Klosterhöfe

Freisinger Hof
© Andreas Steininger, 2022

Freisinger Hof

Funktion als Klosterhof gesichert

Freisinger Hof
© Andreas Steininger, 2022

Erhaltungszustand

Bestand erhalten

Kloster oder Institution

Zugehörigkeit:

Datierung

Historisch
1316 gesichert – 1802 gesichert
Bauhistorisch
? – ?
Die Laufzeit der klösterlichen Nutzung anhand historischer oder bauhistorischer Daten.

Zugänglichkeit

Eingeschränkt öffentlich zugänglich

Das objekt ist nur in gewissen Bereichen zugänglich

Verortung

Lagebeschreibung

Der Freisinger Hof, namensgebend für den südl. vor ebendiesem liegenden Freisingerplatz, liegt im Schlottviertel von Weißenkirchen rund 250 m Luftlinie südöstl. der Wehrkirche am südl. Ortsrand zur Donau. Während der Raffelsbergerhof den östl. Abschluss des Platzes bildet, prägt der Freisinger Hof mit seiner markanten S-Fassade (heute in eingekürzter Form) dessen nördl. Abschluss. Auch wenn die Wirkung der den Platz umsäumenden Höfe durch das heute erhöhte Straßenniveau leicht beeinträchtigt ist, bildet der Freisingerplatz mit den angrenzenden Bauten ein herausragendes Ensemble spätmittelalterlicher Bauten.

Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Freisinger Hof" (Lagebeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2022,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/20-freisinger-hof

Historische Daten

Besitzgeschichte

Ein Hof des Bistums Freising in der Wachau, womit verm. ein Hof in Weißenkirchen gemeint ist, wird erstmals im Jahr 1316 im Gesamturbar des Bistums für dessen Besitzungen in Österr. aus dem Zeitraum von 1291–1318 genannt (vgl. Zahn (Hg.) 1871, Bd. 3, S. 513). In der einschlägigen Forschungsliteratur wird zwar freisingischer Besitz in Weißenkirchen seit Karolinger Zeiten erwähnt (vgl. Winter 1986, S. 160), allerdings nicht in Bezug auf ein Hofmeisteramt. Freisingische Verwalter bzw. Pfleger in NÖ werden in der Literatur lediglich in Waidhofen a. d. Ybbs, Hollenburg, Groß-Enzersdorf und in Ulmerfeld verortet (vgl. Katzler 2015, S. 99). Das Gesamturbar nennt 1316 neben einigen Weingärten in Aggsbach und Wösendorf außerdem das domum Hueglingerii in Wachouia (Zahn (Hg.) 1871, Bd. 3, S. 513) als bischöflichen Besitz. Weiters wird ein Besitzkomplex mit Bebauung domum et aream prope curiam Winhof (Zahn (Hg.) 1871, Bd. 3, S. 513) als im Besitz des Bistums befindlich genannt, wobei mit aream ein Platz oder Hofraum bezeichnet werden kann. Unklar bleibt dabei allerdings, ob Haus und aream eine Einheit darstellten, oder ob es sich dabei um 2 unterschiedliche Gebäude bzw. Objekte handelte, zumal diese auch noch nicht verortet werden konnten.

