg., Festschrift Sankt Peter zu Salzburg 582-1982, Salzburg 1982, S. 202-217.

Bauhistorische/archäologische Literatur

Bundesdenkmalamt, Krems, NÖ, Täglicher Markt 6, Salzburgerhof, Abbruch, Bescheid (Zl.2725/73).

Stadt Krems Topothek, Topothek Krems. Unsere Stadt in Bildern und Dokumenten, https://krems.topothek.at/ (Zugriff: 17.3.2022).

Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Krems. Mit einem Beiheft: Die Sammlungen des Schlosses Grafenegg, Wien 1907.