1334 beurkundeten Hans und Leutold von Kuenring ihren Verzicht auf 5 Eimer Wein aus den freisingischen Weingärten in der Wachau und den Erhalt von zwaiger huser vnt der Hofstet ze der Weizzen chirchen (Zahn (Hg.) 1871, Bd. 2, S. 215) im Gegenzug. Ob es sich dabei um den später als Lesehof bez. Hof handelte und ob dieser zu einem späteren Zeitpunkt vom Bistum Freising wieder zurückgekauft wurde, oder ob es sich um gänzlich andere Immobilien handelte, kann aufgrund der ungünstigen Quellenlage für diesen Zeitraum nicht abschließend beantwortet werden. Feststeht jedenfalls, dass spätestens im 16. Jh. wieder ein Lesehof des Bistums Freising in Weißenkirchen in der schriftlichen Überlieferung genannt wird. Weitere Fragen wirft ein Schreiben des Göttweiger Abtes Georg vom 29.8.1622 auf. In diesem bittet der Abt den Freisinger Bischof, den an das Bistum heimgefallenen Hof den beiden Vettern des Abtes – Hans Georg Kolben und Gabriel Gerhard – zu Leibgeding zu überlassen. Damit konnte der Hof allerdings nicht durchgehend im Besitz des Stiftes gewesen sein. Vom Antwortschreiben des Bischofs zu Freising an den Göttweiger Abt vom 24.9.1622 ist lediglich das Konzept erhalten. Der Freisinger Bischof unterrichtet den Abt darüber, dass bereits vor längerer Zeit der Posten einem verdienten freisingischen Beamten zugesprochen worden war (vgl. BayHStA, HL 4 Fasz. 96, Nr. 157). Der Hof muss sich jedoch spätestens 1599 wieder im Besitz Freisings befunden haben, da ein Extrakt der Instruktion für die Holnburg: Commission aus dem Jahr 1599 den Hof in Weißenkirchen erwähnt und dieser darin als sog. Schitzenhof (BayHStA, HL 4 Fasz. 92, Nr. 22) bezeichnet wird.

Auch wenn die Forschungsliteratur einen freisingischen Hofmeister bislang noch nicht in der Wachau verortet hat, wird der Verwalter bzw. Bewirtschafter des Hofes in Weißenkirchen im Verwaltungsschriftgut des 16., 17. und 18. Jhs. durchgehend als Hofmeister bezeichnet (vgl. BayHStA, HL 4 Fasz. 92, Nr. 22–24). Das freisingische Hofmeisteramt in Weißenkirchen wurde im 18. Jh. durch Ferdinand Thalhofer und dessen Sohn Johann geprägt, die beide ca. 30 Jahre dieses Amt innehatten. Am 3.8.1802 erbat Barbara Stöllerin, Witwe des Johann Thalhofer, nun verheiratet mit Johannes Stöller, um eine Stellungnahme vonseiten des Bischofs zu Freising. Ihr Anliegen war offenbar die Übertragung des Hofmeisteramtes – Barbara Stöllerin bezeichnet sich selbst explizit als Hofmeisterin – auf ihren neuen Ehemann oder aber auf ihren jüngsten Sohn mit Johann Thalhofer, der allerdings nicht namentlich erwähnt wird. Außerdem hätten Barbara und Johannes Stöller bei der Herrschaft Hollenburg bereits die Bitte eingebracht, ihm den Hof gegen die jährliche Zahlung von 400 Gulden auf mehrere Jahre in Bestand zu vergeben oder alle dazugehörigen Realitäten um 10.000 Gulden zu verkaufen, doch auch darauf hätten sie bis zum damaligen Zeitpunkt keine Antwort erhalten (vgl. BayHStA, HL 4 Fasz. 92 Nr. 24). Der Hof dürfte schließlich nach der Aufhebung des Bistums Freising am 27.11.1802 (vgl. Stepanek 1990, S. 310) in den Besitz des Johann Thalhofer, verm. der oben erwähnte jüngste[…] Thalhofer Sohn (BayHStA, HL 4 Fasz. 92 Nr. 24), gekommen sein, denn dieser wandte sich an den bayerischen König und bat jenen um Unterstützung im Prozess gegen die Gemeinde Weißenkirchen, die angeblich versuchte, sich zum Hof zugehörige Grundstücke anzueignen, wogegen dieser nun klagte (vgl. BayHStA, HL 4 Fasz. 92 Nr. 24). Eine Verkaufsurkunde ist allerdings nicht erhalten geblieben.

Simon Kuhn, "Freisinger Hof" (Besitzgeschichte) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/20-freisinger-hof

Wirtschaftsgeschichte

Über die Ausstattung des Hofes können in Ermangelung von Quellen keine Aussagen getroffen werden, jedoch steht fest, dass dieser Hof zumindest im 18. Jh. eindeutig die Funktion eines Weinlesehofes innehatte. So wurde er in einem Schreiben vom 8.8.1770 an den Verwalter zu Hollenburg als Weinhof (BayHStA München, HL 4 Fasz. 92, Nr. 24) bezeichnet. Nachrichten über größere Umbauten des Hofes fehlen in den Quellen, dafür sind zahlreiche Hinweise darauf erhalten geblieben, dass der Hof regelmäßig durch die hochwasserführende Donau verwüstet worden war, da sich mehrere Rechnungen und anderes Schriftgut über die danach nötigen Reparaturen erhalten haben. Zu erwähnen wäre hier beispielsweise ein Vertrag vom 27.5.1629, geschlossen zw. 2 Maurermeistern aus Weißenkirchen und einem Vertreter des Stiftes Freising – mglw. der Hofmeister zu Weißenkirchen – über die Reparatur der eingefallenen Maur am bach bey dem freysinger Hoff, und was sonsten Im Hoff durchs Wasser zerrissen worden (BayHStA, HL 4 Fasz. 92, Nr. 23). Renovierungsmaßnahmen dürften außerdem anno 1665 und 1671 stattgefunden haben, sowie erneute Reparaturarbeiten ab dem 29.3.1692 nach einem neuerlichen Hochwasser (vgl. BayHStA, HL 4 Fasz. 92, Nr. 23; erstere Rechnung enthält keine Nummerierung, jene von 1671 trägt Nr. 15 und die Reparaturrechnung aus dem Jahr 1692 weist Nr. 34 auf).

Simon Kuhn, "Freisinger Hof" (Wirtschaftsgeschichte) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/20-freisinger-hof

Gebäude und Bauhistorie

Baubeschreibung

Der Freisinger Hof bildet einen zum Freisingerplatz hin breitgelagerten, 2-geschoßigen, 7-achsigen, traufständigen Baukörper mit Walmdach und heute stark abgesenkter Einfahrt. Diese ist in der Fassade durch ein rundbogiges Tor in der Gebäudemitte erschlossen. Leicht nach W versetzt befindet sich über dem Tor im 1. Obergeschoß ein Erker aus der 2. H. d. 16. Jhs., der auf 2 Konsolen ruht und neben dem Fenster zum Freisingerplatz je ein Spionfenster nach O und W aufweist. Die 3 gemalten Wappen im Parapetfeld des Erkers, gestaltet von Helmut Rogenhofer (Wappen der MG Weißenkirchen, Wappen der Fam. Leitner (?) und Wappen des Hochstiftes Freising), stammen von 1977.

Die S-Fassade zum Freisingerplatz erhielt im 20. Jh. einen Sanierputz, der grob abgekellt und pastellgrün getüncht wurde, was einen starken Kontrast zu den glatt verputzten, mit Sgraffitomalerei versehenen Gliederungselementen ergibt. Diese setzen sich aus je einem breiten, aus längsrechteckigen Quadern mit abgeschrägten Ecken gefügten Pilaster auf weißem Grund samt profilierter Basis und Kapitell an der nordöstl. und südwestl. Gebäudeecke zusammen – an den Ecken des Erkers wird dieses Motiv in skalierter Form wiederholt, wobei hier zur Erreichung einer überzeugenderen Dreidimensionalität auch die Schmalseiten des Erkers über ihre gesamte Tiefe mit einem Sgraffitopilaster versehen wurden. Zur Traufe hin wird das Gebäude durch ein Gesimsband abgeschlossen, das abermals die längsrechteckigen Quader mit abgeschrägten Ecken zeigt, welche auf den Kapitellen der Pilaster an den Gebäudeecken aufliegen. Auf einen markanten Versprung im Mauerwerk reagierend (ca. 1,5 m westl. der Westkante des Erkers) verspringt das Gesimsband in diesem Bereich – ein solcher Versprung im Gesimsband ist auch östl. des Erkers unmittelbar vor der 6. Fensterachse zu beobachten. Dort liegt jedoch weder ein Versprung im Mauerwerk vor noch ergibt sich eine Symmetrie zum Versprung westl. des Erkers. Während die eben beschriebenen Gliederungselemente sowie die Fensterfaschen bereits auf einer Fotografie des frühen 20. Jhs. belegt sind, könnte das Geschoßband zw. Erdgeschoß und 1. Stock eine spätere Ergänzung sein.

Im westl. Bereich der Erdgeschoßfassade befindet sich die Tür zu einem sekundär eingestellten Treppenhaus, das Erdgeschoß und 1. Obergeschoß miteinander verbindet. Unmittelbar östl. davon ist ein schräg in der Mauer versetztes Werksteingewände zu beobachten, auf welches die Fassade durch eine starke Trichterung reagiert. Bei dieser Konstruktion scheint es sich eher um einen Schacht zur Beschickung des Kellers denn um eine Lichtöffnung zu handeln – ein erhaltenes, eisernes Fenstergitter spricht jedoch gegen diese Interpretation und lässt die Funktion der Öffnung in der Fassade offen.

An der nordöstl. Fassadenecke sind Reste von Ortsteingraffitomalerei sowie weiterer Architekturmalerei des 16. Jhs. zu erkennen, welche zu einem separaten, heute abgekommenen und nur in diesem Fragment fassbaren Baukörper gehören. Hierbei handelte es sich, wie es der Franziszeische Kataster von 1823 zeigt (vgl. NÖLA, FK Mappen OM 771, fol. 5), um einen selbstständigen Bau (Grundstücksnr. 164), der nach 1823 dem Freisinger Hof einverleibt und zu einem unbekannten Zeitpunkt abgerissen wurde. Beim erhaltenen Fragment könnte es sich um die westl. Parzellenmauer des Gebäudes handeln, die beim Abriss belassen und als verstärkte O-Mauer des Freisinger Hofes weiterverwendet wurde. Diese These wird durch einen deutlichen Versprung zw. der S-Fassade des Freisinger Hofes und der S-S. des fragmentierten Baukörpers sowie der Tatsache, dass ebendieser später aufgezont wurde (anhand eines Versprungs an der heutigen O-Fassade deutlich abzulesen), unterstützt. Heute befindet sich in diesem Bereich eine Einfahrt sowie als Anbau an den Freisinger Hof eine WC-Anlage samt Stiegenaufgang in das 1. Obergeschoß.

Der Franziszeische Kataster zeigt zudem, dass sich der Freisinger Hof urspr. weiter in Richtung W ausdehnte und das Areal des heutigen Objekts Freisingerplatz 56 beinhaltete. Dieser westl. Teil des Freisinger Hofes wurde etwa 1830 von ebendiesem abgetrennt (vgl. Korner 2013, S. 123). Eine solche Abtrennung verursachte in weiterer Folge Adaptierungen an der S-Fassade zum Freisingerplatz, sodass es durchaus plausibel erscheint, dass die nun deutlich eingekürzte Fassade im Zuge dieser Arbeiten die heute sichtbare, nicht überaus qualitative Sgraffitogliederung erhielt (renoviert durch Helmut Rogenhofer 1976).

Von bauhistorischer Relevanz ist lediglich das Erdgeschoß des O-W orientierten Baukörpers: Im Erdgeschoß sind 2 auffallend ausgedehnte Räume des 15. Jhs. mit einer dendrochronologisch in die M. d. 15. Jhs. datierten Holzbalkendecke als älteste Bauteile des Freisinger Hofes fassbar: Einer liegt westl. der W-Mauer der Einfahrt, einer östl. ebendieser. Die heutige Einfahrt und der östl. daran anschließende Raum bildeten urspr. eine Einheit, erst durch das Errichten der heutigen O-Mauer der Einfahrt im 20. Jh. entstanden 2 separate Räume. Diese werden von einer durchlaufenden Balkendecke überspannt, welche im N und S auf von Steinkonsolen getragenen Unterzügen aufliegt. Ein weiterer Unterzug verläuft in der Raummitte. Im südöstl. Bereich des Raumes wurde die Innenseite der S-Mauer dupliert, wohl um den Balken des Unterzugs statisch zu verstärken, wobei um das Fenster eine flache Bogennische ausgebildet wurde. Ebenso wurden die östl. Balkenenden des nördl. und mittleren Unterzugs modern unterfangen. Der Raum dürfte seit jeher in wirtschaftlicher Funktion gestanden haben, bis in das 20. Jh. befand sich in diesem auch die Baumpresse – ein großzügiger Pressraum mit Zufahrt direkt vom Freisingerplatz. Nördl. an den Raum des 15. Jhs. schließt ein kleinerer Raum mit einer flachen, N-S orientierten Gewölbetonne an, der heute durch eine Binnenmauer in 2 Räume unterteilt ist und urspr. ebenso in wirtschaftlicher Funktion eine Küche oder Ähnliches gewesen sein kann; in die O-Mauer des spätmittelalterlichen Raumes wurden die Zugänge zum modernen Toiletten-Anbau gebrochen.

Der Raum westl. der Westmauer der Einfahrt weist die gleiche Deckenkonstruktion auf wie jener östl. davon. In der SW-Ecke des Raumes ist sekundär ein Stiegenhaus eingestellt, welches von einem Portal in der S-Fassade vom Freisingerplatz in das 1. Obergeschoß führt. In der N-Mauer des Raumes sitzt ein nach S trichterndes Schartenfenster, das zur Bauphase der 1450er-Jahre gehört und belegt, dass es sich bei dieser Mauer ehem. um die nördl. Außenmauer gehandelt hat – heute schließen in diesem Bereich nach N 2 kurze, sekundär angebaute Räume mit N-S orientierten Gewölbetonnen an, die ob ihrer Dimension und fehlender Belichtung als Lager bzw. Vorratsräume (wohl des 18. Jhs.) zu interpretieren sind.

Von 1999 bis 2003 wurde das Dachgeschoß ausgebaut und mit Schleppgauben versehen – im Zuge dessen wurden auch sämtliche Decken des 1. Obergeschoßes erneuert. Ob die an der N-S. des Daches liegende Pyramidenselch Altbestand darstellt oder neu errichtet wurde, ist unbekannt. Beim im östl. Bereich an die N-Fassade angestellten, NW-SO orientierten Baukörper handelt es sich um einen 2-geschoßigen, schlichten Neubau für Gästezimmer der 70er-Jahre d. 20. Jhs. mit Eternit-gedecktem Walmdach, Rieselverputz und einem Erker an der W-Fassade. Die Garagen- und Wirtschaftsbauten am nördl. Ende der Parzelle stammen ebenfalls aus dieser Zeit.

Andreas Steininger / Alarich Langendorf, "Freisinger Hof" (Baubeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/20-freisinger-hof

Bauhistorische Interpretation

Obwohl de facto nur 2 Räume des Erdgeschoßes des Freisinger Hofes erhalten sind, geben diese vor allem durch ihre auf viertelkreisförmigen, groben Konglomeratskonsolen aufliegenden, dendrochronologisch in die M. d. 15. Jhs. datierten Weichholz-Balkendecken (Tanne und Fichte) ein eindrucksvolles Raumgefühl spätmittelalterlicher Wirtschaftsräume. Als Vergleichsbeispiel des hier vorliegenden Typus eines großzügigen, direkt von der Straße beschickbaren Erdgeschoß-Presshauses bzw. von Wirtschaftsräumen mit Balkendecke ist der Schlägler Hof in Wösendorf heranzuziehen. Während an das Presshaus des Schlägler Hofes ein adäquater Keller anschließt, fehlen beim Freisinger Hof temperierte Räumlichkeiten zur Weinlagerung.

Andreas Steininger / Alarich Langendorf, "Freisinger Hof" (Bauhistorische Interpretation) Wachauer Klosterhöfe Online 2022,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/20-freisinger-hof

Quellen und Literatur

Quellen

Die 1. Einordnung basiert auf online zugänglichen Urkunden und Urbareditionen sowie auf den digitalisierten Beständen des Archivs des Erzbistums München und Freising. Generell gilt jedoch, dass sich die relevanteren Bestände des Hochstiftes Freising im BayHStA in München befinden. Der Hollenburger Hof (bzw. Schloss) schlägt sich erstaunlicherweise kaum im Archivbestand nieder, wie dies für den Lesehof in Weißenkirchen geltend gemacht werden kann. Grundsätzlich wären die entsprechenden Archivalien wohl im Bestand HL 4 zu suchen, wobei verm. besonders die Faszikel 91-101 von Interesse wären, bei deren Durchsicht allerdings festgestellt werden musste, dass lediglich in Faszikel 95 zumindest eine Nr. (Nr. 110) den Hof bzw. das Schloss Hollenburg nennt, wobei es dabei um unterschiedliche Bautätigkeiten am Schloss selbst gehen solle, Laufzeit 1569–1801 (vgl. BayHStA, HL 4 Fasz. 95, Nr. 110). Ansonsten beinhalten die unterschiedlichen Faszikel und darin enthaltenen Nrn. Akten zu Baureparationen den Lesehof zu Weißenkirchen und das „Urfahr Haus“ der Herrschaft Hollenburg betreffend (vgl. BayHStA, HL 4 Fasz. 91, Nr. 16). Generell ist festzuhalten, dass es zwar eine große Fülle an Archivalien mit Bezug zur Herrschaft Hollenburg gibt, der Hof selbst taucht jedoch, von obiger Ausnahme abgesehen, nicht auf. Nr. 44 des Faszikel 92 enthält eine Aufstellung der Schiffmeister in Hollenburg, evtl. lässt sich hier etwas zum Hollenburger Hof finden und auch die Nr. 39 („Die Verpachtung der Herrschaft Hollenburg 1802“) könnte relevante Archivalien enthalten. Ansonsten weisen die Faszikel in der Regel Untertanen Betreffendes, selten auch die Weinlese Betreffendes auf (vgl. BayHStA, HL 4 Fasz. 100, Nr. 204–205).

Historische Literatur

BayHStA, München, HL 4 Fasz. 92, Nr. 22

BayHStA, München, HL 4 Fasz. 92, Nr. 23

BayHStA, München, HL 4 Fasz. 92, Nr. 24

BayHStA, München, HL 4 Fasz. 96, Nr. 157.

J. Zahn, Hg., Codex Diplomaticus Austriaco-Frisingensis. Sammlung von Urkunden und Urbaren zur Geschichte der ehemals freisingischen Besitzungen in Österreich, Band 1, Wien 1870.

J. Zahn, Hg., Codex Diplomaticus Austriaco-Frisingensis. Sammlung von Urkunden und Urbaren zur Geschichte der ehemals freisingischen Besitzungen in Österreich, Band 2, Wien 1871.

J. Zahn, Hg., Codex Diplomaticus Austriaco-Frisingensis. Sammlung von Urkunden und Urbaren zur Geschichte der ehemals freisingischen Besitzungen in Österreich, Band 3, Wien 1871.


Günter Katzler, Hic bene reformavit opida et castra ecclesie Frisingensis. Bischof Berthold von Freising und die Verwaltung bischöflichen Fernbesitzes um 1400, in: Reinelde Motz-Linhart, Red., Tagungsbericht des 26. Österreichischen Historikertages Krems/Stein, 24. bis 28. September 2012. Veranstaltet vom Niederösterreichischen Landesarchiv und dem Verband Österreichischer Historiker und Geschichtsvereine, St. Pölten 2015, 92-103.

Paul Stepanek, Das Ende Freisings in Niederösterreich, in: Hubert Glaser, Hg., Hochstift Freising. Beiträge zur Besitzgeschichte, München 1990, 305-318.

Otto Friedrich Winter, Besitz- und Herrschaftsstrukturen in der Wachau auf der Basis von Königsschenkungen an baierische Stifte und Klöster, in: Helmuth Feigl, Hg., Die bayerischen Hochstifte und Klöster in der Geschichte Niederösterreichs. Vorträge und Diskussionen des siebenten Symposions des Niederösterreichischen Instituts für Landeskunde Waidhofen an der Ybbs, 7.-9. Juli 1986, Wien 1989, 157-167.

Bauhistorische/archäologische Literatur

NÖLA, FK Mappen OM 771.


Raimund Korner, Marktgemeinde Weißenkirchen in der Wachau (bis 1838 „Gemeinde Thal Wachau“) mit den Ortsteilen St. Michael, Wösendorf, Joching und Weißenkirchen. Chronik der Bewohner der alten Bürgerhäuser, o. O. 2013. (liegt im Gemeindearchiv Weißenkirchen auf und ist über diese Website auch online zugänglich)